Kehrwiederbox von Tim Mälzer und Fabio Haebel: „Die Solidarität ist einzigartig“
Im Lager der Bar und Destille „Drilling“ in Bahrenfeld werden die „Kehrwiederpakete” gepackt.
Foto: Wim Jansen
Bahrenfeld –
Im Lager der Bar und Destille „Drilling“ in Bahrenfeld türmen sich Kartons und Hamburger Köstlichkeiten bis zur Decke: Zurzeit werden fleißig „Kehrwiederpakete“ verpackt, die ersten Kisten wurden bereits ausgeliefert. Die Solidaritäts-Aktion der Szene-Gastronomen Tim Mälzer und Fabio Haebel war offenbar ein voller Erfolg.
Mit 3097 Exemplaren sind die limitierten Gourmet-Boxen (119 Euro), die mit Produkten von über 25 Hamburger Restaurants, Getränkeherstellern und Food-Manufakturen gefüllt sind, ausverkauft. Eigentlich waren nur 3000 Kisten geplant. „Das Bestellfenster war noch länger geöffnet und wir wollten den letzten Käufern ihr Paket nicht vorenthalten“, erklärt Fabio Haebel der MOPO.
Kehrwiederpaket ausverkauft: „Die Solidarität in Hamburg ist einzigartig“
Auch größere Bestellungen gab es: „Eine Hamburger Agentur hat gleich 14 Kisten für ihre Mitarbeiter bestellt“, so Haebel. „Die Solidarität in Hamburg ist wirklich einzigartig.“ 56 Prozent der Abnehmer kämen aus der Stadt, 42 Prozent aus dem Rest Deutschlands und immerhin zwei Prozent haben aus Österreich bestellt. Und eine nächste Runde ist gewiss: 2200 Interessierte stehen aktuell auf der Warteliste.
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Neben lauter Hamburger Leckereien haben sich die Käufer mit dem Kehrwiederpaket ein Kunstwerk nach Hause geholt: Das Design stammt nämlich von Björn Holzweg aus der Affenfaust Galerie und wird auf jede einzelne Box per Hand aufgesprüht. Elf zufällig ausgewählte Besteller bekommen das Design in goldener Farbe und erhalten ein extra Geschenk – was drin ist, soll aber einer Überraschung bleiben.
Kehrwiederpaket: Hamburgs Gastronomen erhalten Hilfe zur Selbsthilfe
Für die beteiligten Gastronomen, die ein Produkt zum Kehrwiederpaket beigesteuert haben, soll ein Umsatz von jeweils zwischen 13.000 und 16.000 Euro zusammengekommen sein. Daneben fließen rund 18.000 Euro in den Hilfsfonds, der bereits für die Aktion „Kochen für Helden“ ins Leben gerufen wurde.
Direkt rausgehauen werden soll das Geld aus dem Fonds aber nicht. „Wir haben dafür mehrere Verwendungen und wollen nicht einfach Geld auszahlen, sondern Hilfe für Selbsthilfe schaffen“, erklärt Haebel. Demnach soll beispielsweise ein Portal eingerichtet werden, worüber Gastronomen kostenlose Beratungen in Anspruch nehmen können. Zudem sei eine gemeinsame Aktion mit der Hamburger Initiative „PayNowEatLater“ geplant, deren Gutscheinbeträge verdoppelt werden sollen.
Tim Mälzer: „Wir wollten zeigen, dass Gastronomie systemrelevant ist”
Den beiden Initiatoren war es wichtig, mit ihrer Soli-Aktion ein Zeichen zu setzen. „Wir wollten mit dem Projekt zeigen, dass die Gastronomie systemrelevant ist. Obendrauf ist die Aktion ein wunderbares Aushängeschild für die Stadt“, so Mälzer im Gespräch mit der MOPO.
Obwohl vielen Betrieben das Wasser bereits bis zum Hals stehe, spricht sich der Fernsehkoch dafür aus, die Gastronomie erst Ostern wieder zu öffnen. „Ich hoffe, dass die Teilöffnung nicht so bald kommt – dann lassen sich die Leute nicht mehr bremsen.“ Und bei einem dritten Lockdown sei irgendwann die Motivation dahin.