• Macht Pop im Klassik-Tempel: die Hamburger Band Tonbandgerät
  • Foto: Alex Bach/hfr

„Keiner kommt“-Festival: Tonbandgerät: „Wir wollen spielen und können nicht“

Viele Branchen kämpfen gerade um ihr Überleben. Besonders hart trifft es den Kulturbetrieb, in dem viele Kunstschaffende oft unterbezahlt und selbstständig arbeiten. Doch Zeiten großer Not bringen oft auch das Beste in den Menschen hervor. Eine Idee des Vereins MenschHamburg: Ein Festival, bei dem Eintrittskarten verkauft werden, das aber gar nicht stattfindet. Das „Eintrittsgeld“ soll Hamburgs Künstler in der Not retten. Was es mit der Aktion auf sich hat, erklärt die Gitarristin der Hamburger Popband „Tonbandgerät“ Sophia Poppensieker im MOPO-Interview.

MOPO:Wie kommt es, dass deine Band Tonbandgerät auf einem Festival zwar nicht auftritt, ihr aber trotzdem dafür werbt?

Poppensieker: Unser Sänger Ole wurde gefragt und meinte zu uns: ob wir bei einem Festival mitspielen wollen, das es gar nicht gibt? Als er uns die Idee erklärt hat, dachten wir, dass das eine sehr gute Idee ist. Das ist ja auch bezeichnend für das Problem, was alle gerade haben: Die Musiker und Schauspieler wollen spielen und können nicht. Die Fans wollen uns angucken und können nicht. Da sind wir ja alle im gleichen Boot.

„Keiner kommt, alle machen mit“-Festival im Mai nicht in Hamburg

Seid ihr selbst von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen und wie geht ihr damit um?

Wir als Band sind direkt noch nicht betroffen, weil wir gerade keine Konzerte geplant haben, die ausfallen. Unser Festivalsommer geht erst im Juni los, wir wissen noch nicht, ob das stattfindet. Wir wollten eigentlich gerade im Studio sein und ein neues Album aufnehmen, das geht natürlich  jetzt nicht. Im Herbst wollten wir eigentlich auf Tour gehen. Was damit ist? Mal schauen.

Wer profitiert von den Einnahmen des Festivals, das es gar nicht gibt?

Ich bin mit in der Jury, die sich darum kümmert. Es ist nicht so, dass die Künstler, die auf dem Flyer stehen, direkt das Geld bekommen. Das Geld, was wir damit einnehmen, geht in einen Topf. Die Einnahmen werden anschließend gedrittelt und auf die Bereiche Theater, Literatur & Film und Musik aufgeteilt.

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Wie läuft das genau ab?

Es gibt ein 15-köpfiges Gremium, bei dem unter anderem Rolf Zuckowski dabei ist. Auch der Hamburger Rapper Disarstar ist Teil der Jury. Alle Kunstschaffenden können sich auf der Seite keinerkommt.de bewerben und wir entscheiden dann gemeinsam, wie das Geld verteilt wird. Am 12. Mai (der Tag des Festivals, Anmerkung, die Redaktion) wird bekannt gegeben, wie der Spendenstand ist.

Wann erreicht das Geld die Künstler?

Ich hab leider auch noch keine Infos, wann die Spendengelder dann auch wirklich bei den Organisationen und Künstlern ankommen werden, aber ich denke mal, dass alle dafür sorgen werden, dass das schnell passiert. 

Tonbandgerät: „Jeder sollte versuchen nicht in Panik zu geraten“

Was passiert dann eigentlich am 12. Mai, wenn es gar kein Festival gibt?

Das weiß man nicht, vielleicht kommen ja die Beatles (lacht). Es wäre ja schön, wenn irgendwas passiert. Vielleicht gibt es ja eine Überraschung

Was ist euer Gebot der Stunde?

Wenn es eine Sache gibt, ist das die: Man sollte sich auf jeden Fall informieren, aber jeder muss auch seine eigene mentale Gesundheit im Blick behalten und versuchen, durch die vielen Informationen nicht in Panik zu geraten. Etwas Schönes Kochen, etwas machen, was man sonst nicht macht. Sich einfach Zeit für schöne Dinge zu nehmen, das ist wichtig.

Freut ihr euch auf den 12. Mai?

Wir freuen uns über jeden, der Lust hat, mit uns nicht zu kommen.

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