Kiez und Schanze: Experte: So gefährlich sind die Partys wirklich

    Während Partywütige an den Wochenenden wieder über Kiez und Schanze ziehen, bleiben die Corona-Zahlen konstant auf einem niedrigen Niveau – und das obwohl weder Maske getragen noch die Abstände eingehalten werden. Während in anderen Großstädten versucht wird, die Party-Hotpots zu entzerren, hat Hamburg noch keine klare Strategie. Aber wie gefährlich sind die Freiluft-Partys tatsächlich?

    Am Montag gab der Hamburger Senat bekannt, dass alle Sportevents wie Triathlon, Marathon und Cyclassics abgesagt werden. Der Grund: Das Ansteckungsrisiko unter den Zuschauern sei zu hoch, die Kontakt-Nachverfolgung nicht gewährleistet.

    Doch anders sieht es auf den Hamburger Partymeilen derzeit auch nicht aus, denn am nächsten Morgen bekommt vermutlich kein Mensch die Kontakte des Vorabends noch zusammen. 

    Der Hamburger Arzt Jonas Schmidt-Chanasit vom Tropeninstitut erklärt der MOPO: „Unter freiem Himmel sind die Aerosole eher nicht das Problem, sondern die Tröpfchen.“ Mit genug Abstand wäre das Freiluft-Feiern also gar nicht so problematisch.

    Derzeit ist Ansteckungsgefahr im Freien gering

    „Die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person unter den Feiernden ist, ist angesichts der niedrigen Zahlen momentan gering“, sagt der Experte. „Das kann sich aber schnell wieder ändern.“ Es müsse sich nur ein infizierter Mensch unbewusst unter das Partyvolk mischen und das Cornern mutiert zu einer „Superspreader“-Veranstaltung.

    Jonas Schmidt-Chanasit, Arzt beim Tropeninstitut in Hamburg.

    Jonas Schmidt-Chanasit, Arzt beim Tropeninstitut in Hamburg.

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    imago images/teutopress

    Gerade junge Menschen halten sich momentan gerne in der Schanze auf, trinken und lachen zusammen. Die Feierlust der jungen Generation sollte nicht unterdrückt, sondern eher gezielt geplant werden. Sonst würden viele Jugendliche, durch Corona-Partys in die Illegalität gedrängt, erklärt Schmidt-Chanasit.

    Hamburg: Corona-Test vorm Feiern

    Der Experte stellt sogar eine Möglichkeit vor, um auch die Hamburger-Clubs wieder zu öffnen: „Mit Kartuschentests könnte eine Freiteststrategie entwickelt werden.“ Diese Corona-Tests können innerhalb einer Stunde ausgewertet werden. 

    Bedeutet: Feste Partytermine, eine Stunde vor Partystart testen lassen, Einlass nur mit negativem Ergebnis. Dafür bräuchte es eine örtliche Teststation. „Das Ganze ist nur eine Geldfrage – die Tests kosten circa 30 Euro. Die Politik muss hier eine Lösung finden, technisch ist das möglich“, sagt Schmidt-Chanasit.

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    Auch andere Städte versuchen der Partymeute Herr zu werden, indem sie Ausweichmöglichkeiten anbieten. In Köln wurde beispielsweise ein Pop-up-Biergarten auf einer teilweise gesperrten Straße errichtet. In München werden Gebühren für die Außenbereiche der Gastronomie erlassen und auf Parkplätzen zusätzliche Sitzmöglichkeiten im Freien geschaffen.

    Hamburger Linke: Mehr Freiflächen zur Schanzenentlastung

    Dazu passt auch die Idee der Hamburger Linken, die ein Problem darin sehen, dass sich die Feiernden nur auf wenige Standorte in der Stadt konzentrieren.

    Deniz Celik, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linken, schlägt daher beim NDR vor, große öffentliche Plätze wie das Heiligengeistfeld an Wochenenden in Zusammenarbeit mit der Club-Szene attraktiv für junge Leute zu gestalten. Ob dies die dringend notwendige Entlastung für die Schanze bietet ist offen. Der Pop-up-Biergarten in Köln führte am ersten Wochenende nicht zu einer Entlastung der Partymeile.

    Hamburger Senat fühlt sich nicht zuständig

    Warum der Senat am Montag die Sportevents abgesagt hat, bei den Party-Zonen aber keine klare Regelung treffen kann, bleibt offen.

    Für die Themen Alkoholverbot in den Kiosken, begrenzten Ausschank in den Lokalitäten und weiteren Maßnahmen fühlte sich auf MOPO-Nachfrage weder der Senat noch die Innenbehörde verantwortlich. Da es sich um ein lokales Problem handelt, müsse der Bezirk sich dieser Thematik annehmen.

    Wichtig bleibt weiterhin: „Die jetzige Lage kann sich schnell wieder ändern“, erklärt Schmidt-Chanasit. Unklar bleibt auch, wie sich die Lage in Hamburg nach den Ferien mit den zunehmenden Reiserückkehrern entwickeln wird.

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