Corona-Politik in Hamburg: Diese „Schulöffnung“ ist ein schlechter Scherz
„Ab heute geht jedes Hamburger Schulkind wieder in die Schule“ – so wird sich Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Montag öffentlich loben. Was für ein Quatsch! Diese „Schulöffnung“ ist nicht mehr als ein PR-Manöver.
Ihren letzten Schultag hatte unsere Tochter (6) am 28. Februar. Heute geht es also endlich wieder los. Bislang sah ihr Stundenplan so aus: Mo-Do 8-16 Uhr, Fr 8-13 Uhr. Der „neue“ Stundenplan geht so: Mo 10-14 Uhr, der Rest der Woche: fällt aus. Das Gleiche gilt für die meisten Grundschulkinder – und hat mit Schule, mit Bildung, nichts zu tun. Und auch nicht mit Entlastung der Eltern kleiner Kinder.
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Der Senat begründet das mit den geringen Kapazitäten und den hohen Hygieneanforderungen. Komisch: In anderen Bundesländern ist viel mehr Schule möglich, in anderen Staaten wie Dänemark oder Norwegen kann man sich seit Wochen anschauen, wie das geht. In Hamburg dagegen scheint man sich lieber in die Sommerferien retten zu wollen, die ja glücklicherweise Ende Juni starten.
Andere Länder zeigen: Schulöffnungen erzeugen keine Infektionswellen
Dabei zeigen die skandinavischen Länder, dass die Öffnungen von Kitas und Schulen keine neuen Infektionswellen erzeugen. Und Antikörpertests in Stockholm legten jetzt offen, dass sich dort viel weniger Kinder als Erwachsene infiziert haben – trotz dauerhaft geöffneter Kitas und Schulen.
Auch die Lockerungs-Erfahrungen in Deutschland zeigen: Das Problem sind Gottesdienste (wie seit Beginn der Pandemie bekannt, erlaubt werden sie trotzdem) und Gruppen in Innenräumen, etwa in Restaurants. Von großen Ausbrüchen in Kitas und Schulen ist bislang nichts bekannt.
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Doch auch die Kitas sind weiter für die meisten Kinder dicht. Bei uns zum Beispiel ist ein Elternteil komplett mit der Betreuung der drei Kinder beschäftigt, an Arbeit oder Homeoffice ist nicht mal entfernt zu denken. Und so geht es Tausenden Familien in Hamburg. Da mag der geplante 300-Euro-Bonus pro Kind von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) eine nette Geste sein. Was Hamburgs Eltern aber wirklich brauchen, sind offene Schulen und Kitas. Die rigorosen Sperrungen sind vor dem Hintergrund der niedrigen Corona-Zahlen und der riesigen ungenutzten Test-Kapazitäten schlicht nicht mehr zu rechtfertigen.