Lockdown-Plan: Frisöre sollen früher öffnen – und was ist mit Kitas und Schulen?

Kommentar –

Viele Eltern und Kinderpsychologen, die gerade Nachrichten lesen, dürften fast vom Stuhl fallen: Der Lockdown wird verlängert, das Kanzleramt kämpft (wie schon im Frühjahr) mit aller Macht gegen die Öffnung von Schulen und Kitas – aber die Frisöre, die sollen wieder öffnen. Ernsthaft?

Ist den Regierenden eigentlich klar, welches Signal sie damit an die Familien im Land senden würden? Also nicht, dass Frisuren unwichtig wären. Grad gestern haben wir wieder herzlich gelacht in der Videokonferenz – über den Selfmade-Mönchsschnitt des Chefs, die 70er-Jahre-Matte des Ressortleiters und die Vorteile, die aktuell Pferdeschwanz und Glatze bieten.

Lockdown-Gipfel: Frisöre sollen früher öffnen

Und ja, geschnittene Haare können auch eine Frage der Würde sein, vor allem, wenn man niemanden hat, der sie einem zumindest halbwegs zurechtstutzt. Aber derzeit geht es um die Frage, ob Kinder lebenslange Bildungslücken davontragen, um Vernachlässigung, Kindeswohlgefährdung, gravierende psychische Schäden.

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Hamburg hat, anders als viele andere Bundesländer, noch nicht mal die Kontaktbeschränkungen für Kleinkinder gelockert – viele sind seit Wochen völlig isoliert von Gleichaltrigen. Es gibt weder einen Termin noch eine klare Perspektive, wie es weitergeht. Und wir wollen ernsthaft das ganze Land ab dem 1. März zum Frisör schicken, wo sich Ansteckungen genauso wenig ausschließen lassen wie in der Schule oder in der Kita? 

Statt im Kanzleramt soll laut Entwurf des Gipfeltreffens heute künftig wieder in den Bundesländern über die Kinder entschieden werden. Im Frühjahr, als Lockdown-geplagte Eltern geschockt darauf reagierten, dass Frisöre und Geschäfte vor Kitas und Schulen öffneten, wurde mit großer Geste in Hamburg und im Bund versprochen: Das passiert nicht noch mal, Kinder haben absolute Priorität. Es wäre schön, wenn dieses Versprechen überall eingehalten würde.