Weihnachten in Zeiten von Corona: Es gibt Hoffnung – wenn wir aus Fehlern lernen
Boah. Sind Sie auch so erschöpft? Das Land taumelt dem alljährlichen Besinnlichkeits-Endspurt entgegen wie ein Boxer vor dem letzten Gong. Hinter uns liegen ein monatelanger Virologie-Crashkurs für 82 Millionen. Ständige Verunsicherung. Sehr viele Debatten, Streit, Aufregung, Angst. Viele Tausend Tote. Sehr viel Stress für Familien, sehr viel Einsatz. Tja, und was kann nun die „frohe Botschaft“ sein, heute, an Heiligabend? Wie wäre es hiermit: Wir kriegen das hin. Und für das nächste Jahr lernen wir aus dem, was zuletzt schieflief.
Die wichtigste Lektion bekommen wir zurzeit auf die harte Tour: 962 Corona-Tote wurden allein gestern in Deutschland gezählt. Die Intensivstationen werden voller und voller. Insgesamt sind nun rund 28.000 Menschen in Deutschland in Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Weltweit sind es nach offiziellen Zahlen 1,7 Millionen. Und diese Statistik wird sich noch mindestens wochenlang dramatisch weiterentwickeln. Das ist simple Mathematik. Die Zahl derer, die darüber diskutieren wollen, ob dieses Virus nun überhaupt existiert oder gefährlicher ist als eine Grippe oder nicht, scheint mir angesichts dessen rückläufig zu sein.
Weihnachten in Pandemie-Zeiten: Wir haben es in der Hand
Halleluja. Das wäre gut. Weil es unsere wertvolle Zeit und Energie sparen würde.
Und die brauchen wir, um uns auf das zu konzentrieren, was in den nächsten Monaten entscheidend sein wird. Zum Beispiel das hier:
UNSER Handeln entscheidet.
Darüber, wie gut wir durch diesen ganzen Schlamassel kommen. Also: JEDER EINZELNE von uns. Nicht in erster Linie die Politik. Die soll uns Leitplanken geben und wirtschaftlich absichern, so gut es nur geht. Komplexe und gewaltige Prozesse managen, möglichst besser als zuletzt. Aber mehr ist von der Politik nicht zu erwarten.
Corona in Hamburg: Verantwortung übernehmen und andere schützen
Das ist natürlich blöd, weil Verantwortung zu übernehmen ganz schön anstrengend sein kann. Und es viel angenehmer ist, sich darüber auszulassen, was „die da oben“ alles so falsch machen. Aber die Faktenlage ist, was das angeht, ja nun mal glasklar: Wer sich und andere schützen will, muss im Moment persönliche Kontakte vermeiden, wo er nur kann. Und wenn Millionen Menschen sich denken: Was macht es schon aus, wenn ich mich mal eben mit Kumpel Manni treffe, dann lautet die Antwort eben: viel. Insofern hoffe ich, dass Sie nicht gerade zu zehnt um den Kamin herumsitzen, und diesen Text als Anzünder benutzen … .
Keine Grundsatz-Debatten sondern konstruktive Vorschläge
Wir dürfen und müssen uns streiten.
Über die Qualität politischer Entscheidungen. Über die Regeln für das Miteinander. Über die Schwerpunktsetzung bei Hilfsmaßnahmen. Über die strategischen Details, um die Menschen bestmöglich zu schützen und den wirtschaftlichen Schaden bestmöglich zu begrenzen. Aber wir dürfen uns nicht länger in Scheindebatten verwickeln lassen, die von politischen Hasardeuren angezettelt werden.
Corona ist da. Corona verbreitet sich.
Corona tötet. Wir müssen darauf drastisch reagieren. Das ist gesetzt. Und es sind eben nicht „nur ein paar Alte“, die „eh schon fast tot sind“. Und es ist eben nicht alles „übertrieben“. Und es ist auch keine „Diktatur“, die diese Maßnahmen umsetzt, es ist die gewählte Regierung dieses Landes, die sich schlingernd und beizeiten unsouverän zwar darum bemüht, durchzukommen. Wir brauchen keine Grundsatz-Debatten mehr zu diesen Fragen. Wir brauchen konstruktive Vorschläge auf Basis dieser Faktenlage.
Politik in Corona-Zeiten: Das brauchen wir jetzt
Wir brauchen politische Vernunft und kein Schaulaufen.
Wer kleingeistig und opportunistisch in dieser Krise seine politische Klientel bedienen will, wird scheitern. Christian Lindners Eiertanz durch die vergangenen Monate, seine Phrasendrescherei („Wir müssen jetzt schnellstmöglich aus dem Lockdown!“) – sie hat keinen spürbaren Erfolg für die FDP gebracht, aber die Vorurteile über die Heißluftgebläse-Funktion ihres Chefs eindrucksvoll untermauert.
Ministerpräsidenten wie Herr Kretschmer, die sich unbedingt als selbstbewusste, nonkonforme Macher-Typen etablieren wollten, zerredet und gebremst haben, wenn schnell und entschlossen hätte gehandelt werden sollen, sind krachend gescheitert.
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In den AfD-Hochburgen tobt das Virus derweil entfesselt. Und das kann niemanden wundern, der das Treiben der Partei auch nur am Rande mitverfolgt. Dass sie noch immer in den Umfragen bei zehn Prozent liegt – das lässt sich nicht verargumentieren, das muss man wohl einfach hinnehmen. Vermutlich könnten Gauland, Höcke und Co. auch Babykätzchen vor laufender Kamera den Hals umdrehen, und das würde sich nicht ändern.
Gewalt, Sucht, soziale Probleme: Die Schwachen schützen
Wir müssen achtsam sein, gegenüber den Schwachen.
Denn dieses Virus ist zutiefst ungerecht. Die Reichen sind in der Krise oft reicher geworden. Die Einsamen noch einsamer. Der Lockdown lässt sich im 200-Quadratmeter-Loft mit Dachterrasse besser aushalten als in der Sozialbauwohnung. Bei manchen steigt ohne Ausgleich der Druck. Häusliche Gewalt. Alkoholismus. Eskalierende psychische Erkrankungen. Alleinerziehende, die plötzlich keine Kinderbetreuung mehr haben. Wer prekär beschäftigt ist, für den gibt’s kein Homeoffice, der muss zur Arbeit. Nicht im eigenen Auto. In der vollen Bahn. Und der steckt sich häufiger an.
Solidarität: Gemeinsam gegen das Corona-Virus
Es gibt für diese Effekte keine einfachen Lösungen. Aber wir müssen aufpassen auf diese Leute, wir müssen an sie denken, wenn Hilfe verteilt wird und andere eher gehört werden, weil sie näher an den Hebeln der Macht stehen. Und wir müssen hingucken. Und selbst die Hand reichen, wo wir nur können.
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Wir müssen wieder reden miteinander. Runter von den Barrikaden. Es geht nicht gegeneinander. Es geht gegen das Virus. Es bleibt bei dem, was schon im März feststand: Nur Solidarität kann unsere Probleme lösen. Populisten wollen spalten. Aber es gibt eigentlich gar keine gegensätzlichen Interessen. Wenn wir die Ausbreitung des Virus nicht eindämmen, geht alles den Bach runter. So einfach ist es dann doch am Ende.
Die MOPO wünscht „Frohe Weihnachten“
Wenn Sie beten in diesen Tagen, dann bitte dafür, dass wir schnell und überall ausreichend Impfstoffe haben. Dass die tapferen Menschen in der Alten- und Krankenpflege durchhalten in ihrem Marathonlauf und Kampf um jedes Leben. Und für die, denen es besonders schlecht geht bei uns und auch jenseits unserer Grenzen, wo direkt hinter der Normalität das pure Elend beginnt. In der Beilage unserer Weihnachts-MOPO (an allen Feiertagen am Kiosk) zeigen wir Ihnen Menschen, die helfen und die unser aller Unterstützung verdient haben. Ganz im Sinne der „frohen Botschaft“.
Ihre MOPO wünscht Ihnen ein wunderbares Weihnachtsfest! Sammeln Sie ein wenig Kraft, wenn es geht. Passen Sie auf sich auf. Und gern auch auf andere.