Nach Debatte um Polizeieinsatz: In Hamburg lebende Migranten in großer Sorge
Acht Polizeikräfte umzingeln einen 15-Jährigen, schließlich liegt er am Boden – dieser Vorfall sorgt seit Montag für Aufregung in Hamburg. Der Vorfall bereite den in Hamburg lebenden Migranten große Sorgen, haben türkische Vereine nun erklärt. Am Donnerstag habe es deshalb ein Gespräch mit dem Innensenator und dem Polizeipräsidenten gegeben.
„Der Vorfall von Montag hat uns alle erschüttert. Es gilt, dies aufzuklären“, sagte Murat Kaplan, Vorsitzender der „Türkischen Gemeinde Hamburg und Umgebung e.V.“ am Sonntag in Hamburg.
Nach Polizeieinsatz in Hamburg: Das sagt die türkische Gemeinde
Darum geht es: Am Montag fuhr Kadir H. (15) in der Straße Kohlhöfen (Neustadt) wie einige Tage zuvor verbotenerweise mit einem E-Roller auf dem Bürgersteig. Dem Stadtteilpolizisten, der ihn daraufhin anhielt, soll er seine Personalien verweigert haben. Der Beamte rief Verstärkung. Was dann passierte, wurde von einer Passantin gefilmt und ins Internet gestellt. Der Polizei wird seitdem Unverhältnismäßigkeit vorgeworfen.
„Es hat uns im höchsten Maße verunsichert und unser Vertrauen in die Polizei verletzt“, heißt es in einer Pressemitteilung der „Dialogplattform der türkischsprachigen Vereine in Hamburg“, zu der auch der Verein „Türkische Gemeinde in Hamburg und Umgebung“ gehört.
Hamburg: 15-Jähriger von acht Polizisten umzingelt
Das Treffen von Mitgliedern der türkischen Community mit Innensenator Andy Grote und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer sei erfolgreich gewesen. Alle Gesprächsteilnehmer seien sich über die Brisanz einig gewesen und hätten schnellstmögliche Lösungsstrategien gefordert.
Wie überall gebe es auch in der Hamburger Gesellschaft Rassismus, so Murat Kaplan. „Wir fordern eine schnellstmögliche Etablierung der Antidiskriminierungsstelle, die im Landeskoalitionsvertrag verankert werden muss. Auch eine Diversität bei der Polizeiorganisation würden wir sehr willkommen heißen“, ist in der Pressemitteilung zu lesen. Polizisten sollten in der Aus- und Weiterbildung für dieses Thema sensibilisiert werden.
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Die Vereine hoffen auf Dialog. „Gleichwohl möchten wir auch nicht, dass ein negatives Image der Polizei entsteht, denn nach wie vor ist die Polizei eine vertrauensgebende Instanz, die uns ein Sicherheitsgefühl vermittelt“, heißt es in der Erklärung. Aus diesem Grund wolle man die Polizei weiterhin an seiner Seite wissen und sei für konstruktives Arbeiten mit der Polizei jederzeit bereit. (paul)