„Paten von St. Pauli“: Wie der letzte deutsche Kiez-Pate der Polizei entkam
Die MOPO lässt in der Serie „Paten von St. Pauli“ zwielichtige Kiez-Größen aufleben, legendäre Fehden Revue passieren und zeigt seltene Fotos. In dieser Folge blicken wir auf den letzten deutschen Kiez-Paten Ringo K. zurück.
Klein ist er: „Ringo“ K. misst gerade mal 1,67 Meter, doch auf St. Pauli war er ein Jahrzehnt lang ein ganz Großer. Als er 1993 wegen Kokainhandels sechs Jahre nach Santa Fu geschickt wurde, ging eine Ära zu Ende. Der letzte Deutsche, der den Namen „Kiez-Pate“ verdient hatte, trat ab.
So entkam der Hamburger Kiez-Pate Ringo K. der Polizei
Als der ehemalige Seemann und Fischer Ende der 60er Jahre auf St. Pauli anlandete, war die Ludenwelt noch in bester Ordnung. Pate „Frida“ Schulz, der unumschränkte Herrscher über die Reeperbahn, konnte ehrgeizige Jungs immer gebrauchen.
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Schon 1970 kam „Ringos“ Bewährungsprobe: Er soll zusammen mit „Stotter-Harry“, „Dakota-Uwe“ und „Tabak-Ilja“ mitten am Tag in der Friedrichstraße den Gangster Sergio di Cola erschlagen haben. Der Italiener wollte Zuhältern Mädchen abwerben. Doch „Ringo“ war nichts nachzuweisen, er kam mit ein paar Monaten Knast davon.
So kämpfte sich Ringo K. auf dem Kiez nach oben
In den nächsten Jahren kämpfte sich Reinhard K. nach oben, mit verschachtelten Beteiligungen an Bordelletagen, Steigen und Lokalen war er 1980 schon an der Spitze der Nahrungskette auf St. Pauli angelangt. Sein Titel: „Pate vom Hans-Albers-Platz“.
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Als St.-Pauli-Killer Pinzner sein Unwesen trieb, geriet „Ringo“ ins Visier der Kripo. Bei einer Großrazzia 1986 entkam Reinhard K. filmreif über das Dach seiner „Kommandozentrale“, der Kneipe „Chicago“ am Hans-Albers-Platz und flüchtete nach Costa Rica.
Reporter der MOPO fanden den Kiez-Paten in Costa Rica
Dort fanden ihn Reporter der MOPO, später schlug eine Sondereinheit zu, durchsiebte mit UZIs den Oldsmobile Toronado, mit dem „Ringo“ unter Palmen entlangkurvte.
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Doch nach der Auslieferung nach Hamburg kam Reinhard K. glimpflich davon: drei Jahre Knast, weil er den „Smith & Wesson“-Revolver beschafft hatte, mit dem Pinzner im Polizeipräsidium gemordet hatte. Der „Freitod“ eines Belastungszeugen in Farmsen kam „Ringo“ dabei sicherlich zupass.
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Kaum aus der Haft entlassen, ging er zurück auf den Kiez: als „Musikberater“ seines alten Ladens „Chicago“. Da verkehrten plötzlich Promis wie Maler Jörg Immendorf oder Udo Lindenberg, es war schick geworden, mit Gangstern zu feiern.
Doch der Laden lief nicht. Nach dem dilettantischen Versuch, ins Kokaingeschäft einzusteigen, wurde „Ringo“ 1993 zu sechs Jahren Knast verurteilt.
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