Hamburger Politikerin sicher:: Rassismus-Proteste werden die Gesellschaft verändern!
Hamburg erhebt sich gegen Rassismus. Rund 14.000 Menschen sind am Samstag gegen Diskriminierung und Polizeigewalt auf die Straße gegangen, in ganz Deutschland und anderen Ländern waren es weitere zehntausende Demonstranten – trotz der Corona-Gefahr.
Das Virus schreckt die Protestler nicht ab, sie wollen gesehen und gehört werden. Auch wenn es sich bei einigen „silent demos“ um einen stillen, fast schon andächtigen Protest handelte. Allerdings mit Wut im Bauch.
Rassismus: Deswegen ist der Protest so groß
Anlass für die Proteste ist bekanntlich der Tod des Afroamerikaners George Floyd, der am 25. Mai in den USA starb, nachdem ihm ein Polizist minutenlang ein Knie auf den Hals gedrückt hatte. „Black Lives Matter“, „Justice“ und „Enough is enough“ waren auf den Plakaten vieler Demonstranten zu sehen.
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„Der Protest ist so groß geworden, weil es viel Ungerechtigkeit, Diskriminierung und auch brutalen Hass auf der Welt gibt“, sagt Mareike Engels. Die Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete macht aktuell ihren Master in Soziologie und versucht die Ursache für die gigantische Protestwelle, die seit Tagen – auch in Hamburg – stattfindet, zu erklären.
Rassismus: Erfolg ist von Herkunft abhängig
Nicht nur in den USA, auch in anderen Ländern gebe es gravierende Ungerechtigkeiten, weil unter anderem Erfolg von Herkunft und Aussehen abhängig sei. „Auch in unserer Gesellschaft gibt es Probleme mit Rassismus. Es ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dies weiterhin zu bekämpfen und für noch mehr Gerechtigkeit zu sorgen“, so Engels. Und das nicht nur auf dem Papier, sondern im Alltag.
Die Politikerin ist davon überzeugt, dass Proteste die Gesellschaft nachhaltig verändern. „Bereits vor den Ereignissen in den USA hat die rassistisch motivierte Tat in Hanau unsere Gesellschaft aufgerüttelt“, so Engels.
Proteste trotz Corona: Das ist wichtig
Damals sei erneut klar geworden, dass es dringend nötig ist, zusammenzustehen, dass der Anschlag auf Menschen mit Migrationshintergrund ein Problem ist, das alle etwas angehen muss. „Corona hat die Debatte unterbrochen, sie war jedoch nie weg und kommt nun mit aller Wucht wieder“, sagt Engels.
Ist der notwendige Protest in der Corona-Zeit denn vertretbar? Aus ihrer Sicht schon. „Das Versammlungsrecht ist ein hohes Gut, das gewahrt werden muss“, so Engels. Sie habe den Eindruck, dass die meisten Menschen sehr verantwortungsvoll damit umgehen, Masken tragen und Abstand halten. „Natürlich ist der Protest aufgrund des Infektionsrisikos eine schmale Gradwanderung. Deswegen ist es gut, dass der Protest sich auch in den digitalen Raum verlagert“, sagt sie.