Hamburgs Trostlos-City: Wie kommt hier endlich Leben rein?
Online-Shopping, Leerstand, Corona-Krise – die Hamburger Innenstadt kämpft an vielen Stellen ums Überleben. Nach der Hamburger Handelskammer hat jetzt auch die CDU-Fraktion ihr Konzept für die Zukunft der City vorgestellt. Sie fordert: Die Gestaltung der Innenstadt muss zur Chefsache werden.
„Ein paar Straßen für den Autoverkehr zu sperren reicht nicht“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering bei der Vorstellung des Konzepts. Die Pandemie werde den Druck auf die Innenstadt weiter erhöhen.
„Wir fordern einen Innenstadtbeauftragten“, so Anke Frieling, Sprecherin für Stadtentwicklung der CDU-Fraktion. „Wichtig ist auch, dass Innenstadt und HafenCity möglichst bald stärker zusammenwachsen.“
Hamburgs Innenstadt in der Krise
Die Innenstadt hatte schon vor der Pandemie ihre Probleme. Jenseits von Essen gehen und Shoppen fand dort kaum noch Leben statt. Hinzu kommt die Konkurrenz der Online-Händler. Gleichzeitig steigen die Ladenmieten.
Während der Pandemie wirkt die Mönckebergstraße nun oft wie ausgestorben. Die einst großen Anziehungspunkte Karstadt Sports und Kaufhof sind nur noch leere Gebäudehüllen. Manche befürchten, die HafenCity könnte der Innenstadt bald den Rang ablaufen.
MOPO-Kommentar: Diese City braucht kein Hamburger
Ein Jahr lang hat die Elb-CDU an ihrem Konzept gefeilt und sich mit rund 80 Akteuren über die Lage in der Innenstadt ausgetauscht. Bei der Präsentation am Montag griffen Thering und Frieling dann teils doch auf Altbewährtes zurück. „Was schon mal im Gespräch war, muss ja nicht schlecht sein“, so Thering zur MOPO.
Mehr Grün, mehr Gastro, mehr Genuss
Die Untertunnelung der Willy-Brand-Straße ist seit Jahren in der Debatte. Oben sollen Radfahrer Platz finden und Fußgänger durch eine grüne Parkanlage flanieren, unten drunter fließt der Verkehr.
Die Umgestaltung der Alsterpromenade – eine Idee von 2018 – findet sich ebenfalls im Konzept. Mehr Platz für Gastronomie, Anlegestellen oder einen Strandclub soll her, mit längeren Steganlagen und zusätzlichen Pontons auf der Ostseite.
Rot-Grün hat Vorschläge schon einmal abgelehnt
SPD und Grüne hatten beide Vorschläge schon einmal vor Jahren abgelehnt. Der Tunnel sei in der Umsetzung zu schwierig, die Elemente der Alsterpromenade würde zu weit auf die Wasserfläche hineinragen und das Erscheinungsbild stören.
Markthalle, Konzerte, Wohnen: Konzept für Hamburgs Innenstadt
Bei genauerer Betrachtung gibt es dann auch ein paar neue Ideen. Die CDU will das Wohnen in der Innenstadt für Senioren attraktiver machen, schließlich sei hier vieles auf kurzen Wegen erreichbar.
Dazu soll auch eine große Markthalle nach dem Vorbild von Lissabons berühmtem „Mercado de Ribeira“ beitragen.
Potential dafür sehe Thering auf dem Domplatz oder auf freien Flächen in der HafenCity. Die Mönckebergstraße soll mit einem Band aus grünen Hecken und Sträuchern in der Mitte aufgewertet werden.
Auf dem leerstehenden Karstadt-Sport-Gelände, schlägt die CDU den Bau einer Konzerthalle vor, wie sie aktuell am Diebsteich geplant ist.
Mitten in der Pandemie: Wer soll das alles bezahlen?
Neue Attraktionen für die Hamburger City gut und schön, aber wer soll das bezahlen – mitten in der Krise? „Wir wollen als erstes jetzt die Maßnahmen umsetzen, die schnell umgesetzt werden können und nicht so kostenintensiv sind“, sagt Thering.
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Um die Attraktivität in der Innenstadt zu steigern, müsse man auch ein bisschen Geld in die Hand nehmen. „Das wird sich wieder einspielen, wie bei der Elbphilharmonie. Natürlich muss der Bund auch helfen“, so Thering. Die CDU will einzelne Maßnahmen als Anträge in die Bürgerschaft einbringen, um das Thema immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen.
Hamburger Handelskammer mit eigenem Konzept
Auch die Hamburger Handelskammer sorgt sich um die Innenstadt. Sie hatte in der vergangenen Woche schon ihr eigenes Konzept vorgestellt und schlägt zur Umsetzung die Gründung einer „Innenstadt GmbH“ vor.
In ihrem Konzept ist die City in elf Quartiere unterteilt, mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie „Ausgehen und Genießen“ oder „Kunst und Kultur“. Nur Gastronomie und Einzelhandel – das reiche nicht mehr