• Hansjörg Schmidt (45) ist neuer Kreisvorstand der SPD in Mitte.
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Hansjörg Schmidt: Wer ist der Nachfolger des mächtigen Johannes Kahrs in Mitte?

Als Johannes Kahrs (57) im Juni überraschend von allen politischen Ämtern zurücktrat, sorgte das für ein Beben in der SPD. Einer seiner Posten ist inzwischen neu besetzt: Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hansjörg Schmidt (45) ist neuer Vorsitzender in Hamburg-Mitte. Die MOPO traf Schmidt auf einen Kaffee, sprach mit ihm über das Kahrs-Erbe, die Krisenstimmung der Sozis in Mitte und in welcher Rolle er sich sieht.

Pünktlich um 8.30 Uhr wartet Schmidt schon in einem Café in Hammerbrook. Vor ihm steht eine Karaffe mit schwarzem Kaffee und ein Pastel de Nata, ein portugiesisches Blätterteigtörtchen. Eine Stunde nimmt sich er sich Zeit für die MOPO, bevor es zum Meeting in seine Firma geht. Schmidt ist studierter Informatiker und hat 2001 gemeinsam mit vier Kommilitonen eine Softwarefirma gegründet. Mit Herausforderungen kennt sich der neue SPD-Vorsitzende in Mitte also aus.

SPD-Mitte: Hansjörg Schmidt ist fasziniert von Technik

Technologie fasziniert den 45-Jährigen, der gleichzeitig in seiner Fraktion Fachsprecher für Medien und Wirtschaft ist. Mit seiner Frau und der 3-jährigen Tochter lebt der 45-Jährige in Horn. Auch zu Hause probiert er gern technische Neuerungen aus. „Unserer Kaffeemaschine kann ich von unterwegs sagen, wenn sie den Betrieb starten soll“, sagt Schmidt. „Manchmal muss ich meine Frau überzeugen, dass sie nicht sagt: Was hast du da wieder für einen Quatsch angeschleppt? Aber ich kann mein Licht und meinen Sound per Sprache zu Hause steuern.“

SPD zwischen Tradition und Moderne

Neben Solidarität im Umgang mit seinen Mitmenschen ist ihm auch eine Aufgeschlossenheit gegenüber Innovationen wichtig. „Wir müssen an der Stelle einfach mehr Gas geben und uns auch mehr zutrauen“,fordert Mittes neuer SPD-Chef.

Es gebe viele moderne, progressive SPDler aber auch sehr traditionelle, Mitte sei wie ein Schmelztigel. „Ich bekomme den Spagat ganz gut hin, denn ich komme aus Horn und habe dort eine eher traditionelle SPD, aber da ich auch viel Medienpolitik mache, habe ich ganz gut beide Welten im Blick und kann sie zusammenführen.“

Neuer SPD-Vorstand: Hansjörg Schmidt erwarten knifflige Aufgaben

Schmidts erste Aufgabe im Bezirk wird die Suche nach einem SPD-Direktkandidaten für die Bundestagswahl sein. „Wir haben vier Kandidaten, das sind alles vier gute Leute“, sagt Schmidt. Zur Wahl stehen Mitte-Bezirksamtsleiter Falko Droßmann, die Ex-Grüne Meryem Celikkol, Yannik Regh und Mahmut Cinar. Mitte November soll voraussichtlich eine Entscheidung fallen.

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Kahrs, Grothe und viele offene Fragen

Doch auf Schmidt kommen noch womöglich kniffligere Aufgaben zu. Vor ihm hatte Johannes Kahrs seit 2002 den Wahlkreis Mitte geführt. Kahrs hatte Einfluss und kein Problem zu polarisieren – auch in der eigenen Partei. Die linken Sozialdemokraten haderten mit ihm. Im „System Kahrs“ soll es stets ein ausgewähltes Netzwerk gegeben haben, das ihm bei der Durchsetzung seiner Vorstellungen half.

Dazu kommt noch die Grote-Party. Innensenator Andy Grote hatte während der Corona-Zeit Anfang Juni mit 30 Parteigenossen und Freunden in einem Club seine erneute Ernennung gefeiert. Parteiintern wird gemunkelt, dass jemand aus Mitte einen Tipp an die Presse gegeben haben soll. Das sorgt nicht gerade für eine vertrauensvolle Atmosphäre.

Neue SPD-Machtverhältnisse: „Johannes Kahrs war die Überfigur“

Bei diesem Thema verschränkt Schmidt die Arme. Er will als SPD-Vorstand im Bezirk die Machtverhältnisse ändern. „Johannes Kahrs war die Überfigur schlechthin, wir alle haben uns darauf verlassen, dass er mit seiner Autorität die Dinge geregelt bekommt“, sagt Schmidt. „Das wird es in dieser Form nicht nochmal geben, dass sich alles auf eine Person fokussiert. Wenn diese Person weg ist, entsteht ein Vakuum, dass schwer auszufüllen ist. Es geht darum Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen.“

Von sich selbst sagt Schmidt ganz klar „ich bin ein Teamplayer“. Auch als Geschäftsführer in seinem Unternehmen sei es ihm wichtig, immer wieder Leute zu motivieren, auf Neues zuzugehen. „Ich glaube, das hilft mir auch bei dieser Aufgabe“, sagt Schmidt.

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