Steuerbetrug in Millionen-Höhe: Zoll-Razzien in Europa: Die Ölspur führt nach Hamburg
In Hamburg, Deutschland und ganz Europa hat es am frühen Mittwochmorgen zahlreiche Razzien des Zolls in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft und Eurojust, einer Justizbehörde der Europäischen Union, gegeben – es geht um Steuerbetrug in Millionen-Höhe.
Nach MOPO-Informationen wird eine Gruppe von Männern aus Polen beschuldigt, Korrosionsschutz-Flüssigkeit als Kraftstoff verkauft zu haben – illegal und ohne entsprechende Steuern zu zahlen. Ihre Tarnung: eine Hamburger Firma, von der aus sie den Stoff über den Hafen nach ganz Europa verteilten und lieferten: Rund 300 Container in den letzten drei Jahren.
Steuerbetrug: Zoll-Razzien in Europa – die Ölspur führt nach Hamburg
„Solche Waren sind an sich steuerfrei“, so Frank Nielsen, Sprecher des Zollfahndungsamts Hamburg. Das Verkaufen des Stoffes, das eine hohe Konzentration Diesel und Benzin beinhaltet, ohne die fällige Energie- und Umsatzsteuer zu entrichten, sei aber verboten.
Erst im Dezember war eine Firma in Billbrook bei einer Routinekontrolle eines Lasters ins Visier des Zolls gerückt, der mit wesentlich günstiger besteuertem Heizöl betankt war: Insgesamt soll die Firma rund 62.000 Liter illegal als Kraftstoff benutzt haben. Der dadurch entstandene Steuerschaden: um die 30.000 Euro.
Im aktuellen Fall geht es um viel größere Mengen – und um wesentlich mehr Geld. Mehrere Millionen soll die Gruppe mit ihren Geschäften insgesamt an Steuern gespart haben. Ganz zu Schweigen vom Profit ihrer „Sprit“-Verkäufe.
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In Hamburg sollen mindestens zwei Adressen durchsucht, in Polen und Österreich zwei Haftbefehle auch vollstreckt worden sein. Darüber hinaus gab es Razzien in Bremen, Duisburg und Freiburg sowie in Großbritannien, Italien, Spanien, Ungarn, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, den Niederlanden, Schweiz und Rumänien.
Steuerbetrug: So kam der Zoll auf die Spur der Verdächtigen
„Auf die Tatverdächtigen aufmerksam wurde der Zoll, nachdem zwei Banken, bei denen die Hamburger Firma Geschäftskonten unterhielt, ihrer Verpflichtung nach dem Geldwäschegesetz nachkamen und die Einzahlung hoher Bargeldsummen auf diese Konten anzeigten“, so Nielsen. Die Zoll-Ermittlungen dauern an.
Der Einsatz wird von der Abteilung für organisierte Wirtschaftskriminalität bei der Staatsanwaltschaft geführt. „Es besteht der dringende Verdacht bandenmäßiger Steuerhinterziehung und Geldwäsche“, bestätigte eine Sprecherin auf MOPO-Nachfrage.