Polizeieinsatz wegen spielender Kinder: Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr wirklich?
Groß Flottbek –
Während Kinder auf öffentlichen Sport- und Spielplätzen toben, müssen sich private Vereine dafür verantworten, wenn sich ein paar Kinder auf ihrem Gelände an der frischen Luft bewegen. Wie hoch die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus in diesen Situationen ist, erklärt ein Virologe.
Am Montag hat dieser Fall für Empörung gesorgt: Ein Nachbar hat Anzeige erstattet, weil Kinder auf einem Polofeld in Groß Flottbek Sport trieben – unter Einhaltung der Abstandsregeln. Die Polizei löste die Gruppe auf. Der Hamburger Polo-Club hatte es Mitgliedern freigestellt, die freie Fläche zu nutzen, das reguläre Training aber eingestellt. Weitere Konsequenzen gab es nicht – doch das kann auch anders laufen.
Polizeieinsatz wegen spielender Kinder: Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr?
Der TSG Bergedorf soll laut „Bild“-Berichten bis zu 5000 Euro Strafe zahlen, weil zwei Jugendliche in dem offiziell geschlossenen, aber nicht eingezäunten Skate-Park erwischt wurden. Dem Vorsitzenden Boris Schmidt wurde vorgeworfen, dies gestattet zu haben. Die Situation ist vollkommen absurd, wenn man bedenkt, wie viele Kinder derzeit auf öffentlichen Spiel- und Sportplätzen unterwegs sind. Immer mehr Vereine und Trainer fordern, das Spielen und Sporttreiben auch auf privaten Sportplätzen wieder eingeschränkt zuzulassen.
In Hamburg gilt derzeit: Sowohl öffentliche als auch private Sportanlagen im Freien dürfen geöffnet bleiben – es kann aber zu Einschränkungen kommen. Dort dürfen maximal zwei Personen oder ein Haushalt gemeinsam trainieren. Organisierter Gruppensport ist hingegen nicht gestattet. Die einzige Ausnahme: Berufssportler dürfen weiter trainieren, auch Schulsport ist eingeschränkt möglich.
Virologe erklärt: Je weniger Körperkontakt, desto geringer das Risiko
Wie hoch die Ansteckungsgefahr wirklich ist, lässt sich natürlich nicht in Zahlen sagen. Aber es hilft, verschiedene Situationen miteinander zu vergleichen, sagt Andreas Podbielski, Virologe an der Universität Rostock, zur MOPO. „Generell gilt: Die Aerosolübertragung, die sonst in Räumen maßgeblich ist, nimmt in den meisten Situationen draußen eine untergeordnete Rolle ein – zumindest wenn man sich draußen bewegt und nicht in größeren Menschenmengen unterwegs ist.“
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Daneben müsse man aber auch einen Blick darauf werfen, was schon alles stattfindet oder bald wieder stattfinden soll. Ein wichtiger Faktor dabei: der Körperkontakt. „Wenn ich Kitas öffne und Kinder mit viel Körperkontakt spielen, habe ich das Problem potenziert – egal, wie viele Erzieherinnen dabei sind.“ Damit gehe man das Ansteckungsrisiko ohnehin schon ein – und das sei, wenn ausschließlich an der frischen Luft gespielt wird, deutlich niedriger. Ähnliches gelte für Sport: je weniger Körperkontakt, desto geringer die Ansteckungsgefahr.
Virologe: Private Corona-Schnelltests könnten die Rettung sein
Gerade dort, wo der Inzidenzwert relativ niedrig ist, habe die Übertragung ohnehin eine untergeordnete Bedeutung. „In Rostock haben wir zurzeit eine sehr niedrige Inzidenz von unter 30 – und das, obwohl die Spielplätze voll sind. Ich denke, das Risiko der Ansteckung ist hier überschaubar, aber Eltern sollten selbst entscheiden, wie sie damit umgehen“, so Podbielski. Noch überschaubarer werde das Risiko, sobald es Schnelltests für den privaten Gebrauch gebe. Spätestens dann sollte auch geregelter Sportbetrieb wieder möglich sein.