Professoren-Streit in Hamburg: Zoff um das „Namibia-Gestrüpp“
Die Diskussion um das Namibia-Gestrüpp geht weiter. Erst hatte der Hamburger Professor Dietrich Rabenstein ein vernichtendes Urteil zur alternativen Energiegewinnung durch das Buschwerk veröffentlicht. Jetzt melden sich die Projekt-Initiatoren zu Wort und kritisieren ihrerseits die Arbeit des Wissenschaftlers der HafenCity-Universität.
Es klingt wie eine aberwitzige Idee: Namibias überschüssiges Buschwerk soll in Hamburg als Ersatzbrennstoff für Kohle und Erdgas eingesetzt werden, um die Klimaziele zu erreichen. Dieses Vorhaben hatten die Umweltbehörde und die Wärme Hamburg GmbH gemeinsam mit der Wissenschaft als Absichtserklärung verkündet.
Hamburg will Energie mit Buschwerk gewinnen: Streit unter Professoren
Vor einer Woche legte Professor Rabenstein dann ein vernichtendes Gutachten vor. Sein Ergebnis: Die Emissionen sind höher als bei Kohle und Erdgas. Professor Peter Heck, einer der Initiatoren des Namibia-Projektes, schoss jetzt zurück: „Herr Rabenstein hat sich viel Arbeit gemacht, leider aber mit falschen Annahmen gerechnet.“ Heck bekräftigte, dass den Kalkulationen zu Folge selbst der höchste errechnete CO2-Wert noch unter den Emissionszahlen von Erdgas und Kohle läge.
Umwelt-Ärger in Hamburg: Gutachten „zu übereifrig“
Auch den Vorschlag Rabensteins, eher auf die Weiterverarbeitung des Buschholzes vor Ort zu setzten, als es in Hamburg zu verbrennen, sieht Heck kritisch. Das sei „ein lieber Vorschlag, eine Vision, aber keine Option“. Dieser Markt existiere in Namibia nämlich nicht.
Und sowieso: Die Idee der Buschernte komme schließlich nicht aus Hamburg, sondern wurde von der Regierung vor Ort in Namibia beschlossen. „Wir schlagen ihnen nur Möglichkeiten vor, die Ausdünnung des Busches möglichst nachhaltig zu gestalten“, erklärt Heck im MOPO-Gespräch.
„Im Vergleich zu den Szenarien, die Herr Rabenstein aus der Literatur gefischt hat, ist es unser Ziel – in Kooperation mit Hamburg – eine neue Landnutzung zu etablieren, die wesentlich klimafreundlicher ist“, so Heck. Er erklärt, dass auf einem Hektar 30 Prozent der Biomasse geerntet werden soll. Insgesamt beliefe sich die Menge auf drei Prozent des gesamten Buschwerkes – in Zahlen 13,5 Millionen Tonnen.
Hamburg liefert Vorschläge für Landnutzung in Namibia
Dieses wachse wieder nach. Um die Zeit des Nachwachsens effektiv zu nutzen, soll Gras gesät werden, das wiederum zu Papier verarbeitet werden kann. „Wir wollen eine nachhaltige Wertschöpfungskette entwickeln.“
Das könnte Sie auch interessieren:Verrückt oder genial? Hamburg soll mit afrikanischem Gestrüpp heizen
Insgesamt soll jeweils ein Drittel der freigelegten Fläche für Rinderzucht, Grasnutzung und Wildtier-Farming eingesetzt werden. Auch das hatte Rabenstein kritisiert. Rinderzucht bedeute höheren Methanausstoß, Wildtier-Farming steigenden Tourismus. „Das hat schon viel von Chauvinismus. Wir können Namibia nicht vorschreiben, den Tourismus einzustellen. Gerade nicht, wenn wir viel mehr CO2 produzieren“, sagt Heck.
Video: Kein Einwegplastik mehr in Deutschland ab Juli 2021
Eines wird deutlich: Eine endgültige Lösung gibt es derzeit noch nicht. „Auch wenn ich Rabenstein Gutachten etwas übereifert finde, ist Sachkritik gut“, sagt Heck versöhnlich. Nur so könnte die beste Lösung für Namibia und Hamburg getroffen werden.