Psychische Erkrankungen: Warum trifft es Frauen in der Pandemie härter als Männer?
In Hamburg leiden Frauen stärker unter psychischen Erkrankungen in der Pandemie als Männer. Das zeigt eine neue Studie der DAK-Gesundheit. Demnach haben die Krankschreibungen von Frauen aktuell einen Höchststand erreicht. Die Landeschefin der Krankenkasse liefert dafür unterschiedliche Erklärungen.
Die Corona-Pandemie sorgt bei vielen Menschen für psychische Belastungen. Laut der DAK-Gesundheit sind Frauen davon besonders betroffen. Demnach zählt die Krankenkasse im Jahr 2020 fast doppelt so viele Fehltage von Frauen wie von Männer. Warum trifft es Frauen härter? „Das hat vor allem zwei Gründe“, sagt Katrin Schmieder, Landeschefin der DAK-Gesundheit.
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„Zum einen werden psychische Erkrankungen immer noch unterschiedlich bewertet in der Gesellschaft. Bei Frauen wird es akzeptiert, wenn diese mal depressiv oder erschöpft sind. Männern werden hingegen eher Rücken- oder andere physische Probleme zugeschrieben“. Zudem könne man anhand der Statistik erkennen, dass Männer dafür häufiger an Suchtkrankheiten leiden. Das Krankheitsbild stelle sich dementsprechend in unterschiedlichen Diagnosen dar.
Corona-Pandemie sorgt für zusätzliche Belastungen bei Frauen
Schmieder vermutet zudem einen klaren Zusammenhang der Zahlen mit der Corona-Pandemie. Insbesondere Schul- und Kitaschließungen sorgen demnach bei Frauen für zusätzliche Arbeit und Belastung im Alltag. Auch der fehlende Ausgleich zu dieser Aufgabenlast sei es, der vielen Frauen psychisch zusetzt. „Viele Mütter haben keine Zeit für sich, keine unterstützenden Kontakte und nicht mal Raum für sich. Durch Corona verstärkt sich eine Situation, die latent immer schon da ist, jetzt aber besonders deutlich wird,“ sagt die Landeschefin der DAK-Gesundheit.
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Dabei sind es vor allem Depressionen, unter denen die Betroffenen in der Pandemie leiden – und Anpassungsstörungen: Mit 14 Prozent verzeichnet diese Form der Erkrankung den größten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr.
„Eine Anpassungsstörung entsteht durch plötzlich veränderte Rahmenbedingungen und den damit einhergehenden Zustand von Schwäche. Für die Anpassungsstörung dient die Pandemie als Paradebeispiel“, sagt Schmieder. „Es tritt eine Belastungssituation ein, die völlig neu ist und mit der die Psyche durch damit verbunden Ängste, akut überfordert ist. Dieser Zustand prägt unseren Alltag momentan sehr“. Im Gegensatz zur Anpassungsstörung machen sich Depressionen bei den Betroffenen primär durch Erschöpfung, dem Wegfall sozialer Kontakte, Schlaf- oder Konzentrationsstörungen bemerkbar.
Frauen ab 45 besonders betroffen
In der Studie wurden die durchschnittlichen Fehltage pro 100 Versicherte berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem eine bestimmte Altersgruppe unter psychischen Beschwerden leidet. „Es sind eher die Frauen ab 45 bis zum Renteneintrittsalter. Die jüngeren kommen von acht Krankheitstagen auf hundert Frauen, die älteren kommen sogar auf etwa zehn bis zwölf Krankheitstage“, sagt Schmieder. Insgesamt verzeichnet die Krankenkasse knapp 300 Fehltage im Jahr 2020.
DAK-Gesundheit bietet Betroffenen Hilfsangebot
Um den Betroffenen zu helfen, bietet die DAK-Gesundheit Versicherten das Hilfsangebot „Veovita“. Dabei erhalten Frauen und Männern jeden Alters eine Kombination aus persönlicher, digitaler und vernetzter Behandlung. Diese erfolgt innerhalb von drei Wochen. Zuvor findet ein umfassender Erstkontakt statt, bei dem ein Gespräch geführt und eine Diagnose festgestellt werden kann.
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Anschließend wird gemeinsam mit dem Betroffenen herausgefunden, welche Maßnahmen zur Bewältigung notwendig ist. „In der Pandemie bietet dieses Angebot einen schnellen Zugang und kann auch von Zuhause genutzt werden“, sagt Schmieder.