Rabatte, Pöbeleien und ein bisschen Hoffnung: Die letzten Tage von Kaufhof an der Mö
Altstadt –
Nur noch einen Monat, dann ist es vorbei. Nach 53 Jahren ist am 17. Oktober bei Galeria Kaufhof an der Mönckebergstraße Schluss. Bis dahin müssen die Mitarbeiter weiter starke Nerven haben – weil ihnen eine ungewisse Zukunft droht und weil sie gerade von Kunden überrannt werden. Nicht alle davon sind angenehm. Aber es gibt noch einen winzig kleinen Hoffnungsschimmer.
Insgesamt rund 200 Menschen arbeiten in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Mönckebergstraße 3. Ines Reinhard (39) ist Betriebsratsvorsitzende und sie versucht sich in Optimismus. „Eigentlich haben wir den Punkt ohne Wiederkehr bereits überschritten. Wir hoffen trotzdem, dass es noch zu einer Einigung kommt und die Filiale nicht geschlossen wird“, sagt sie. Immerhin sind der Eigentümer, die Württembergische Versicherung, und Galeria Karstadt Kaufhof noch in Verhandlungen.
Galeria Kaufhof in Hamburg: Ein wenig Hoffnung für die Filiale
Dass es immer wieder Wunder gibt, beweist der Fall von Karstadt auf der Frankfurter Zeil. Eigentlich sollte dort Ende Oktober Schluss sein, der Ausverkauf war bereits in vollem Gang. Am Freitag dann die Nachricht: Die Filiale ist gerettet und wird bis 2025 weiterbetrieben. Auch in einem bedrohten Haus in München geht es weiter.
Ob es in Hamburg auch so ein Wunder geben wird, weiß niemand. Erst einmal gibt es viel Arbeit für die Verkäuferinnen, verdammt viel Arbeit. Jeden Tag stürmen Schnäppchenjäger die Filiale, die Preise sind bis zu 70 Prozent reduziert. Vor allem die Haushaltwarenabteilung, die Parfümabteilung und die Spielwarenabteilung werden überrannt. Im Rabattrausch geht es nicht immer schön zu.
Galeria Kaufhof in Hamburg: Kunden sind im Rabattrausch
„Einige Kunden haben seit Beginn des Abverkaufs den Respekt vor den Mitarbeitern und der Ware verloren“, sagt Ines Reinhard. Anfangs hätten die Kollegen viele tröstende und mitfühlende Worte gehört. Das habe sich geändert. An der Kasse wird gepöbelt, beleidigt und nach noch mehr Rabatten verlangt – dabei sind die Preise bereits im Keller. Neulich ging sogar eine Kundin auf eine andere los, die Frauen stritten sich darum, wer ein Kleidungsstück zuerst gesehen hatte.
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„Das Benehmen einiger Kunden, die Angst um den Job, das Arbeitsvolumen so heftig wie in der Vorweihnachtszeit – viele Kollegen können nicht mehr“, sagt Ines Reinhard. Einzig die Vorstellung, die Kollegen nicht allein zu lassen, sei für viele die Motivation, zur Arbeit zu gehen. Einige haben bereits einen neuen Job gefunden.
Galeria Karstadt Kaufhof: Drei Häuser schließen in Hamburg
Die Filiale in der Mönckebergstraße gehört zu den drei der insgesamt sieben Häuser von Galeria Karstadt Kaufhof, die in Hamburg geschlossen werden. Auch die Filialen in Bergedorf und Wandsbek müssen sich verabschieden. Deutschlandweit schließt der Konzern knapp 50 der 171 Häuser. Karstadt Sports gleich gegenüber macht ebenfalls dicht.
Wer durch die vier Stockwerke von Galeria Kaufhof geht, weiß nicht so recht, wohin er zuerst gucken soll. Es wimmelt nur so vor bunten Schildern. „Heute billiger“, „Zusatzrabatte“, „Noch mal Rabatt auf den Rotpreis“, steht drauf. Das Unternehmen hat eine Firma beauftragt, um den Abverkauf abzuwickeln, sie ist auch für die Rabatte zuständig. Aber das verstehen einige Kunden nicht und schreien die Verkäufer an, wenn sie an der Kasse nicht noch mehr Prozente bekommen.
Kaufhof Mönckebergstraße: Letzter Tag am 17. Oktober
Am 17. Oktober ist der letzte Verkaufstag, bis Ende Oktober räumen die Mitarbeiter auf. Die Ware, die dann noch übrig ist, wird von einem Vermarkter aufgekauft, der es dann wiederum weiterverkauft.
So war auch der Plan für die Filiale in Frankfurt. Und genau so ein Wunder wie dort brauchen sie jetzt auch an der Mö. Ende der Woche, so hofft es die Betriebsratsvorsitzende, wissen sie vielleicht mehr.