Rassismus-Vorwürfe gegen Hagenbeck: Hamburger erinnern an grausamen „Menschenzoo“
Stellingen –
Die #notmyhero Kampagne schlägt Wellen. Vor knapp zwei Wochen startete die Hamburger Fotografin Johanna Brinckman eine Petition zur Abschaffung der Carl-Hagenbeck-Statue. Davon inspiriert, brachten am Montag zwei junge Männer Plakate aus Zeiten der „Menschenzoos“ an den Info-Aufstellern am Eingang an. Das soll nicht die letzte Aktion bleiben.
„Erinnert euch an die Grausamkeiten, die an diesem Ort stattfanden und versteht den Einfluss auf die heutigen gesellschaftlichen Strukturen“, steht neben den ausgedruckten Plakaten der ehemaligen „Menschenzoos“. Henri Gnutzmann und Modou Touray geht es mit der Plakataktion nicht um Schuldzuweisung, sondern um das Bewusstmachen unserer Vergangenheit und der des Tierpark Hagenbecks.
„Es soll den Menschen gedacht werden, die damals leiden mussten“, sagt Gnutzmann im MOPO-Gespräch. Zusammen mit Johanna Brinckman möchten die beiden jungen Männer ein Verständnis für die Vergangenheit des Hagenbeck-Zoos schaffen. Gemeint ist die Zeit zwischen 1874 und 1932, in der Carl Hagenbeck mit rund 70 Völkerschauen Erfolge und gesellschaftliches Ansehen erlangte. Dabei handelt es sich um sogenannte „Menschenzoos“ – einer Zurschaustellung von Menschen anderer Kulturen.
Hamburger tauschen Infozettel gegen „Menschenzoo“-Plakate
„Wir befassen uns immer viel mit unserer Nazi-Vergangenheit, vergessen aber häufig die Kolonialzeit“, sagt Gnutzmann. Es gehe ihnen nicht darum, dem Zoo zu schaden. Sie fordern lediglich eine transparente Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Der Tierpark, so wie er heute ist, konnte schließlich nur durch menschenverachtende Geschäfte entstehen. Die Geschichte des Zoos sei ebenso Teil des Tierparks, wie seine tierischen Bewohner.
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„Es wirkt irgendwie so, als wenn ihnen das völlig egal ist“, sagt Gnutzmann in Richtung der Tierpark-Leitung. Zum Start der Petition #notmyhero hatte die MOPO eine Stellungnahme des Zoos eingeholt, die den Eindruck des 18-Jährigen stärkt: „Der Tierpark ist stolz auf seinen Gründer und das bleibt auch so“, so Dirk Albrecht, Geschäftsführer bei Hagenbeck.
Hamburg: Weitere Aktionen bei Hagenbeck sind geplant
„Unsere und auch Johannas Traumvorstellung wäre es, dass wir uns mit dem Tierpark zusammensetzen“, sagt Gnutzmann. Es brauche nicht unbedingt die Abschaffung der Carl-Hagenbeck-Statue. Stattdessen fordern die Aktivisten ein Mahnmal, das auf der Schicksal der Opfer hinweist.
„Es werden noch weitere Aktionen folgen“, sagt der 18-jährige Abiturient. Alles solle friedlich ablaufen, aber mit Nachdruck. „Wir versuchen gerade, in den Sozialen Medien mehr Aufmerksamkeit zu schaffen“, erklärt Gnutzmann. Was sie als nächstes vorhaben verrät der 18-Jährige nicht, die Planung läuft aber bereits.