Schulden immer höher: Katholische Kirche in Hamburg macht gigantisches Finanz-Minus
Mehr als eine Million Euro Minus macht das kleine Erzbistum Hamburg rechnerisch jeden Monat – mit dem Jahresabschluss 2019 stiegen die Schulden auf 94 Millionen Euro. Schuld sind Corona, Schließungen und ein umstrittenes Krankenhaus.
Wie sich der zweite Lockdown im November auf die Verschuldung auswirkt, bleibt abzuwarten. Für den bisherigen Jahresfehlbetrag von 14,8 Millionen Euro sei vor allem eine Rückstellung von 25 Millionen Euro für das Krankenhaus Groß Sand in Wilhelmsburg der Grund, so Verwaltungsdirektor Alexander Becker. „Trotz höherer Gesamterträge und großer Kostendisziplin konnten wir im vergangenen Jahr kein positives Ergebnis erzielen“, so Becker.
Hamburg: Krankenhaus Groß Sand stürzt Erzbistum in die Miesen
Schon seit fünf Jahren schreibe die Klinik Groß Sand defizitäre Jahresabschlüsse – seit 2016 unterstützte das Erzbistum Hamburg den Träger des Krankenhauses deshalb schon mit rund 27 Millionen Euro. Das Haus sollte eigentlich verkauft werden – doch die Corona-Pandemie legte den Vorgang vorübergehend auf Eis.
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Erst jetzt sei der unterbrochene Verkaufsprozess für die Klinik wieder aufgenommen worden, teilt Becker mit. Die anfallenden Kosten für den angestrebten Verkauf müsse das Erzbistum tragen.
Groß Sand: Zuschussbedarf im sechsstelligen Bereich
Seit Monaten habe das Krankenhaus einen monatlichen Zuschussbedarf im sechsstelligen Bereich. „Dies ist sowohl für den Träger des Krankenhauses, die katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius in Hamburg-Wilhelmsburg, als auch das Erzbistum, das die Pfarrei in dieser Situation unterstützt, nicht länger tragbar“, so der Verwaltungsdirektor.
Der Einbruch der Kirchensteuereinnahmen durch die Corona-Krise habe sich seit dem Sommer jedoch wieder etwas abgemindert. Die Bistumsverwaltung gehe von einem Rückgang in Höhe von „knapp zehn Prozent oder etwa zwölf Millionen Euro gegenüber den geplanten Zahlen“ aus, heißt es in einer Mitteilung. Im Sommer sei noch ein Rückgang von 15 Millionen Euro erwartet worden.
Zweite Corona-Welle: „Wir können nur auf Sicht fahren“
„Allerdings wissen wir noch nicht, wie sich der Lockdown im November auswirken wird“, sagt Mathias von Waldenfels, Leiter des Controllings im Erzbistum. Einsparungen in verschiedenen Bereichen und das Aussetzen geplanter Neueinstellungen sollen als Gegenmaßnahmen wirken. „Wir können hier nur auf Sicht fahren“, so von Waldenfels.