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Schulen, Busse, offene Läden: Was bringt der Lockdown Light überhaupt?

Am kommenden Mittwoch (25. November) wollen Kanzlerin und Ministerpräsidenten erneut über eine mögliche Verschärfung des Lockdowns Light reden. Bisher wurde „nur“ der Gastro- und Kulturbereich komplett heruntergefahren, die Infektionszahlen steigen aber weiter an – am Freitag meldete das RKI mit 23.648 Neuinfektionen einen neuen Rekordwert für Deutschland. Reichen die aktuellen Maßnahmen nicht? Und welche Rollen spielen Schulen und Nahverkehr? 

Infektionen an Schulen auf Rekordhöhe

116 Neuinfektionen wurden gestern in Hamburg allein aus dem schulischen Bereich gemeldet – so viele wie noch nie. 65 Infektionen kamen bei einem Massentest an der Schule Auf der Veddel ans Licht. Damit sind an der Schule jetzt ingesamt 32 Lehrkräfte und 62 Schüler infiziert. Die Schule Auf der Veddel und die Schulzweigstelle Billbrookdeich wurden nach Massentests geschlossen und auf Fernunterricht umgestellt. 

Anders als im Frühjahrs-Lockdown versucht die Politik trotz steigender Zahlen, die Schulen offen zu halten. Die Kinder sollen jeden Tag in voller Klassenstärke unterrichtet werden – was angesichts der extremen Zunahme infizierter Schüler und Lehrkräfte immer schwerer zu vermitteln ist.

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An der Schule Auf der Veddel sind 62 Schülerinnen und Schüler sowie 32 Lehrkräfte mit Corona infiziert.

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An der Ida-Ehre-Schule (Harvestehude), die nach einem Ausbruch ebenfalls für zehn Tage geschlossen wurde, regt sich bei Eltern und Lehrern massiver Widerstand gegen den Präsenzunterricht, der am 23. November wieder aufgenommen werden soll. Zentrale Forderung: Schulen sollen selbst entscheiden dürfen, ob und in welcher Form Klassen aufgeteilt werden und ob Hybridunterricht (tageweise zu Hause und in der Schule) eingeführt wird.

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„Mit kleinen Gruppen sicher durch den Winter“: Protest der Lehrergewerkschaft GEW vor der Ida-Ehre-Schule, die am Montag den Präsenzunterricht wieder aufnehmen soll.

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Die Teilung von Klassen empfiehlt auch das Robert-Koch-Institut ab einem Inzidenzwert von 50, den Hamburg seit Wochen überschritten hat. Auch SPD-Chefin Saskia Esken spricht sich seit langem und immer wieder für geteilte Klassen aus, was ihren Parteifreund, den Hamburger Schulsenator Ties Rabe, aber nicht anficht: „Der Senat kommentiert in ständiger Praxis keine parteipolitischen Vorschläge“, heißt es auf MOPO-Anfrage lakonisch aus der Behörde.

Die Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) der SPD in Hamburg meldet sich indes mit einem weiteren Vorschlag: Verzicht auf Halbjahreszeugnisse in den Gymnasien und Stadtteilschulen. Grund: „Bei den anstehenden Prüfungen stehen die Jugendlichen, Lehrkräfte und Eltern wegen der erschwerten Lernbedingungen seit April unter besonderem Druck.“ Auch zu diesem Vorstoß aus der eigenen Partei äußert der Senator sich nicht.

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Möchte den Präsenzunterricht im Klassenverband aufrecht erhalten: Schulsenator Ties Rabe (SPD)

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Schulsenator Rabe ist aufgrund von Daten aus dem Schulbetrieb überzeugt, dass Hamburgs Schulen keine Pandemietreiber sind, sondern die Kinder und Jugendlichen sich in der Freizeit infizieren. Schulen seien sichere Orte, solange Maskenpflicht und Lüftungsregeln beachtet werden. Die Daten wurden allerdings zwischen Sommer- und Herbstferien erhoben, als die Hamburger Infektionszahlen deutlich unter den aktuellen Werten lagen: In den acht Wochen vor den Herbstferien steckten sich Rabe zufolge insgesamt 372 Schülerinnen und Schüler an. Seit den Herbstferien wurden jedoch 1.511 Schüler positiv getestet (Stand 20.November).

Die Rolle des Öffentlichen Nahverkehrs

Das Bundesverkehrsministerium will mögliche Ansteckungsgefahren im Öffentlichen Personenverkehr untersuchen lassen. Auch viele Hamburger machen sich Sorgen, weil es zu Stoßzeiten schlicht unmöglich ist, in Bussen und Bahnen den Mindestabstand einzuhalten. Die Hochbahn Hamburg betont jedoch, dass die Fahrgäste sicher seien. Die Masken schützen auch ohne Mindestabstand vor einer Übertragung, heißt es (ohne Angabe einer Quelle) auf der Homepage der Hochbahn. Außerdem seien die engen Kontakte nur kurz und durch die regelmäßigen Halte würden die Fahrzeuge alle paar Minuten stoßgelüftet.

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Mitarbeiter der Hamburger Hochbahn kontrollieren die Maskenpflicht.

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Auch der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) verweist auf „viele wissenschaftliche Studien“, die zeigen, dass es in Bus und Bahn kein erhöhtes Infektionsrisiko gebe. Diese Erkenntnisse sollen durch die nun in Auftrag gegebene Studie „validiert“werden. Die Experten sollen Proben von Viren und Mikroorganismen in der Luft und auf Oberflächen nehmen.

Kaum gesunken: die Mobilität der Hamburger

Den Unterschied sieht jeder: Hamburgs Straßen und Einkaufszentren sind deutlich belebter als im harten Frühjahrs-Lockdown. Die Mobilität sank damals um bis zu 53 Prozent, wie Forscher der Humboldt-Uni Berlin auf Grund von Handydaten errechneten. Auf dem Mobilitätsmonitor der Wissenschaftler können tagesaktuell auch die Werte für Hamburg verglichen werden: Demnach ist etwa die Mobilität im Bezirk Harburg derzeit nur um 12 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat, im Bezirk Nord um 19 und in Bergedorf um 24 Prozent.

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