Sozialbau in Hamburg stockt: Mehrere tausend Wohnungen weniger zur Verfügung
Knapp 3.500 Sozialwohnungen hat Hamburg im Jahr 2020 fertiggestellt. Zusätzlich wurden rund 2600 neue Sozialwohnungen im vergangenen Jahr bewilligt. Das selbstgesteckte Ziel von 3000 Neubaubewilligungen konnte die Stadt nicht erreichen. Insgesamt stehen aufgrund auslaufender Mindestbindungen tausende Sozialwohnungen weniger zur Verfügung.
„Mit den erneut sehr hohen Fertigstellungszahlen haben wir 2020 weitere Erfolge unserer konsequenten Förderpolitik der vergangenen Jahre geerntet“, sagte Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) über die Jahresbilanz zur Wohnraumförderung. Etwa 500 Investoren hätten ihre bereits bewilligten Projekte aufgrund der Corona-Pandemie zurückgestellt.
Sozialwohnungen in Hamburg: Bilanz 2020
Der Rückgang legt auch tiefer liegende Probleme frei, sagte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). Es mangele an Baugrundstücken. Wer nicht am Rande der Stadt sondern im Zentrum bauen wolle, müsse sich auf komplizierte Baubedingungen gefasst machen. Zudem werde der Bau von Sozialwohnungen durch rasant gestiegene Baukosten erschwert.
Hamburg: Verlängerung der Mietpreis- und Belegungsbindung
Jahr für Jahr fallen immer mehr Wohnungen aus der Mindestbindungszeit und können dann zu den marktüblichen hohen Mieten angeboten werden. 2020 verlor Hamburg laut der Stadtentwicklungsbehörde auf diese Weise 6000 Wohnungen. Im Jahr 2019 waren es noch 1750.
Der Bestand an Sozialwohnungen soll nun durch eine Verlängerung der Mietpreis- und Belegungsbindung von 20 auf 30 Jahre gesichert und für vordringlich Wohnungssuchende eine Mindestquote an Neubauwohnungen geschaffen werden.
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„Das gut ausgestattete Förderprogramm für 2021 und 2022, das der Senat heute beschlossen hat, wird auch künftig stetigen Zubau, umfangreiche Modernisierungen und Bindungsverlängerungen ermöglichen – bei weiterhin nur moderat steigenden Einstiegsmieten“, sagte Stapelfeldt.
Linke: Kritik an Plänen zum sozialen Wohnungsbau in Hamburg
„Leider ist es mit der Weitsicht der Senatorin nicht allzu weit her“, kontert Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Als die SPD 2011 an die Regierung kam, gab es 99.900 Sozialwohnungen, 2019 waren es nur noch 77.100.“
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Die jährlichen Neubau-Raten von günstigen Wohnungen würden bei Weitem nicht ausreichen, um den Schwund an preiswerten Wohnungen aufzufangen. „Erstens brauchen wir mehr Sozialwohnungen und zweitens müssen die dauerhaft gebunden sein“, so Sudmann.
Im laufenden Jahr stehen den Angaben der Stadtentwicklungsbehörde zufolge für Neubewilligungen insgesamt 324 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. 2022 können demnach Förderungen in Höhe von 329 Millionen Euro bewilligt werden.