• Foto: dpa

Streit um Kalb „Goofy“: Finanzsenator Andreas Dressel bezieht Stellung

Volksdorf –

Die hitzige Debatte um das Hamburger Schulprojekt mit Stierkalb „Goofy“ ist weiter voll im Gang. Tierschützer befürchten, dass dem kleinen Stier auch nach seiner „Umschulung“ vom Schlachtrind zum Zugochse im Museumsdorf Volksdorf nach einigen Jahren der Tod droht. Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) ist selbst Volksdorfer und engagiert sich im Museumsdorf. Seiner Ansicht nach protestieren die Tierschützer vor der falschen Tür. 

„Goofy ist in Volksdorf wirklich ein Liebling des Dorfes“, so Dressel. Es gebe eine breite Solidarität mit der Schule und dem Museumsdorf „weil dort wirklich Tierhaltung gezeigt wird, wie man sie sich wünscht.“

Tierschützer kämpfen für Kalb „Goofy“

Er selbst habe Goofy auch schon häufig gesehen und bei einem Gewerketag, bei dem alte Handwerkstechniken vorgeführt werden, mitgeholfen ihn durch das Museumsdorf zu führen. „Eigentlich bekämpfen die Tierschützer die Falschen. Bei Tönnies zu demonstrieren wäre ehrlicherweise nachvollziehbar, aber vor dem Museumsdorf nicht.“

Das Hamburger Schulprojekt „Goofy“

Alles begann vor eineinhalb Jahren, als eine 8. Klasse des Walddörfer Gymnasiums in Volksdorf eine Klassenreise ins Zillertal machte. Zufällig erlebten die Schüler dort auf einem Milchhof die Geburt eines männlichen Kälbchens und wollten es vor der baldigen Schlachtung retten. Mit dem Museumsdorf Volksdorf handelten sie aus, dass Kälbchen „Goofy“ dort bis Anfang 2021 leben darf und dann erst geschlachtet werden soll.  

Neuer Inhalt (28)

Stierkalb „Goofy“ wird doch nicht geschlachtet (Symbolfoto eines Kalbes derselben Rasse).

Foto:

dpa

Seitdem kümmerten sich die Schüler liebevoll um das Tier und setzten sich auch im Unterricht mit Landwirtschaft und Ernährung auseinander. „Wir sind mit dem Gedanken an den Abschied in das Projekt gegangen“, zitiert das „Heimatecho“ in Volksdorf eine Schülerin. Die Klasse stehe „zu 100 Prozent hinter dem Projekt.“

Volksdorf: Dressel kennt Schule und Museumsdorf gut

Andreas Dressel ist selbst in Volksdorf verwurzelt und war Abiturient an dem Walddörfer Gymnasium, an dem das umstrittene Schulprojekt stattfand. Seit vielen Jahren engagiert er sich auch im Museumsdorf, wurde 2020 zum „Waldherrn“ des Museums ernannt – ein Ehrentitel. „Mir ist es in der Tat ein Anliegen, meine ehemalige Schule und das Museumsdorf in ihrer Arbeit zu unterstützen. Beide können sich auf die Solidarität des Senators, der sich dort vor Ort engagiert, verlassen“, so Dressel.

Ein wiederaufgebaute Durchfahrtscheune im Museumsdorf Volksdorf (Archivbild).

Ein wiederaufgebaute Durchfahrtscheune im Museumsdorf Volksdorf (Archivbild).

Foto:

imago/blickwinkel

„Menschen dürfen auch Fleisch essen“

„Bei diesem Projekt ging es nicht um die Schlachtung, sondern darum wie Tierhaltung, Ernährung und Landwirtschaft nachhaltig funktionieren kann. Die Realität ist, dass nicht 80 Millionen Menschen in diesem Land Veganer sind. Es gibt auch Menschen, die Fleisch essen und das auch dürfen“, sagt Dressel zur MOPO. Die Schule habe einen Weg entwickelt, der sehr vorbildlich sei. „Wer das auf die Schlachtung reduziert, hat das Projekt nicht verstanden.“

Bildschirmfoto 2020-11-28 um 10.57.39

Das Walddörfer Gymnasium in Hamburg-Volksdorf.

Foto:

Google

Tierschützen wollen das Kalb retten

Nach den Protesten der Tierschützer wird „Goofy“ zwar nicht wie geplant in wenigen Wochen geschlachtet, seine Zukunft als Zugochse des Museumsdorfs sehen die Gegner des Projektes jedoch kritisch: „Wir sehen Goofys Sicherheit nicht gewährleistet, wenn er ausgerechnet in die Obhut der Institution übergeben werden soll, die sich bis zuletzt nachdrücklich für seine Tötung einsetzte“ heißt es in einer Mitteilung. Der Erdlingshof im Bayrischen Wald hat für „Goofy“ einen Platz auf seinem Lebenshof angeboten, wo das Kalb bis zu seinem natürlichen Lebensende bleiben könnte.

Seit der ersten Berichte über das Projekt im November 2019 hatten die Lebenshofbetreiber bei der Schulleitung ohne jede Öffentlichkeit für einen Umzug des jungen Rindes geworben. Ihr Vorschlag wurde aber nicht angenommen.

Dressel: „Sie schießen über das Ziel hinaus“

„Ich finde es völlig legitim, dass Tierschützer das Thema kritisch sehen“, so Dressel. „Aber die ganze Zeit schwingt die Unterstellung mit, dass man dem Museumsdorf keine nachhaltige Tierhaltung zutrauen kann. Das ist nicht in Ordnung, denn genau dafür setzt sich das Museum ein.“ Zwischen den Schülern und dem Museumsdorf bestehe ein gegenseitiges Vertrauen. „Ich denke diejenigen hier vor Ort können das auch besser einschätzen, als jemand aus Süddeutschland.“

Die Tierschützer würden sich am Ende einen Bärendienst erweisen. Ob die Schülerinnen und Schüler sich nach dem Shitstorm nochmal für Tierschutz-Organisationen begeistern, hält Dressel für fraglich. „Sie schießen über das Ziel hinaus, wenn sie Kinder angreifen. Die Schüler sind verärgert und stehen wirklich hinter dem Projekt“, so Dressel.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp