Syrer in Hamburg: Er ist Busfahrer und kennt die Straßen besser als viele Einheimische
Schon in seiner Heimat in Syrien war es sein Traum, Busfahrer zu werden. Mittlerweile hat Mohammed Hamadei (38) es geschafft. „Wenn ich heute in Hamburg meine Hochbahn-Uniform anziehe und mich in den Bus setze, bin ich stolz“, sagt der Vater von drei Kindern. Hamadei ist einer von tausenden Syrern, die vor fünf Jahren nach Hamburg kamen. Was ist aus ihnen geworden? Die MOPO stellt einige in Portraits vor.
Der Weg bis dahin war viel schwerer und länger, als er zunächst gedacht hätte. Hamadei floh im September 2015 über die Türkei und Österreich und kam dann nach Hamburg. Allein. Seine Frau steckte in Griechenland fest, kam mit zwei Kindern erst 2016 nach. Eine schwere Zeit der Trennung für die Familie.
Hamadei wollte immer Busfahrer werden
In Syrien war Hamadei Taxi und Transporter gefahren. Sein Traumberuf war aber immer Busfahrer. So machte er sich zielstrebig an die Arbeit. „Ich hätte aber nicht gedacht, dass es so schwer ist, die Sprache zu lernen“, sagt er heute.
Den ersten Sprachkurs hatte er sofort geschafft, doch der Aufbaukurs scheiterte zunächst. Und ohne ausreichende Deutschkenntnisse blieb ihm der Arbeitsmarkt verschlossen.
„Ich habe ganz viel gelernt und dann auch einen Pkw-Führerschein gemacht“, erzählt Hamadei. Und als er dann weitere Sprachkurse absolvierte und die Ausbildung bei der Hochbahn machen konnte, war er froh. „Aber die Zeit des Lernens dafür, das war das schwerste Jahr hier in Deutschland.“ Allein die tausend Fragen für die Busprüfung. Dafür habe er viel zu Hause lernen müssen.
Mohammad Hamadei: Syrer ist Busfahrer in Hamburg
Seit Mitte 2019 lenkt er nun einen Bus durch die Stadt. Und muss sich dort immer sehr konzentrieren im Hamburger Verkehrsgewimmel. Besonders die Radfahrer machen ihm Sorgen, da sie sich kaum an die Verkehrregeln halten.
Heute spricht Hamadei ziemlich gut Deutsch. „Und wenn ich etwas nicht weiß, frage ich meine Kinder.“ Zwei von ihnen gehen in Grundschule und Vorschule und sprechen perfekt Deutsch. Ein weiteres Kind ist in Hamburg geboren.
Dass er nicht schon viel früher selbst für seine Familie sorgen konnte und zunächst staatliche Unterstützung brauchte, ist ihm unangenehm. „Ich bin der Stadt Hamburg so dankbar und auch der Hochbahn, die mir das alles ermöglicht haben“, sagt er. Was Hamadei sich für die Zukunft wünscht? „Das meine Familie gesund bleibt und ich immer Arbeit habe.“
Das könnte Sie auch interessieren:Ein Arzt aus Aleppo erzählt: „In Syrien fahren Ärzte nie mit dem Fahrrad“
Die Hochbahn bildet in einem gemeinsamen Projekt mit der Dekra Flüchtlinge zu Busfahrern aus. Mittlerweile sind bereits 80 neue Kollegen ausgebildet worden, der Großteil ist bereits im Fahrdienst unterwegs, ein paar sind noch in Ausbildung.