Vorsicht vor Betrügern: Hamburger Rentner (91) zeigt Sperrmüll-Abzocker an
Erwin F. (91) ist fassungslos: 117 Euro hat er für die Entsorgung seines alten Sofas gezahlt, in dem Glauben, die Männer kämen von der Stadtreinigung Hamburg. Wenig später fand er sein ausrangiertes Möbelstück an einer Straßenecke wieder. Der Rentner aus Langenhorn ist Sperrmüll-Abzockern aufgesessen. Stadtreinigung und Verbraucherzentrale Hamburg warnen vor der Betrugsmasche – und geben Tipps.
Die Nummer, unter der Erwin F. die Abholung des Sofas bestellt hat, gehört zu einem dubiosen Unternehmen, das die Seite sperrmüll-preise-hamburg.com betreibt. Die Anzeige ist der erste Treffer, wenn man „Sperrmüll Hamburg“ googelt – erst darunter erscheint die Seite der Stadtreinigung.
Die anonyme Firma hat kein Impressum auf ihrer Seite, zeigt Fotos von städtischen Müllentsorgern in oranger Arbeitskleidung, nennt sich ganz seriös „Hamburger Sperrmülldienst“ und verspricht: „Sperrmüllabholung sofort“.
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35 Euro sollte die Abholung kosten, hieß es amTelefon, erinnert sich Erwin F.: „Als sie kamen, waren es plötzlich 117 Euro, die ich für den Zweisitzer und den Couchtisch bezahlen sollte.“ Der alte Herr bezahlte, bar und in den Glauben, dass es tatsächlich nur um die Kubikmeter ging: „Aber als ich danach zum Einkaufen ging, denke ich, ich sehe nicht recht, da steht mein Sofa an der Straße. Haben die das einfach an der nächsten Ecke abgestellt.“
Stadtreinigung Hamburg warnt: Sperrmüll-Abzocker unterwegs
Auf der Quittung ist ein Transportunternehmen aus Oranienburg angegeben. Erwin F. empört: „Ich habe die Firma sofort bei der Polizei angezeigt.“
Der Stadtreinigung Hamburg SRH ist die Masche seit 2018 bekannt. Als während des Lockdowns viele Hamburger entrümpelt haben, waren die Trickser besonders aktiv: „Bereits im Frühsommer gingen vermehrt Beschwerden bei der SRH ein, in denen unangemessen teure Sperrmüllentsorgungen bemängelt wurden“, so Sprecher Kay Goetze zur MOPO. „Es stellte sich heraus, dass die Kunden irrtümlich private Dienstleister und nicht die SRH mit der Sperrmüllentsorgung beauftragt hatten.“
Abzocke mit Sperrmüll in Hamburg
Immer wieder meldet die SRH-Rechtsabteilung die Abzockerseiten, sorgt dafür, dass die Domains, die stets ohne vorgeschriebenes Impressum erscheinen, abgeschaltet werden. Das Problem: „So schnell, wie eine gelöscht wird, taucht eine andere mit leicht abgeändertem Namen wieder auf,“ so der Sprecher.
Verbraucherzentrale Hamburg zum Sperrmüll
Auch die Verbraucherzentrale Hamburg ist informiert: „Die Kunden werden mit überhöhten Preisen überrumpelt, da wird dann etwa behauptet, etwas sei teurer Sondermüll. Und weil der Sperrmüll dann schon auf die Straße geschleppt wurde, zahlen viele Menschen auch,“ erklärt Juristin Julia Rehberg. Die Masche betrifft nicht nur Hamburg, auch aus Dresden und Berlin werden falsche Sperrmüll-Unternehmen gemeldet.
Sperrmüll-Betrüger erkennen: Die Tipps der Stadtreinigung
Woran kann man die Betrüger erkennen? Die Tipps der Stadtreinigung Hamburg:
1. Die falschen Entsorger akzeptieren nur Bargeld. Bei der Stadtreinigung Hamburg werden Sperrmüllaufträge grundsätzlich bargeldlos bezahlt.
2. Die Betrüger kommen mit nur einem Auto. Die Stadtreinigung schickt immer zwei Fahrzeuge zur Abholung. Einen Möbelwagen und einen weißen Müllwagen mit Presse.
3. Die Abzocker berechnen Elektroschrott extra. Die Stadtreinigung rechnet nach Kubikmetern ab. Alte Kühlschränke und Waschmaschinen kosten keinen Aufpreis. Ein haushaltsüblicher Sperrmüllauftrag (ohne Sprint-Option) kostet etwa zwischen 35 und 150 Euro.
Wer sauber entrümpeln will: Die Sperrmüll-Hotline der Stadtreinigung lautet (040) 2576-2576.