Weniger und sauberer: Grüne wollen die Kreuzschifffahrt radikal umkrempeln
Die Corona-Pandemie hat die seit Jahren boomende Kreuzschifffahrt-Branche ausgebremst. Jetzt sollen die Fahrten wieder beginnen. Die Bundesfraktion der Grünen will einen radikalen Kurswechsel – und auch die Hamburger Grünen sehen eine Chance für einen Neustart.
„Weniger und sauber – das muss die Devise werden“, heißt es im Positionspapier der Grünen-Bundestagsfraktion. Darin prangert die Partei das über Jahre hinweg ungebremste Wachstum mit immer größeren Schiffen, hohen Umweltbelastungen und schlechter Entlohnung des Personals an.
Wegen Corona: Kreuzfahrtschiffe lagen im Hamburger Hafen
Die Corona-Pandemie hatte dem weltweit wachsenden Kreuzfahrt-Tourismus einen abrupten Riegel vorgesetzt. Auch im Hamburger Hafen standen die großen Schiffe auf einmal still, die ganze Branche bangt um ihre Zukunft. Aufträge für neue Schiffe in norddeutschen Werften werden derzeit nach hinten verlegt oder ganz gecancelt.
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Am 24. Juli will Tui Cruises von Hamburg aus zur ersten Kurzkreuzfahrt in Richtung Norwegen starten. Hapag-Lloyd legt am 31. Juli von der Hansestadt in Richtung Dänische Südsee ab. Und auch Aida wird am 5. August von Hamburg aus in der Nordsee unterwegs sein.
Hamburger Hafen: Die ersten Kurzkreuzfahrten starten
Bei Neubauten setzten die Reeder nach eigenen Angaben auf weniger umweltschädliche Antriebe. Den Grünen ist das nicht genug. „Zum Saisonstart erwarte ich, dass die Kreuzschifffahrt mehr Nachhaltigkeit umsetzt und nicht wieder nur Änderungen ankündigt“, machte die Stralsunder Bundestagsabgeordnete Claudia Müller als Mitinitiatorin des fünfseitigen Forderungskatalogs deutlich.
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In dem Papier plädieren die Grünen für neue Antriebstechnologien, die Nachrüstung älterer Schiffe und die Versorgung mit Landstrom in den Häfen. Ziele wie Venedig, Dubrovnik oder die Polarregionen sollen weniger angefahren werden. Die Passagierzahl je Schiff soll weltweit auf maximal 5000 begrenzt werden – für schützenswerte Gebiete wie die Arktis auf bis zu 500.
Kreuzfahrtbranche: Das sagen die Hamburger Grünen
Die Grünen Hamburg sind im Interessenkonflikt zwischen Umwelt und Arbeitsplätzen. „Die Vorschläge der Bundestagsfraktion gehen in die richtige Richtung“, so Miriam Putz, Sprecherin für Wirtschaft und Tourismus auf MOPO-Anfrage. „Eine Neugestaltung der Branche birgt gerade jetzt im Kontext der Pandemie eine Chance, wie sie vorher nie da gewesen ist.“
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Hamburg als Hafenstadt spiele eine hervorgehobene Rolle und solle als gutes Vorbild vorangehen. In Altona seien rund 12 Millionen Euro für die erste Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe investiert worden. „Bis 2030 sollen in Hamburg alle Kreuzfahrtterminals mit Landstromtechnik ausgestattet sein“, so Putz weiter.
Hamburger Grüne: „Es geht um die Erhaltung von Arbeitsplätzen“
Allerdings sieht sie die Branche für Hamburg als wichtigen Jobmotor und Tourismus-Faktor. Auch das müsse berücksichtigt werden. „Für eine Reise auf dem Schiff wird auf viele Leistungen zurückgegriffen. Das sind Gastronomie, Unterhaltungs-, Massage-, Blumen- oder Postservices, die von Hamburger Unternehmen bereitgestellt werden.“ Gerade in Zeiten von Corona gehe es eben auch um die Erhaltung von Arbeitsplätzen. (dpa/aba)