Wichert-Pleite: Paar verzweifelt: „Autohaus rückt unseren Wagen nicht heraus!“
Norderstedt –
Im April soll ihr Baby zur Welt kommen. Das einzige, was Henriette Kratzmann (32) und ihrem Partner Jonas Nietz (34) jetzt noch fehlte, war eine Familienkutsche. Bei Auto Wichert fand das Paar einen VW Caddy, unterschrieb den Kaufvertrag und bezahlte. Doch dann ging Wichert pleite. Der Caddy ist futsch.
Kratzmann und Nietz hatten sich so gefreut. Lange hatten die Controllerin und der Rettungssanitäter für das Auto gespart. Am Montag um 15 Uhr sollten sie endlich den Schlüssel für die rote Familienkutsche bekommen. Das Paar aus Barsbüttel begab sich zur Filiale an der Segeberger Chaussee in Norderstedt, um den Caddy abzuholen. Doch daraus wurde nichts.
Wichert stoppt Auslieferung von bis zu 400 Autos
„Es tut uns leid“, teilte ein Mitarbeiter den werdenden Eltern mit und bestätigte ihre Befürchtungen. Denn die Auslieferung aller Fahrzeuge ist seit dem Insolvenzantrag am 18. Februar gestoppt. Angeblich geht es um 400 Autos!
Laut Autohaus-Sprecher Thomas Feldmann muss der Insolvenzverwalter nun den gesamten Fahrzeugbestand erfassen sowie alle Kauf-und Leasingverträge wie auch die Anzahlungen überprüfen. Erst danach werde über die Abwicklung von Verträgen entschieden. „Wir bewerten jeden Fall individuell“, so Feldmann.
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Nach Informationen der Hamburger Verbraucherzentrale haben vor allem die Käufer eine Chance auf ihr Auto, die bereits die Fahrzeugpapiere in der Hand halten. Und genau das ist es, was Jonas Nietz so wütend macht.
Versand der Fahrzeugpapiere gezielt verzögert?
„Wir haben den Eindruck, dass die Aushändigung der Fahrzeugpapiere gezielt verzögert wurde“, sagt der 34-Jährige. Seine Freundin und er hätten den Kaufvertrag für den Caddy am 6. Februar unterschrieben. Das Geld hätten sie am 13. Februar überwiesen. Normalerweise erfolgt der Versand der Fahrzeugpapiere unmittelbar danach. Bis zum Insolvenzantrag am 18. Februar hätten sie längst da sein müssen. Doch die Papiere kamen nicht.
Ob hier bewusst verzögert wurde oder nicht, müssen nun Juristen klären. Mitarbeiter des Autohauses in Norderstedt hatten dem Paar aus Barsbüttel anvertraut, sie hätten sich schon gewundert, dass keine Fahrzeugpapiere mehr verschickt worden seien. Auf Nachfrage sei von „Versandproblemen“ die Rede gewesen. Über eine drohende Insolvenz seien die Mitarbeiter nicht informiert worden. Das gibt auch Sprecher Thomas Feldmann zu. Die Angestellten erfuhren aus der Presse von der Pleite ihres Arbeitgebers.
Paar aus Barsbüttel: „Wir wurden bis heute nicht informiert“
Auch Kratzmann und Nietz haben die Information nur aus der Zeitung. „Seitens des Autohauses sind wir bis heute nicht offiziell über diese Insolvenz informiert worden“, sagt Jonas Nietz. Nietz und seine Freundin haben sich einen Anwalt genommen. Für sie geht es um 18.500 Euro. So viel haben sie für den Caddy (Baujahr 2018) bezahlt.
„Wir sind immer noch geschockt“, so Nietz. Das Geld für den Wagen habe ein Großteil ihres Ersparten aufgebraucht. Wenn es jetzt weg ist, könnten die werdenden Eltern sich kein neues Auto leisten. Und das alte ist schon verkauft. Wenn das Baby im April geboren wird, bekommt die kleine Familie aus Barsbüttel also höchstwahrscheinlich ein Transportproblem.