• Arbeiter gießen einen Schiffspropeller. Die Corona-Krise könnte tausende Arbeitsplätze in der Branche gefährden. (Symbolbild)
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Corona-Krise: Hier sind Tausende gut bezahlte Jobs in Gefahr

Pünktlich zur dritten Tarifrunde in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie haben Arbeitgeberverbände Ergebnisse einer neuen Konjunkturumfrage vorgelegt. Danach stehen in den nächsten Monaten in der Branche viele Jobs auf dem Spiel. Offenbar spielen auch hohe Durchschnittsgehälter eine Rolle.

In der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie droht laut einer Umfrage von Arbeitgeberverbänden in den nächsten Monaten der Verlust von mindestens 4000 Arbeitsplätzen. „Besonders im Schiff- und Flugzeugbau droht angesichts weggebrochener Aufträge ein spürbarer Arbeitsplatzverlust, auch die Autohersteller und -Zulieferer stehen weiter unter schwerem Druck“, sagte Hamburgs Nordmetall-Präsident Folkmar Ukena.

Metallindustrie: Firmen wollen Mitarbeiter entlassen

Der Umfrage von Nordmetall, den Arbeitgeberverbänden Oldenburg und Ostfriesland sowie vom AGV Nord unter ihren Mitgliedsunternehmen zufolge wollen 21 Prozent aller Firmen im Norden in den nächsten drei Monaten ihre Mitarbeiterzahl verringern. In Niedersachsen seien es 35 Prozent, in Schleswig-Holstein 25 Prozent, 20 in Bremen, 17 in Mecklenburg-Vorpommern und neun in Hamburg. Laut Nordmetall nahmen an der Befragung von Mitte bis Ende Januar 174 Unternehmen mit rund 94.000 Beschäftigen aus Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und dem nordwestlichen Niedersachsen teil.

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An diesem Montag starten Nordmetall und die IG Metall in Bremen (17 Uhr) in die dritte Runde der Tarifverhandlungen für die 140.000 Beschäftigten der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie. Bislang liegen deren Positionen weit auseinander. Während die Gewerkschaft für die Metaller ein Volumen von vier Prozent mehr Geld bei einer Tariflaufzeit von zwölf Monaten fordert, lehnt Nordmetall bislang höhere Löhne generell ab.

Metallarbeiter verdienen über dem Bundesdurchschnitt

In der Metall- und Elektroindustrie werden derzeit bereits überdurchschnittlich hohe Bruttolöhne gezahlt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lag der Durchschnittsverdienst im verarbeitenden Gewerbe, wozu beide Branchen gezählt werden, 2019 bei 57.076 Euro. Auf den Monat gerechnet ergibt das rund 4576 Euro. Im Vergleich aller Branchen hat ein Arbeitnehmer in Vollzeit 2019 ohne Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld 3994 Euro brutto im Monat verdient. 

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„Die Krisen-Talsohle seit dem betrieblichen Lockdown im Frühjahr 2020 ist längst noch nicht durchschritten, unsere Unternehmen rechnen in der Breite nicht vor Mitte 2022 mit der Rückkehr zum Vorkrisenniveau“, sagte Ukena. Schon jetzt seien hohe Arbeitskosten für drei von vier Mitgliedsfirmen der größte Standortnachteil im internationalen Wettbewerb. „Wenn die Tarifparteien einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen in Norddeutschland verhindern wollen, dürfen sie den Betrieben keine zusätzlichen Kosten aufbürden, sondern müssen ihnen mehr Flexibilität im Personaleinsatz und in der Arbeitszeitgestaltung ermöglichen“, warnte Ukena.

Corona-Krise trifft Schiffbau besonders hart

Immer noch 38 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage laut Umfrage als unbefriedigend oder schlecht, acht Prozentpunkte weniger als im Oktober. Mit Abstand am härtesten treffe es den Schiffbau, dessen Betriebe die Geschäftslage nun zu 69 Prozent als unbefriedigend oder schlecht bezeichneten (Oktober: 50 Prozent), gefolgt von den Herstellern von Metallerzeugnissen (54 Prozent) und dem Luft- und Raumfahrzeugbau (50 Prozent). (fbo/dpa)

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