Naturwunder im Norden: Diese Eichen sind 1000 Jahre alt – und werden zum Touri-Hotspot
Ivenack –
Sie sind bis zu 35 Meter hoch und äußerst stark: Die Ivenacker Eichen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Fachleute schätzen sie sogar als „stärkste Stieleichen der Welt“ ein. Auf jeden Fall stehen sie gut, denn die letzten heißen Sommer haben ihnen wenig ausgemacht.
Sie sind alt und knorrig, haben Kriege überstanden und selbst Trockenheit scheint ihnen kaum etwas auszumachen. „Den Ivenacker Eichen geht es erstaunlich gut“, sagte Ralf Hecker, Leiter des zuständigen Forstamtes Stavenhagender der Deutschen Presse-Agentur.
Eichen bei Ivenack: Ein nationales Naturmonument im Norden
Das 75 Hektar große Waldgebiet bei Ivenack hat nicht nur die größten Stieleichen der Welt, wie Fachleute schätzen, sondern ist auch Nationales Naturmonument und zum Waldgebiet 2020 des Bundes deutscher Forstleute gekürt worden. Nach der coronabedingten Zwangspause im Frühjahr erleben die Ivenacker Eichen, deren Alter auf 800 bis 1050 Jahre geschätzt wird, derzeit einen wahren Besucheransturm.
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„Täglich um die tausend Besucher zählen unsere Leute“, sagte Hecker. Dabei gibt es neben dem Baumkronenpfad auch neue Tiere zu bestaunen. Zwei junge Turopolje-Schweine laufen aufgeregt durch das Gatter. Sie sind gerade aus Schleswig-Holstein gekommen.
Trotz Trockenheit: Zustand der Riesen-Eichen bei Ivenack hat sich verbessert
Für eine möglichst genaue Einschätzung der Eichen-Vitalität hat Hecker gerade fachlichen Beistand aus ganz Deutschland erhalten. Eine Gruppe von Fachleuten unter Leitung des Baumsachverständigen Jürgen Kutscheidt hat vor allem die fünf größten Baumriesen und den Boden um sie herum genauer analysiert.
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Endgültige Ergebnisse der Analysen von Wurzelgewebe, Regenwurmbesatz, Pilzvorkommen, Blatt- und Zweigwachstum sollen erst im Herbst vorliegen. Aber soviel ist schon klar: „Der Zustand der Rieseneichen hat sich verbessert“, sagte Kutscheidt. „Die Zuwächse an den Ästen sind sehr gut, die Blattfarbe ist schön dunkel und die Blätter haben eine gute Größe.“
„Die richtigen Baumarten an den für sie passenden Standorten“
Das lasse darauf schließen, dass es den Eichen auch im Inneren gut geht. Gestaunt hätten mehrere Wissenschaftler der Gruppe auch darüber, wie gut es den Buchen im Ivenacker Wald geht.
„Es zeigt sich, dass der Standort einfach dafür geeignet ist“, meinte Hecker. Das Waldgebiet liegt am Ivenacker See und hat lehmigen Boden. „Die Bäume haben keinen Trockenstress“, bilanzierte Hecker. Die richtigen Baumarten an den für sie passenden Standorten, das sei die künftige Herausforderung für Wälder über Ivenack hinaus.
Turopolje-Schweine, Mufflons und Damhirsche
Zwei neue junge Turopolje-Schweine musste das Forstamt holen, weil die vorherigen Tiere in diesem Gatter nicht rasserein genug waren, wie sich erst später herausstellte. Mit den schwarz gefleckten Schweinen, Mufflons und Damhirschen erinnern die Forstleute an die früher übliche Tiermast, die die „Hudewälder“ – in denen damals Tiere gehütet wurden – erst möglich machte.
„Sonst wären die Eichen hier längst von Buchen verdrängt worden“, zeigt Hecker auf ein kleines von jungen Buchen dominiertes Waldstück in der Nähe, wo Bäume ohne menschlichen Einfluss wachsen.
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Bis zu 120.000 Besucher kommen pro Jahr inzwischen. „Wir waren schon einmal hier und wollten nun wieder gucken, wie es den Eichen geht und den Baumkronenpfad testen“, sagte Claudia Tauber. Die Berlinerin ist mit Mann und Sohn Emil hier.
Der nötige Abstand wird eingehalten
Überhaupt tummeln sich viele Familien zwischen den Eichen, ohne den nötigen Abstand zu vernachlässigen. Dafür sorgen kleine Geländer und liegen gebliebene starke Äste, von denen immer mal einer herunterfallen kann. „Kaum jemand glaubt, dass diese Riesen im Inneren hohl sind“, erläuterte der Forstamtsleiter. Dafür wurde ein Modell geschaffen, auf dem Kinder besonders gern balancieren.
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Um den Ansturm künftig noch besser zu bewältigen, plant das Land derzeit den Bau eines modernen Besucherzentrums am Eingang. Das könne 2022 passieren, sagte Hecker. Schon vorher sollen weitere Tiere nach Ivenack kommen – Wildpferde aus Polen sollen das Spektrum der Tierhaltung komplettieren.
Gleich für zwei Jahre „Wald des Jahres“
Dies alles können die Forstleute dann auch noch 2021 unter dem Titel „Wald des Jahres“ Interessierten zeigen. Der Bund Deutscher Forstleute hat Ivenack wegen der Corona-Krise und weil deshalb etliche Veranstaltungen ausfielen, gleich für zwei Jahre diesen Titel zuerkannt. Eigentlich auch ein kurzer Zeitraum, wenn man an die uralten Eichen denkt. (dpa)