• Ikonisches Bild aus dem Jahr 2008: Ein erschöpfter US-Soldat nach Kämpfen mit den Taliban.
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20 Jahre Afghanistan-Krieg: Was bleibt nach dem Abzug der Nato-Truppen?

Kabul –

20 Jahre Nato-Einsatz in Afghanistan sollen am 11. September zu Ende gehen. Geplant war: den Terror zu besiegen, Frauenrechte zu stärken, die Demokratisierung voranzutreiben. Und was bleibt, wenn im August die letzten deutschen und einen Monat später die letzten US-Soldaten das Land verlassen? Ein Land, das wie kein zweites von Anschlägen gebeutelt ist, dazu erstarkte Taliban, die schon mit den Hufen scharren, die Macht an sich zu reißen. Die Bilanz nach zwei Jahrzehnten: verheerend.

Eigentlich wollte Abdullah Abdullah sich nur zum geplanten Abzug der Nato äußern. Mit einem selbstironischen Eingeständnis wurde der afghanische Politiker aber über Nacht zum Social-Media-Star in seinem Land. Der Grund: Abdullah erzählte folgende Geschichte: Vor elf Jahren hatte er einen Reporter übelst abgekanzelt, der ihn gefragt hatte, ob der Nato-Einsatz nicht am Ende erfolglos sein werde.

Lachend sagte Abdullah nun vor laufenden Kameras: „Wo auch immer Sie sind: Ich schicke Ihnen meine Grüße, Sie haben eine richtig gute Frage gestellt damals.“ Ein Zusammenschnitt von Abdullahs Rede und der Frage des Journalisten wurde hundertfach auf Facebook, Twitter und TikTok geteilt.

Geschichtsträchtiges Datum für Abzug

US-Präsident Joe Biden hat ein geschichtsträchtiges Datum für den Abzug gewählt. Nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001 hatte sein Vorgänger George W. Bush den „War on Terror“ ausgerufen – den Krieg gegen Terrorismus. Und der Nato-Partner Deutschland folgte. Später ging man zwar nicht mit in einen schlecht begründeten Irakkrieg. Aber den in Afghanistan verteidigte der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) noch 2004 mit den berühmten Worten, dass Deutschlands Sicherheit „auch am Hindukusch verteidigt“ werde.

Im August sollen laut Strucks Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nun die letzten Bundeswehr-Soldaten aus Afghanistan raus. Die Zählungen der zivilen Todesopfer in den 20 Jahren schwankt zwischen 110 000 und 180 000. Gut 2000 US-Soldaten sind gestorben, die Bundeswehr zählt 53 Tote.

Die Bilanz? „Krass ernüchternd“

Und die Bilanz bei den Zielen des Einsatzes? „Krass ernüchternd“ nannte sie Winfried Nachtwei (Grüne) kürzlich in einem Interview mit dem RND. Als Abgeordneter hatte er den Start des Einsatzes damals begleitet. Die Region um Afghanistan und Pakistan gelte auch heute als die mit der höchsten Dichte an Terrorgruppen.  Auch hatte das Land in den letzten beiden Jahren statistisch die meisten Opfer von Terroranschlägen. Außerdem kontrollieren die Taliban wieder große Teile des Landes. Die Regierung in Kabul fürchtet daher den Nato-Abzug. Nachtwei spricht von einer „Rutschbahn zum entfesselten Bürgerkrieg“, die bevorstehe.

Der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig schrieb gestern in der „taz“, dass allerdings auch die afghanische Regierung „zu großen Teilen aus Islamisten“ bestehe. Immerhin einige Teilerfolge sieht der Grüne Nachtwei: So seien die Rechte von Frauen und Jungen deutlich gestärkt worden. Es heiße vor Ort, „das lasse sich nicht zurückdrehen.“ Frauen, die die Taliban-Zeit erinnern, dürften da weniger optimistisch sein.

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Die CDU/CSU-Fraktion begrüßte den geordneten Rückzug als „mutig und richtig“. Die Linke tat das auch, nur mit einem ganz anderen Zungenschlag: „Die Legende von der Verteidigung Deutschlands am Hindukusch ist endgültig in sich zusammengebrochen“, sagte die Vize-Fraktionschefin Heike Hänsel. Nun müsse aufgepasst werden, dass es nicht zu einem zweiten Afghanistan komme, etwa bei weiteren Kriegsbeteiligungen in Mali.

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