Impf-Schwurbeleien: Wie radikale Corona-Leugner die „Katze” für ihre Zwecke benutzen
Mallorca –
Hartnäckig halten sich Gerüchte über die Corona-Impfstoffe: Sie seien nicht ausreichend erforscht, man wisse nichts über Langzeitfolgen, sie könnten sogar unfruchtbar machen. Als auch Daniela Katzenberger in einem Instagram-Livechat über ihre Impfzweifel spricht, wird das prompt von Querdenkern und Corona-Leugnern ausgenutzt.
Ob sie geimpft sei, fragt ein Fan in dem Livechat. „Nee“, antwortet Katzenberger. „Ich bin noch nicht geimpft und ich hab’ es eigentlich auch nicht vor.“ In dem Instagram-Video, das nicht mehr online ist und über das das Portal „Volksverpetzer“ zuerst berichtete, spricht Katzenberger von ihren persönlichen Impf-Bedenken.
Ihr seien die Vakzine noch nicht erforscht genug, besonders Frauen, die noch Kinder bekommen möchten, sollten ihrer Ansicht nach lieber vorsichtig sein. Doch sie berichtet auch von positiven Impferfahrungen aus ihrem Freundeskreis – und distanziert sich von Querdenkern. Ausgerechnet Letzteren kommen die Impf-Zweifel der „Katze“ gelegen: Ein gekürzter und selektiv geschnittener Clip des Videos wird fleißig geteilt, auch auf YouTube ist er zu sehen. So werden die Gerüchte noch weiterverbreitet – aber was ist dran an den Impf-Mythen?
1. Die Impfstoffe sind nicht ausreichend erforscht.
Die Corona-Vakzine wurden zwar in einem Rekordtempo entwickelt – das bedeutet aber nicht, dass sie nicht hinreichend geprüft wurden. Mit dem „Rolling-Review-Verfahren“ wurden schlicht administrative Prozesse effizienter gemacht, auch klinische Studien wurden in Teilen parallel durchgeführt, so wurde Zeit gespart. Auch dass die Pharmakonzerne ihre geballte Finanz- und Personalkraft in die Impfstoffe gesteckt haben, hat zu schnellen Fortschritten geführt. Zudem konnte man auf vorhandene Kenntnisse – zum Beispiel über das SARS-Coronavirus von 2003 – aufbauen. Bevor die Vakzine in der EU zugelassen werden, prüft sie die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) wie jeden anderen Impfstoff nach gängigen Standards.
2. Man weiß nichts über mögliche Langzeitfolgen.
Es ist zwar richtig, dass es noch keine Langzeitstudien gibt, schließlich sind die Corona-Vakzine hierfür noch zu jung. Das ist aber kein Grund zur Sorge: Denn dass erst Jahre später plötzlich Nebenwirkungen auftreten, ist bei Impfstoffen generell nicht bekannt. „Die meisten Nebenwirkungen von Impfungen treten innerhalb weniger Stunden oder Tage auf“, erläuterte Susanne Stöcker vom Paul-Ehrlich-Institut bei „ZDFheute“. „In seltenen Fällen auch mal nach Wochen.“ Denn Impfstoffe wirken im Körper anders als Medikamente: Es reichert sich nichts durch eine dauerhafte Einnahme an. Sie werden auch nicht verstoffwechselt, wodurch keine neuen Zwischenprodukte (Metaboliten) im Körper entstehen. Stattdessen lösen sie eine immunologische Reaktion aus und werden vom Körper zügig abgebaut. Die mRNA-Impfstoffe offenbar schon nach 50 Stunden.
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Trotzdem sind Langzeitstudien bei Impfstoffen normalerweise wichtig. Dabei geht es aber nicht um den Zeitraum an sich, sondern um die Datenmenge, die über eine längere Zeit gesammelt wird. Denn erst wenn viele Menschen geimpft sind, können Zusammenhänge zwischen einer Impfung und sehr seltenen Nebenwirkungen erkannt werden. Bei den Corona-Vakzinen ist das aber wohl nicht nötig: Es werden innerhalb kürzester Zeit so viele Menschen geimpft, dass Nebenwirkungen schnell entdeckt werden können.
3. Impfungen können Frauen unfruchtbar machen.
Dieses hartnäckige, aber falsche Gerücht dreht sich um das Spike-Protein des Virus. Es soll ähnlich aufgebaut sein, wie das Protein Syncytin-1, das bei Frauen für die Plazenta wichtig ist. Die Theorie: Die durch die Impfung hervorgerufenen Antikörper würden sich deshalb in einer Kreuzreaktion an Synytin-1 binden und so die Bildung der Plazenta verhindern – und Frauen unfruchtbar machen.
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Doch zum einen ist die Ähnlichkeit zwischen den beiden Proteinen dem Virologen und Immunbiologen Lars Dölken zufolge nicht groß genug, um eine solche Reaktion zu verursachen. Zum anderen entstehen die Antikörper auch ohne Impfung – wenn man sich mit dem Virus infiziert. Seit Beginn der Pandemie habe es weltweit Millionen Infektionen gegeben, sagte die Virologin Sandra Ciesek im NDR-Podcast. „Es gibt keinerlei Hinweise oder Berichte, dass das zu einer Unfruchtbarkeit bei Frauen geführt hätte.“