Kassierer, Pfleger und Co. : Arbeiten in der Krise – was verdienen die Alltags-Helden?
Sie sorgen für ein bisschen Normalität in der Krise und halten den Laden am Laufen: Kassierer, Pflegekräfte oder Lkw-Fahrer machen trotz Corona-Epidemie ihren Job und halten die Stellung, während andere sich zu Hause vor den Viren schützen müssen. Dafür bekommen sie aktuell Applaus und Wertschätzung von der Bevölkerung – doch wird ihre Aufopferung auch finanziell gewürdigt? Ein Blick auf die Gehälter der Corona-Helden.
Kassierer sitzen mit Mundschutz hinter Plexiglasscheiben, Pflegekräfte schuften in den Corona-Epizentren, Paket-Boten liefern den Menschen Unmengen von Waren, während viele Geschäfte geschlossen bleiben müssen – selten standen Dienstleistungsberufe so im Fokus. Selten wurde den Menschen die Wichtigkeit dieser Jobs so sehr in das Bewusstsein gerufen wie in der Corona-Krise. Als Dank gibt es vielerorts nette Worte und an jedem Abend gemeinsamen Applaus an den Wohnungsfenstern.
Video: Applaus aus Hamburgs Fenstern für die Alltags-Helden
Selbst in der Politik sind die Leistungen der Alltags-Helden längst angekommen. Kanzlerin Merkel lobte sie in ihrer Fernsehansprache vergangene Woche. Union und SPD haben sich gemeinsam dafür ausgesprochen, Beschäftige mit besonderen Leistungen finanziell zu belohnen.
Doch spiegelt sich die Wertschätzung auch im Gehalt wieder? Die MOPO hat einen Blick auf die Gehälter der Alltags-Helden geworfen.
Arbeiten in der Corona-Krise: Das verdienen die Alltags-Helden
Der Einzelhandel ist trotz der Corona-Epidemie vielerorts für die Menschen da. Ohne die vielen Mitarbeiter in den Supermärkten würden die Regale leer bleiben und die Kassen unbesetzt. Sie sind ein Teil der Lebensmittelversorgung und nicht nur in Zeiten der Krise unersetzlich. Eine Fachkraft im Einzelhandel verdient durchschnittlich 2841 Euro im Monat (brutto) . Eine angelernte Mitarbeiterin rund 2361 Euro und eine ungelernte letztlich nur 2189 Euro.
Die Waren, die die Mitarbeiter in den Läden einsortieren und verkaufen, müssen jedoch auch erst einmal am Geschäft ankommen. Dafür sind tagtäglich die Lkw-Fahrer auf den Straßen der Republik unterwegs, um die Versorgung zu sichern. Laut dem Portal „lohnanalyse.de“ liegt der Durchschnittslohn in der Branche bei rund 2.245 Euro brutto.
Pfleger in Hamburg: Arbeiten in den Corona-Epizentren
Und im Gesundheitswesen? Pflegekräfte schuften in unterschiedlichen Schichten tagtäglich und sorgen dafür, dass viele Corona-Infizierte die bestmögliche Versorgung bekommen. Die Mitarbeiter sind täglich in den Corona-Epizentren unterwegs, schieben Überstunden und setzten sich dem Risiko aus, sich selbst anzustecken. Doch auch ohne die Virus-Krise ist der Job kein leichter. Der Verdienst in dieser Branche liegt für Fachkräfte bei rund 3746 Euro brutto in den Krankenhäusern. Angelernte verdienen etwa 2957 Euro, Ungelernte 2576 Euro.
Auch Müll wird weiter produziert und muss abgeholt werden. Die Müllabfuhr muss trotz Krise weiter funktionieren. In dieser Branche verdient man im Schnitt 3395 Euro brutto als Fachkraft. Ein angelernter Mitarbeiter kann mit rund 2975 Euro rechnen. Wer ungelernt in dem Beruf arbeitet, verdient etwa 2473 Euro im Monat.
Wegen Laden-Schließungen: Paket-Boten haben viel zu tun
Da die meisten Läden auf Grund der Verordnungen von Bund und Ländern schließen mussten, boomen aktuell die Online-Shops. Paket-Gigant „Amazon“ will nach Informationen von „ntv“ alleine in den USA 100.000 neue Mitarbeiter einstellen. Doch auch hierzulande erhöht sich die Zahl der Bestellungen. Geliefert werden die Pakete dann von den Paket-Boten, die in der Krisenzeit besonders viel zu tun haben. Eine Fachkraft bekommt im Schnitt für seinen Einsatz etwa 3155 Euro. Eine angelernte Kraft etwa 2510 Euro und ein ungelernter Angestellerrund 2065 Euro.
Damit die Menschen aus den Dienstleistungsbranchen auch zur Arbeit kommen, rollen auch die Busfahrer mit ihren Bussen weiter durch die Stadt. Auch sie sind einer täglichen Ansteckungs-Gefahr ausgesetzt und versuchen, sich durch Abstand zu den Fahrgästen zu schützen.
Laut dem Portal „gehaltsvergleich.com“ liegt der durchschnittliche Lohn in der Busfahrer-Branche bei etwa 2200 Euro brutto im Monat.
(Quelle: Statistisches Bundesamt)
Prämien für Mitarbeiter: Arbeitsminister fordert langfristige Lohnerhöhung
Der durchschnittliche Verdienst in Deutschland für Fachkräfte von aktuell 3596 Euro zeigt, das der Großteil der genannten Berufe unter dem Durchschnitt liegt.
Die ersten Arbeitgeber reagieren jedoch schon jetzt und versprechen Prämien für die Mitarbeiter in der Krisenzeit. Supermarkt-Riese „Rewe“ will Medienberichten zufolge rund 20 Millionen Euro für Prämienzahlungen in die Hand nehmen. Auch Aldi Süd mache sich Gedanken, wie das Unternehmen sich bei den Mitarbeitern erkenntlich zeigen könne, sagte ein Unternehmenssprecher zu „welt.de“. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) kündigte an, eventuelle Sonderprämien von der Steuer zu befreien.
Doch sind Prämien nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Da die Wichtigkeit dieser Jobs gerade jetzt so deutlich wird, forderte unter anderem Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eine dauerhafte Verbesserung der Löhne: „Wir sehen gerade unglaublich viele Heldinnen und Helden des Alltags. Die haben nicht nur warme Worte, sondern langfristig auch bessere Löhne verdient“, sagte Heil den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
„Leistungsträger sind nicht nur Krawattenträger, sondern auch diejenigen, die jetzt im Supermarkt an der Kasse sitzen, die in Krankenhäusern Zusatzschichten schieben oder weiterhin unseren Müll entsorgen.“