„Migranten alle erschießen“: TV-Doku entlarvt AfD-Politiker – Partei reagiert
Ein vermeintlich vertrauliches Gespräch zwischen Christian Lüth, dem ehemaligen AfD-Pressesprecher, und der YouTuberin Lisa Licentia entpuppte sich als alles andere als ein normales Journalisten-Politiker-Treffen im Berliner Regierungsviertel. Beim Abendessen schwadronierte Lüth: Man könne Migranten ja auch „erschießen“ oder „vergasen“.
Vertraulich blieb das Gespräch mit empörendem Inhalt nicht. Tatsächlich war ein Journalistenteam des Senders ProSieben mit verdeckten Kameras dabei. Die Aufnahmen werden heute Abend in der Dokumentation „Deutsch, rechts, radikal“ ausgestrahlt.
TV-Team filmt Gespräch von Lüth und Licentia
In dem Film selbst wird Lüth aus rechtlichen Gründen nur als „hoher AfD-Funktionär“ bezeichnet. „Zeit online“ konnte ihn durch Datenleaks und mehrerer Gespräche mit Informanden aber eindeutig als Gesprächspartner von Lisa Licentia identifizieren.
Der Wunsch des Treffens ging von Lüth aus, mehrfach hatte er die Influencerin angeschrieben. Was er nicht wusste – Licentia wollte aus der rechten Szene aussteigen, so „Zeit online“. So entstand auch der Kontakt zu Reporter Thilo Mischke und dem ProSieben-Team.
Am 23. Februar, am Abend der Hamburg-Wahlen, trafen sich Lüth und Licentia in der Newton Bar in Berlin-Mitte – beobachtet von Kameras.
Lüth: Migranten „erschießen“oder „vergasen“
Der Tonfall des Gesprächs wurde schnell vertraulich. „Man müsse dafür sorgen, das es der Bundesrepublik noch schlechter gehe, denn das würde der AfD politisch in die Hände spielen, soll Lüth nach Angaben der „Zeit online“ gesagt haben.
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Zuletzt geht Lüth voll und ganz in seinen Gewaltfantasien auf. Auf Anmerkung von Licentia, dass seine Aussagen klängen, als wolle er, dass mehr Migranten nach Deutschland kommen, erwiderte er: „Ja. Weil dann geht es der AfD besser. Wir können die nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!“
Aufnahmen entstanden, als Lüth noch im Amt war
Nach Angaben von „Zeit online“ spreche nichts dafür, dass Lüth seine Aussagen ironisch gemeint oder lediglich einen Scherz gemacht hätte. Die Aufnahme entstand, als Lüth noch Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag war. Er gilt als enger Vertrauter des Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland. Im Frühjahr dieses Jahres wurde Lüth wegen schwerer Vorwürfe freigestellt. Unter anderem, weil er sich selbst als „Faschist“ bezeichnet hatte.
Partei reagiert: Lüth fristlos gekündigt
Erst jetzt, kurz vor Ausstrahlung der TV-Doku heute Abend, hat die AfD reagiert. Der Vorstand der Bundestagsfraktion hatChristian Lüth fristlos gekündigt. Fraktionschef Alexander Gauland verkündete die Entscheidung in der Fraktionssitzung. (sr)