Corona im Supermarkt?: So hoch ist das Infektions-Risiko bei Rewe, Aldi und Co.
München –
Supermärkte gehören in der Corona-Pandemie zu den wenigen Konstanten, sie haben wie gewohnt geöffnet. Doch ein Corona-Ausbruch unter den Mitarbeitern einer Rewe-Filiale in Bayreuth und eine Analyse zeigen nun: Besuche im Supermarkt sind nicht ohne Risiko.
Die Versorgung mit Lebensmitteln und Produkten für den täglichen Bedarf muss gewährleistet bleiben. Dennoch: Das Risiko bei Aldi, Edeka, Rewe und Co. ist nicht unerheblich.
Darauf deutet auch der Corona-Ausbruch unter den Rewe-Mitarbeitern in Bayreuth vergangene Woche hin.
Corona-Risiko in Supermärkten
18 Mitarbeiter haben sich in dem Markt mit dem Coronavirus infiziert, nun ist er vorläufig seit letztem Mittwoch geschlossen, berichtet „Merkur.de“.
Kunden sollen nicht betroffen sein – davon geht zumindest das zuständige Landratsamt aus. Eine Sprecherin teilte mit, die Gefahr für Kunden sei „vernachlässigbar“, da „in der Regel ein ausreichend großer Abstand bestand“.
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Für die Mitarbeiter also ein Risiko, für Kunden halbwegs sicher? Das Berliner Data-Unternehmen „NetCheck“ fand mittels einer Analyse anonymisierter GPS- und Mobilfunkdaten heraus, dass rund 30 Prozent der Kontakte auf Begegnungen im Lebensmitteleinzelhandel zurückzuführen sind, berichtet „Focus.de“.
Da in keinem anderen Bereich mehr Kontakte gemessen wurden, sprach das Unternehmen in diesem Zusammenhang sogar von einer „unterschätzten, zentralen Stellschraube“ in der Corona-Pandemie.
Risiko im Supermarkt vergleichbar mit Restaurantbesuch
„NetCheck“ plädiert daher für Einlassungsbeschränkungen, verlängerte Öffnungszeiten sowie mehr Personal, damit die Einhaltung der Hygienevorgaben konsequent umgesetzt werden kann. Denn das Tragen einer Maske allein schließt eine Ansteckung nicht aus: Die Aerosole (kleine Viruspartikel, die beim Ausatmen in die Luft gelangen) können auch noch Stunden nach Verlassen des Ladens infektiös sein.
Wissenschaftler der Technischen Universität haben im Februar die Reproduktionszahlen verschiedener Innenräume verglichen, um das Corona-Infektionsrisiko in Supermärkten richtig einordnen zu können. Studienleiter Martin Kriegel und seine Kollegen konzentrierten sich auf Orte wie Theater, Restaurants und Schulen, berichtet „Merkur.de“. Berücksichtigte Einflussfaktoren sind vor allem die Dauer des jeweiligen Aufenthalts, der Aktivitätsgrad und die Luftzufuhr im Raum.
„Es ist ein einfaches Abschätzungsmodell, das allerdings auf einem detaillierten Infektionsrisikomodell basiert, das an realen Ausbrüchen validiert wurde“, erklärt Kriegel. Der kalkulierte Reproduktionswert bewegt sich ungefähr bei 1. Bedeutet: Unter den aktuellen Corona-Maßnahmen steckt eine infizierte Person maximal einen weiteren Kunden im Supermarkt an.
Das Risiko ist damit vergleichbar mit einem Restaurantbesuch (r= 1,1), aber größer als beispielsweise beim Frisör (r= 0,6) oder im Öffentlichen Nahverkehr (r= 0,8). In Klassenzimmern sei die Infektionsgefahr besonders groß, laut Studie (r= 2,9). (vd)