Forscher sicher: Rätsel um Blutgerinnsel nach Impfung gelöst
Frankfurt (Main)/Ulm –
Das sind vielversprechende Erkenntnisse: Wie es aussieht haben deutsche Wissenschaftler das Thrombose-Rätsel der Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson gelöst – und wissen auch, wie man die Blutgerinnsel verhindern kann.
Ein Forscherteam der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und der Universität Ulm ist davon überzeugt, die Ursache der Blutgerinnsel, die im Zusammenhang mit den Vakzinen aufgetreten sind, gefunden zu haben. Und das Gute daran: Sie sind in der Lage, die Vektor-Impfstoffe so anzupassen, dass die schlimmen Nebenwirkungen komplett vermieden werden könnten, so die Forscher. Das geht zumindest aus der Vorabfassung ihres Forschungsartikels hervor.
Forscher können den Impfstoff optimieren – und Blutgerinnsel verhindern
Die Forscher sehen das Problem in der Weiterverarbeitung des im Vakzin enthaltenen Erbguts des Coronavirus. Damit der Körper eine Immunantwort entwickeln kann, wird bei dieser Impfung die DNA der Oberflächenproteine des SarsCov-2-Erregers, auch Spike-Proteine genannt, über das Genom eines Transportvirus in die Zellen geschleust. So lernt der Körper den Bauplan für das Spike-Protein und kann einen Immunschutz entwickeln.
Hier liegt die Ursache der Thrombosen: Der verwendete Adenovirus entlädt die gespeicherte DNA erst in die Zellflüssigkeit (Zytosol), von dort aus wandert sie direkt in den Zellkern. Dort findet die Abschrift des genetischen Codes, also des Bauplans der Oberfläche des Coronavirus, statt. Bei diesem sogenannten „Splicing“ werden die Protein-Bestandteile im Zellkern so aneinandergereiht, dass Abbilder des Spike-Proteins entstehen. Das Ergebnis ist die Ribonukleinsäure (RNA), die genetische Informationen für den Aufbau des Oberflächenproteins des Coronavirus enthält.
Wie die Wissenschaftler in Experimenten beweisen konnten, kann es bei dieser Weiterverarbeitung der Protein-Bausteine, die die Vakzine von AstraZeneca und Johnson & Johnson liefern, unkalkulierten Splicing-Reaktionen kommen. Und genau die sind das Problem.
14 Menschen in Deutschland nach AstraZeneca-Impfung gestorben
Weil in seltenen Fällen nach Impfungen des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca schwere Thrombosen auftraten, wird das Vakzin in einigen europäischen Ländern derzeit nicht genutzt. Andere Länder haben Altersgrenzen gesetzt. In Deutschland wird der AstraZeneca-Impfstoff derzeit für Menschen ab 60 Jahren empfohlen, Jüngeren kann er auf deren Wunsch hin und nach eingehender Beratung aber auch verabreicht werden.
Das in Deutschland für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut berichtet von 77 Fällen von TTS („Thrombosen mit Thrombozytopenie“-Syndrom) nach Impfungen mit AstraZeneca, 14 der Betroffenen sind verstorben (Stand: 10. Mai). Nach Impfungen mit Johnson & Johnson wurden in Deutschland bisher keine Fälle gemeldet, aber das Mittel kommt hierzulande seltener zum Einsatz.
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Inwiefern die Theorie der deutschen Wissenschaftler aus Frankfurt und Ulm stimmt, müssen unabhängige Gutachter aus dem Fachgebiet der Molekularbiologie noch prüfen. Der sogenannte Preprint, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, wurde zwar schon als wissenschaftlicher Beitrag der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Er muss aber noch begutachtet werden. (miri)