Mutmaßlicher Maddie-Mörder: Heimkind, zig Straftaten – das Leben von Christian B.
Kiel –
Was geschah mit Maddie? Die Bekanntgabe der Mordermittlungen im Fall des seit 13 Jahren vermissten britischen Mädchens hat eine neue Welle internationaler Berichte ausgelöst. Zahlreiche Hinweise gingen bei der Polizei ein. Auch zu dem mutmaßlichen Täter Christian B. Das ist bisher über ihn bekannt.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat gegenüber dem Bayerischen Rundfunk indirekt bestätigt, dass Christian B. aus dem Raum Würzburg stammt. Mehrere Zeitungen berichten nun übereinstimmend, dass der mehrfach vorbestrafte Sexualtäter in dem 16 Kilometer entfernten Dörfchen Bergtheim ausgewachsen ist.
Laut „Daily Mail“ wurde Christian B. als Baby von Brigitte und Fritz B. aus Bergtheim adoptiert, deren Nachnamen er annahm. Nach einem Verkehrsunfall des Adoptivvaters sei Christian B. in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche gekommen, schreibt die „Daily Mail“ weiter.
Fall Maddie: Das ist über den Verdächtigen Christian B. bekannt
Auch die „Mainpost“ schreibt, dass Christian B. in einem Heim gelebt hat. In dieser Zeit soll er laut „Bild“ eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker begonnen, aber nicht abgeschlossen haben.
Wie häufig Christian B. mit dem Gesetz in Konflikt geriet, zeigen seine Einträge im amtlichen Strafregister: 17 mal wird der heute 43-Jährige dort aufgeführt – wegen Diebstahl, Urkundenfälschung, Rauschgifthandel, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoß gegen das Waffengesetz bis hin zu Kindesmissbrauch und Vergewaltigung.
1994 erstmals wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt
1994 wurde er zum ersten Mal wegen sexuellen Missbrauchs zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Anschließend zog er mit seiner damaligen Freundin nach Portugal, wo beide sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielten. Später soll B. als Monteur bei einem Vertrieb für Markisen und Schwimmbadabdeckungen gearbeitet haben.
Ende der 90er Jahre wurde B. in Portugal verhaftet und zur Vollstreckung der Jugendstrafe wegen Kindesmissbrauchs nach Deutschland überstellt. Er verbüßte die Haftstrafe und zog Ende 2000 zurück nach Portugal.
Er lebte nur zehn Minuten von der Ferienanlage der McCanns entfernt
Laut Deutscher Presse-Agentur lebte der 43-jährige Verdächtige im Zeitraum des Verschwindens der dreijährigen Madeleine McCann 2007 am Rand von Praia da Luz – nur zehn Minuten von der Ferienanlage entfernt, in der die Familie McCann Urlaub machte.
Portugiesische Ermittler wollen nun sämtliche Häuser, in denen Christian B. in Portugal gelebt hat, durchsuchen. Dafür sollen auch Grabungsarbeiten auf den Grundstücken durchgeführt werden.
2005 vergewaltigte eine 72-jährige US-Amerikanerin
Aktuell sitzt Christian B. wegen Vergewaltigung einer amerikanischen Touristin in Kiel im Gefängnis. Am 2. September 2005 soll er gegen 22.30 Uhr über die Terrassentür in das Haus der 72-Jährigen in Praia da Luz eingedrungen sein. Das spätere Opfer habe gerade Fernsehen geschaut, als er –maskiert mit einer Sturmhaube und bewaffnet mit einem Krummsäbel – eingedrungen sei und nach Wertsachen gesucht habe, heißt es in dem Urteil des Landgerichts.
Als die Amerikanerin den Einbrecher bemerkte, soll B. sie am Hals gepackt und an den Haaren die Treppe hinauf ins Schlafzimmer gezerrt haben. Mit einem Seil soll B. die Frau gefesselt, geknebelt und ihr die Augen verbunden haben. Dann soll er die Frau vergewaltigt haben und sie gezwungen haben, ihm das Geld aus der Haushaltskasse zu geben – 80 bis 100 Euro.
B. bestreitet die Tat. Doch eine DNA-Spur überführte ihn. Gegen das Urteil am Ende des Indizienprozesses im Dezember 2019 hat Christian B. Revision eingelegt. Die Entscheidung steht noch aus.
Auf Sylt handelte Christian B. mit Drogen
Christian B. lebte nicht durchgängig in Portugal. Zwischendurch zog es ihn immer wieder nach Deutschland, wo er in Augsburg, Braunschweig und Hannover gelebt haben soll. Im Oktober 2011 wurde B. vom Amtsgericht Niebüll zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt – wegen Drogenhandels auf Sylt.
Im Juni 2017 wurde B. wiederum in Portugal festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Damit wurde ein Europäischer Haftbefehl gegen ihn wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes in Braunschweig vollstreckt. Er saß die Strafe ab. Anschließend reiste er nach Italien – wo er im September 2018 erneut festgenommen wurde, weil die Strafaussetzung des Amtsgerichts Niebüll wegen Drogenhandels aufgehoben worden war.
Parallelen zum Verschwinden von Inga (5) aus Sachsen-Anhalt
Die Verteidiger des Verdächtigen wollen sich momentan nicht äußern. Bekannt wurde aber, dass Zusammenhänge zu einem Fall in Sachsen-Anhalt geprüft werden. Die Staatsanwaltschaft Stendal teilte mit, dass sie mögliche Parallelen zwischen dem Fall Maddie und dem Verschwinden der fünfjährigen Inga aus Schönebeck am 2. Mai 2015 prüft. Die Ermittler bitten die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise. (ng)