Trump-Sieg, Weltuntergang, Aggro-Pinguine: Was Hellseher für 2020 prognostiziert haben
Roßdorf/Heidelberg –
Jahr für Jahr sehen Hellseher Weltuntergänge, Katastrophen, Liebesglück und Beziehungsschmerz vorher – in den meisten Fällen zum Glück falsch. Auch 2020 gelangen den Protagonisten einer Analyse zufolge nur wenig Treffer.
Donald Trump siegt bei der US-Wahl – anschließend kommt es zum Weltuntergang. Ein Riesenaffe im King-Kong-Format wird auf einer einsamen Insel entdeckt. Ein Roboter überfällt eine Bank und Pinguine belästigen Menschen in einer Stadt. All das stand ebenso auf der Liste von Vorhersagen von Hellsehern für 2020 wie Vulkanausbrüche, Waldbrände oder Erdbeben – und die Sieger der Olympischen Spiele. Die fanden in diesem Jahr aber gar nicht statt!
Was Hellseher für 2020 prognostiziert haben – und warum sie damit falsch lagen
„Hätten Vertreter dieser Zunft Anfang des Jahres in ihren Prognosen Stichworte wie Lockdown oder Maskenpflicht erwähnt, man hätte sie zwar anfangs belächelt, aber bereits im Frühjahr hätten sie stolz auf ihre Prognosetreffer verweisen können“, teilte die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) in Roßdorf gestern mit. Aber: Wie in jedem Jahr hätten sich Wahrsager, Astrologen und Hellseher auf ganzer Linie blamiert.
„Dass Trump das Ergebnis der Wahl in vielen Bundesstaaten vor Gericht anfechten würde, hat meines Wissens niemand prophezeit“, sagt der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel. Und entgegen anderer Vorhersagen trat Joe Biden tatsächlich an. Dagegen blieb der Weltuntergang nach einem Wahlsieg Trumps ebenso aus wie der Sieg selber.
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Kunkel gefallen indes sowieso die skurrilen Prognosen besser, weil sie unterhaltsamer sind. So erschien der Riesenaffe wie im vergangenen auch in diesem Jahr nicht. Und: Weder der Roboter-Banküberfall noch die zickigen Pinguine in einer Stadt bewahrheiteten sich bislang.
Wurde Corona etwa doch vorausgesagt?
Laut Kunkel versuchten aber einige Protagonisten der Szene ihre Deutungen noch zu retten und etwa als Hinweis auf Corona auszulegen. So sei im Januar von einer Wahrsagerin ein „schlimmes Ereignis“ prognostiziert worden. Bloß: „Wenn man einen Prognosetreffer nachträglich wortreich erklären muss, dann kann die Prognose nicht toll gewesen sein.“
Eine Kritik, die der Deutsche Astrologen-Verband in Heidelberg so nicht gelten lassen will. Es sei ein „Jahr der Extreme“ mit „extremen Maßnahmen und Einschränkungen“ vorhergesagt worden, sagt der Vorsitzende Klemens Ludwig. Auf die Corona-Pandemie sei gleichsam nicht explizit eingegangen worden. „Pluto stand in extremer Verbindung mit anderen Planeten“, so Ludwig. „Was wir am Himmel sehen, sehen ja alle, sie ziehen nur keine Schlüsse daraus.“ Pluto habe ganz eng mit Saturn, Jupiter und Mars zusammengestanden. „Das bedeutet nicht unbedingt viel Gutes.“
Den globalen Höhepunkt der Pandemie sieht Ludwig nun aber überschritten. „Die Dramatik wie dieses Jahr wird es im kommenden nicht geben. Wir können optimistischer in das nächste Jahr blicken“, ist sich der Astrologe sicher.
Immerhin bei einer Sache lag der Astrologe richtig …
Der GWUP zufolge wurden 2020 weit über 100 prognostische Texte aus Büchern, astrologischen Almanachen, Websites, Videos, Blogs oder der Presse ausgewertet. Dabei wurden die Prognosen – soweit möglich – wörtlich genommen und berücksichtigt, wie wahrscheinlich ein Eintreffen ist.
Bei aller Kritik hat Kunkel aber zumindest für Ludwig ein lobendes Wort über. Dieser hatte nämlich für 2020 einen Treffer: Ludwig sah ein Abrutschen des DAX unter die Marke von 8500 Punkten voraus. In der Corona-Pandemie fiel der Aktienindex im März auf 8441,71 Punkte. Na also, geht doch! (mik/dpa)