• „Sie kennen mich.“ - Und das soll nach Winfried Kretschmanns (Grüne) Willen auch so bleiben.
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„Sie kennen mich“: Wie ein Grüner zum Liebling der Häuslebauer wurde

Stuttgart –

„Sie kennen mich.“ – Ob in Heidelberg, Tübingen oder Stuttgart, überall in Baden-Württemberg hängen seit einer Woche großformatige Plakate des Ministerpräsidenten.  Das ironische Merkel-Zitat, dazu der Blick irgendwo zwischen Kompetenz und Schelm: So sieht Winfried Kretschmann (Grüne) sich selbst. So ist er aber auch irgendwie. Am Sonntag wird er wahrscheinlich in seine dritte Amtszeit gewählt. Wie hat der ehemalige Kommunist das geschafft im Land der Häuslebauer?

Von einem Zufall kann man mittlerweile nicht mehr sprechen. Schließlich sehen alle Umfragen Kretschmanns Grüne wieder vorne. Der Landesvater ist beliebt. Und hat gute Chancen, sein Amt weitere fünf Jahre zu behalten. Und doch war es eine historische Besonderheit, die ihn vor zehn Jahren ins Amt des Ministerpräsidenten gespült hat: Unter dem Eindruck der AKW-Katastrophe von Fukushima wurde seine Partei damals zweite Kraft hinter der CDU, bildete die erste grün-rote Landesregierung der Geschichte.

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Kretschmann zeigt’s an: Zum dritten Mal könnte er gewinnen.

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Im „Ländle“ haben die Grünen unter Kretschmann das schon geschafft, was die Parteichefs Baerbock und Habeck auch auf Bundesebene gerne erreichen möchten:  Sie werden als (Volks-)Partei der Mitte wahrgenommen. Anschlussfähig bei Linken und Konservativen. Als Klammer Ökologie und Klimaschutz. Aber auch nicht um jeden Preis, die Wirtschaft muss schon auch laufen. Kretschmanns pragmatisch-schwäbischer Ansatz im Land nicht nur der Häusle-, sondern auch der Autobauer und Ingenieure: Wir wollen Marktführer bei Wasserstoff-Autos werden! Das helfe dann allen.

Autoliebhaber Kretschmann: „Ich kann doch koin Fiat fahre“

Dazu passt auch sein Bonmot vom Politischen Aschermittwoch 2016: „Der Minischderpräsident von Baden-Württemberg fährt ‘n Daimler, baschda. Ich kann doch koin Fiat fahre!“ Das kommt an in der Heimat von Mercedes-Benz und Porsche. Gerade in der zweiten Legislatur, in der er eine grün-schwarze Koalition führte, gab es reichliche Zugeständnisse an die konservative Klientel, etwa in der Polizei-Gesetzgebung.

In der Umwelt- und Klimapolitik sieht die Bilanz gemischt aus. Einerseits wurde viel erreicht: Beispielhaft ÖPNV, Radschnellwege und Luftreinhaltung. Andererseits wurde etwa die Windenergie nur auf gut fünf Prozent Anteil erhöht, nicht auf die angepeilten zehn. Auch deswegen sitzt ihm bei der Wahl nun die „Klimaliste“ im Nacken, die „Fridays for Future“ nahesteht.

Vom Kommunisten zum gläubigen Katholiken

Ein Grund für Kretschmanns Erfolg: Auch die  grüne Klientel im Ländle ist „ziemlich bürgerlich“, wie es Politik-Experte Prof. Frank Brettschneider in der „Zeit“ formulierte. Auch sie gehörten zu den sprichwörtlichen Häuslebauern: „Das ist hier nicht Hamburg-Nord.“ Und die CDU-Klientel fange der Landesvater auch ein. Etwa indem er in Umweltfragen von der „Schöpfung“ spricht. Aus dem Kommunisten der Jugendtage ist ein überzeugter Katholik geworden.

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In den letzten Wochen machte er halblang im Wahlkampf, da seine Frau an Brustkrebs erkrankt ist. Die Chancen für seine Wiederwahl stehen gut: Denkbar wären eine Fortsetzung von Grün-Schwarz, eine Ampel, R2G. Bei der „Forschungsgruppe Wahlen“ scheint sogar die Kombi Grün-Gelb möglich. Das wäre dann ein besonders spannender Treppenwitz der Geschichte: der Ex-Kommunist und die Liberalen einträchtig auf der Regierungsbank.

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