„Zweierlei Maß“: Til Schweiger verteidigt „Querdenker“-Demos – mit dubiosen Argumenten
Berlin –
Til Schweiger (56, „Keinohrhase“, „Honig im Kopf“) ist in den letzten Monaten des Öfteren mit fragwürdigen Äußerungen zum Coronavirus aufgefallen. So manches Mal hatte man gar den Eindruck, er sei unter die Verschwörungstheoretiker gegangen. Jetzt schlägt sich Schweiger auf die Seite der Anti-Corona-Demonstranten – und reproduziert rechte Fake News.
Aber von vorn: Bereits im Mai machte sich der 56-Jährige in einem Instagram-Post über das Robert-Koch-Institut lustig und verharmloste in einem weiteren Instagram-Kommentar Morddrohungen gegen den Virologen Christian Drosten und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.
Corona-Demos: Til Schweiger verteidigt „Querdenker“
Für diese Aktion entschuldigte er sich zwar – „mein Post war nicht nur unbedacht, sondern völlig unangebracht und vor allem überflüssig“ – einen Sinneswandel gab es bei ihm aber offenbar trotzdem nicht.
Das wurde jetzt in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ deutlich, in dem er eigentlich Werbung für seinen neuen Film „Gott, du kannst ein Arsch sein!“ machen wollte. Stattdessen verstieg er sich zu Lobpreisungen der Anti-Corona-Proteste.
Er fände es toll, wenn Menschen von ihrem Grundrecht, zu demonstrieren, Gebrauch machen und es gefalle ihm nicht, dass diese Menschen „diskreditiert“ und „einfach als Nazis oder Aluhüte bezeichnet werden.“
Til Schweiger ätzt gegen „Black Lives Matter“
Die „absolute Mehrheit“ der Berliner Demonstranten seien „Familien, Omas, Opas, Kinder“ gewesen, und keine Nazis, so die Meinung des Filmemachers. Er fände es „schon sehr, sehr, sehr bedenklich“, diese „kollektiv Corona-Leugner oder Covidioten“ zu nennen, so Schweiger. Zu den Angriffen auf Polizisten, den massiven Sachbeschädigungen oder dem versuchten Sturm auf den Reichstag, die am Rande der Berlin-Demo stattfanden, schwieg der 56-Jährige galant.
Auch, dass viele Demonstranten in Berlin Reichskriegsflaggen gehisst haben, ist dem 56-Jährigen wohl entgangen.
Mit seiner Kritik war der Schauspieler damit aber noch lange nicht am Ende: Zuletzt verwies er auf die „Black Lives Matter“-Bewegung, die im Mai an Fahrt aufgenommen hatte und in deren Rahmen es ebenfalls zu Demonstrationen gekommen war.
„Als die stattgefunden haben, hat auch keiner einen Mundschutz getragen – und da war es okay. Diese Demonstranten sind gefeiert worden. Wenn aber Leute für ihre Grundrechte eintreten oder gewisse Maßnahmen infrage stellen, werden sie diffamiert. Da misst man mit zweierlei Maß“, echauffiert sich Schweiger – und reproduziert damit rechte Propaganda und Fake News.
Die Behauptung, bei den BLM-Protesten seien von den Teilnehmern keine Masken getragen worden, ist schlicht unwahr. Bilder von Demonstrationen aus Hamburg und Berlin belegen, dass die meisten Teilnehmer sehr wohl Mund-Nasen-Schutz trugen. Was sich Wut-Schweiger wohl dabei gedacht hat? (rei/skö)