Keine Pflicht: Darf der Supermarkt mich rausschmeißen, wenn ich ohne Maske einkaufe?
Köln –
Die Meinung hat sich in der breiten Bevölkerung mittlerweile weitestgehend durchgesetzt: Das Tragen einer Maske in der Öffentlichkeit ist in der aktuellen Situation angebracht und wichtig. Eine bundesweite Pflicht wie in Österreich gibt es zwar nicht, nur in einzelnen Städten wie Jena oder Hanau oder Sachsen als erstem deutschen Bundesland ist die Maske im öffetlichen Nahverkehr und im Einzelhandel ein Muss. Die Bundesregierung empfiehlt das Tragen lediglich. Das aber „dringend.“ Doch was bringt das Abdecken von Mund und Nase genau? Wen schützt die Maske? Wo bekommt man eine her? Und dürfen mich Ladenbesitzer rauswerfen, wenn ich keine Maske trage?
Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema Atemschutzmasken:
Was für Atemschutzmasken gibt es?
Grundsätzlich lässt sich unterscheiden zwischen einem einfachen Mund-Nasen-Schutz (auch chirurgischer Mundschutz oder OP-Maske genannt) und Partikelfiltrierenden Halbmasken. Von Mund-Nasen-Schutz wird in der Regel gesprochen, wenn es um „Mundschutz“ oder „Atemschutz“ geht. Der Mundschutz besteht aus einer Filterschicht, die zwischen zwei Stoffschichten eingebettet ist. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat ein Papier zum Thema Atemschutzmasken veröffentlicht. Dort sind auch die einzelnen FFP-Klassen des zweiten Maskentyps, der Partikelfiltrierenden Halbmasken, aufgedröselt. Insgesamt gibt es drei Fabrikate. Je höher die Klasse, umso größer ist der schützende Effekt. Entscheidendes Kriterium ist die Durchlässigkeit. Bei FFP1 darf diese maximal 22 Prozent betragen, bei FFP3 nur noch zwei Prozent. Einen komplett sicheren Schutz bieten also auch FFP3-Masken nicht.
Schützt ein Mund-Nasen-Schutz vor dem Coronavirus?
Nein. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) gibt es keine Hinweise darauf, dass eine Mundschutzmaske das Risiko einer Infektion signifikant senken kann. Es könnte sogar der gegenteilige Effekt eintreten: Sie können bei falscher Anwendung mehr schaden als nutzen. Dazu schreibt das RKI: „Nach Angaben der WHO kann das Tragen einer Maske in Situationen, in denen dies nicht empfohlen ist, ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen, durch das zentrale Hygienemaßnahmen wie eine gute Händehygiene vernachlässigt werden können“. Die wichtigste Schutzmaßnahmen sind Händewaschen, in die Armbeuge niesen und den Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten.
Ist ein Mundschutz dann völlig sinnlos?
Nein, denn er kann die weitere Ausbreitung verlangsamen. Darauf wiesen zunächst Virologen um Christian Drosten hin. So könne ein einfacher Mundschutz zum Beispiel bei einer feuchten Aussprache grobe Tröpfchen abhalten. Und er kann dafür sorgen, dass sich der Träger vor Berührungen durch kontaminierte Hände an Mund und Nase schützt. Somit kann das Tragen einer Maske als Ergänzung zu den wichtigsten Maßnahmen verstanden werden.
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Mittlerweile empfiehlt auch das Robert-Koch-Institut das Tragen einer Maske. Auch die Bundesregierung spricht von einer „dringenden Emfpehlung“, die Pflicht, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, gibt es nur lokal begrenzt, beispielsweise in Jena und Hanau. Die Maske dient allerdings nicht zum Selbstschutz, sondern hilft dabei, das Risiko einer Infektion für andere so gering wie möglich zu halten. Da die durch das neuartige Coronavirus ausgelöste Krankheit Covid-19 in nicht wenigen Fällen unbemerkt und teilweise ganz ohne Symptome verläuft, muss quasi jeder Mensch davon ausgehen, das Virus bereits in sich zu tragen. Neben dem geringeren Ansteckungsrisiko weist das RKI nun auch auf den psychologischen Effekt einer Maske hin. Sie könne „das Bewusstsein für ‚physical distancing‘ und gesundheitsbewusstes Verhalten unterstützen.“
Warum trägt nicht jeder eine Maske?
Zuvorderst gibt es schlicht viel zu wenige Masken, der Bedarf ist riesig. Und: Experten weisen darauf hin, dass zuallererst das medizinische Personal Masken benötigt – und diese dort bereits knapp werden. Um die medizinischen Masken dem Fachpersonal zu überlassen, ist es durchaus eine Alternative, sich selbst eine zu basteln.
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Wie trage ich eine Maske richtig?
Die Maske sollte eng anliegen und Nase und Mund vollständig bedecken. Eine effektive Mundschutzmaske sollte einen Metalldraht als Nasenbügel enthalten, damit man die Partie um die Nase genau anpassen kann. Ist die Maske durch die Atemluft durchfeuchtet, muss sie gewechselt werden.
Wo bekomme ich eine Maske her?
Theoretisch lassen sich Mundschutz und auch FFP-Masken im Internet bestellen. Mit Blick auf die Engpässe in Krankenhäusern und die horrenden Preise (normalerweise sind die Einwegmasken Centartikel, bei Drittanbieter kosten sie bis zu zwei Euro das Stück) sollte man sie lieber selbst basteln.
Ich trage keine Maske. Darf mich der Ladenbesitzer rauswerfen?
Ja, Besitzer eines Ladens, auch eines Supermarktes, dürfen Personen, die keine Maske tragen, rauswerfen oder ihnen den Zutritt verwehren. Das ist allerdings keine Corona-spezifische Regelung. Hier greift lediglich das Hausrecht. Zwar dürfen Besitzer nicht wahllos und willkürlich entscheiden, wer den Laden betreten darf und wer nicht. Das Tragen einer Maske kann allerdings zur Bedingung gemacht werden. Ähnlich wie die verringerte Anzahl an Kunden im Laden oder das verpflichtende Mitführen eines Einkaufswagens. (mmü/tli)