Der neue Boss: So will Marcell Jansen den HSV regieren
Am Sonnabend wurden die Weichen für die HSV-Zukunft gestellt. Auf die Beurlaubung von Vorstands-Boss Bernd Hoffmann folgten die Rücktritte der Aufsichtsräte Max-Arnold Köttgen und Thomas Schulz. Marcell Jansen wurde zum neuen Chef des Kontrollgremiums gewählt. Der Ex-Profi ist damit künftig der entscheidende Mann im Volkspark. Was soll sich ändern? Bekommt Investor Klaus-Michael Kühne mehr Macht? Plant Jansen für die Zukunft einen Wechsel in den Vorstand? Am Montag gab der 34-Jährige ein paar Einblicke, wie er den HSV regieren möchte.
Um 14 Uhr hatte der HSV zur virtuellen Pressekonferenz mit Jansen geladen. Eine Frage-Antwort-Runde per Videokonferenz, um die nötige Distanz in Corona-Zeiten zu wahren. Ganz anders soll künftig das Bild innerhalb des HSV aussehen. Alle sollen noch deutlich mehr zusammenrücken – so wünscht es sich Jansen. „Wir schaffen es nur gemeinsam“, betonte der ehemalige Nationalspieler bei seinen Ausführungen gleich mehrfach.
HSV: Keine Zugänge im Aufsichtsrat und Vorstand
Klar ist: Neue Namen und Gesichter soll es auf der Chefetage im Volkspark zunächst nicht geben. Der Aufsichtsrat arbeitet erstmal mit fünf statt sieben Mitgliedern weiter. „Es gibt juristisch keinen Zwang, das aktuell zu ändern. Wir haben alle Kompetenzen im Aufsichtsrat, die wir benötigen“, meint Jansen, der ähnlich über den Vorstand denkt. Nach dem Hoffmann-Aus sollen Sportvorstand Jonas Boldt und Finanzvorstand Frank Wettstein das operative Geschäft allein leiten.
Jansen: „Die Aufgaben werden verteilt und angepasst. Wir fühlen uns dafür gut gerüstet. Mit Boldt und Wettstein haben wir zwei sehr, sehr gute Vorstände. Wir haben vollstes Vertrauen in ihre Arbeit. Ich habe ein gutes Gefühl, dass das neue Duo frei von jeglichen Eitelkeiten immer zu einer Lösung im Sinne des HSV kommt.“
Jansen will nicht in den HSV-Vorstand
Auf die Frage, ob Jansen künftig auch selbst einen Posten im Vorstand anstrebe, gab es vom 34-Jährigen ein ziemlich klares Nein als Antwort. Er möchte Präsident des HSV e. V. bleiben. Seine Ansage: „Wenn man sich für das Präsidentenamt beim HSV bewirbt, geht das nur mit Leib und Seele. Ich bin angetreten, um mein Amt auch mindestens bis zum Ablauf im Jahr 2022 zu Ende zu bringen. Ein Wechsel in den Vorstand ist in meiner Amtsperiode definitiv nicht mein Ziel. Was dann in fünf oder zehn Jahren passiert, kann ich natürlich noch nicht sagen.“
Spannend wurde es beim Thema Klaus-Michael Kühne und einem möglichen Verkauf weiterer Anteile der HSV Fußball AG, um so in Krisen-Zeiten an frisches Geld zu kommen. Jansen, der im permanenten Austausch mit Kühne steht, betonte, dass die Position des Investors keine Rolle bei der Beurlaubung Hoffmanns gespielt habe. „Dass eine solche Entscheidung auf dem Rücken eines großen HSV-Fans und Förderers wie Herrn Kühne ausgetragen wird, ist absolut falsch. Es geht uns allen darum, den HSV gemeinsam zu stabilisieren und zu entwickeln.“
Laut Jansen ist es Kühnes Wunsch, dass der HSV künftig auf breite Schultern aufgestellt ist. „Wir müssen weg davon kommen, dass es immer personifiziert wird.“
Neue Anteilsverkäufe sind möglich
Wie will sich der HSV breiter aufstellen? Sollen mehr als der bislang erlaubten 24,9 Prozent der Anteile verkauft werden? Dazu bräuchte es eine Satzungsänderung, diese müsste die Mitgliederversammlung mit einer Dreiviertelmehrheit genehmigen. Jansen will diesen Vorstoß für die Zukunft zumindest nicht ausschließen. „Wir sind aktuell gut aufgestellt. Wir müssen aber auch gucken, was man alles ausschöpfen kann, um gestärkt durch Corona durchzukommen. Wir müssen an erster Stelle die Überlebensfähigkeit des HSV sichern. Da müssen wir uns alle Themen anschauen – und zwar mit Transparenz und auch den Mitgliedern zusammen. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht, da uns Corona alle überrollt hat.“