• St. Pauli-Präsident Oke Göttlich gehört dem neunköpfigen DFL-Präsidium an, das über die Corona-Krise berät.
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DFL tagt zu Corona: St. Paulis Göttlich: „Der Fußball wird sich komplett verändern“

In der Coronavirus-Krise arbeitet der deutsche Profi-Fußball mit Hochdruck an einem Notfall-Plan. Am heutigen Dienstag konferiert das neunköpfige DFL-Präsidium, dem auch der Präsident des FC St. Pauli, Oke Göttlich, angehört. Auf der Agenda stehen unter anderem die wahrscheinliche Verlängerung der Aussetzung des Spielbetriebs, die mögliche Durchführung sogenannter „Geisterspiele“ bis Saisonende, die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Vereine, die Situation der Rechteinhaber, aber auch Fragen des Fußballalltags wie die Problematik des uneinheitlichen Trainingsbetriebs.

Als Oke Göttlich Ende August 2019 ins Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) gewählt wurde, da konnte er nicht ahnen, dass er sich ein gutes halbes Jahr später als ein verantwortlicher Vertreter der Vereine inmitten der größten Krise des deutschen Fußballs befinden würde und die Sitzung per Video-Konferenzschaltung stattfinden muss, weil ein persönliches Treffen behördlich untersagt ist. So virtuell die Zusammenkunft, so real und greifbar die Probleme.

Fußball: DFL-Präsidium tagt zur Corona-Krise

„Es gibt aktuell sieben bis zehn Themenfelder, die zu besprechen sind, mit sieben bis zehn Wenn-dann-Optionen“, sagt Göttlich im Gespräch mit der MOPO. „Die Situation ist überaus herausfordernd, da die Corona-Krise ein dynamischer Prozess ist und sich der Sachstand permanent verändert. Deshalb ist es unheimlich schwierig, klare Aussagen zu treffen.“

Ziel ist die Entwicklung eines Notfall-Plans für den deutschen Fußball in den nächsten Wochen. „Wir versuchen das Bestmögliche im Worst-Case zu schaffen“, betont Göttlich.

Beschlüsse sind nach MOPO-Informationen nicht zu erwarten, wohl aber Signale an die Klubs in Vorbereitung auf die nächste außerordentliche Mitgliederversammlung der 36 Profivereine am 31. März.

Bundesliga und 2. Liga: Pause wird wohl verlängert

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass spätestens dann die vor einer Woche zunächst bis zum 2. April beschlossene Pause des Spielbetriebs verlängert wird, vermutlich zunächst bis Ende April.

Ganz oben auf der Tagesordnung stehen Spielplan-Szenarien. Das Ziel ist – wenn möglich, medizinisch vertretbar und von der Politik erlaubt – die Saison zeitverzögert zu Ende zu spielen, im Zweifelsfall ohne Zuschauer, was nach aktuellem Stand aus Sicht der Klubs wohl das geringste Übel wäre und die Vereine am wenigsten in ihrer Existenz bedrohen würde.

Oke Göttlich: Es geht um rund 100.000 Arbeitsplätze

Es gehe nicht darum, eine lukrative Spaß-Veranstaltung am Leben zu halten, betont Göttlich. Diese Sichtweise sei falsch und gehe am Thema vorbei. „Beim Fußball geht es um mehr als um Sport. Es geht um 56.000 Arbeitsplätze, die direkt daran hängen sowie indirekt bis zu 40.000 weitere, und damit um Existenzen.“

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Göttlich stellt stellvertretend für seine Gremiumskollegen klar: „Die erste Prämisse des Handelns ist die Gesundheit und das Eindämmen des Virus. Die zweite Prämisse ist die Verantwortung gegenüber allen Menschen, die im Fußball arbeiten.“

Christian Seifert spricht für DFL mit Sky, DAZN, ARD und ZDF

Ein Thema wird auf der von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert geleiteten Präsidiums-Sitzung auch die Lage der Vermarktungspartner und Inhaber der TV- und Medienrechte wie Sky, DAZN, ARD und ZDF sein, die mit ihrem Geld den Profi-Fußball in hohem Maße finanzieren. Seifert steht in permanentem Austausch.

„Bislang verhalten sich alle Beteiligten im und rund um den Profifußball sehr partnerschaftlich und das macht Mut“, zeigt sich Göttlich zuversichtlich, dass auch im Ausnahmezustand weiterhin an einem Strang gezogen wird.

Corona: Göttlich und DFL-Spitze wollen Politik mehr einbinden

Die DFL will ab sofort verstärkt auf die Politik zugehen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. „Es geht auch darum, mit der Politik zusammen Angebote zu entwickeln, um der Gesellschaft Hoffnung zu machen“, sagt Göttlich.

Ein Problem des Fußballs, das in den vergangenen Tagen deutlich geworden ist, ist die uneinheitliche Handhabung des Trainingsbetriebs bei den Vereinen. Bei den meisten Klubs trainieren die Profis individuell zu Hause, beim VfL Wolfsburg aber wieder in kleinen Gruppen unter bestimmten Auflagen.

FC St. Pauli: Noch keine Ausnahmegenehmigung der Stadt Hamburg

Der Kiezklub wartet weiter auf eine Ausnahmegenehmigung der Stadt Hamburg für einen kontrollierten Trainingsbetrieb an der Kollaustraße.

„Die Tatsache, dass einige Vereine trainieren dürfen und andere nicht, muss diskutiert werden“, sagt Göttlich. Das Problem ist die durch den Föderalismus unterschiedliche Handhabung der Corona-Maßnahmen der einzelnen Bundesländer.

Training und Corona: Göttlich kritisiert uneinheitliche Regelungen

„Der Trainingsbetrieb bei den Vereinen muss einheitlich geregelt werden, um die Wettbewerbsgleichheit zu gewährleisten. Wir brauchen eine einheitliche Regelung für alle Profiklubs.“

Ein kühler Kopf sei erforderlich in diesen Zeiten, appelliert der Präsident des Kiezklubs. „Es ist wichtig, aus dem Erregungszustand herauszukommen. Nicht aktionistische und populistische Aktionen sind jetzt gefordert, sondern ein schnelles, aber besonnenes und pragmatisches Handeln.“

FC St. Pauli-Präsident: Keine populistischen Aktionen“

Es gelte, auf die permanenten Veränderungen und neuen Lagen flexibel reagieren zu können. „In diesen Krisenzeiten ist es durchaus ein Zeichen von Stärke, Entscheidungen auch mal revidieren können, wenn es aufgrund von einem veränderten Sachstand nötig ist.“

Mit Prognosen für die kommenden Tage und Wochen hält sich Göttlich aus gutem Grund zurück, ist aber überzeugt, dass die Corona-Krise langfristig enorme Auswirkungen auf die Branche haben wird, auch wenn die Folgen im Einzelnen noch nicht absehbar sind.

Corona: Oke Göttlich über die Folgen für den Fußball

„Der Fußball wird sich komplett verändern“, glaubt der 44-Jährige. Das müsse nicht nur negativ sein. „Die Krise ist auch eine Chance, weil sich jetzt zeigt, wie wichtig gemeinsames und solidarisches Handeln im Profifußball ist. Das ist keine neue Erkenntnis, aber Sichtweise und Fokus haben sich verändert.“

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