„Es gibt Schlimmeres“: Hatte die Spielabsage sogar etwas Gutes für St. Pauli?
Da standen sie alle wieder auf dem Trainingsplatz, frisch wie der Frühling und ohne einen 90-minütigen Kellerkrimi in den Knochen. Nach der diskussionswürdigen Absage des Spiels bei den Würzburger Kickers hat man sich wieder runtergefahren beim FC St. Pauli und geht so entspannt, wie es als Tabellenvorletzter möglich ist, ins Jahresfinale am Sonntag gegen Düsseldorf.
Stressanfällig, aufgeregt, explosiv sind Attribute, die einem bei der Beschreibung eines typischen Ostfriesen irgendwo zwischen Position ein- und zweihundert einfallen würden. Frühestens. Und so war Timo Schultz nichts, aber auch gar nichts anzumerken vom Chaos des Vortages mit der Farce im Frankenland, als die Partie in Würzburg zwei Stunden vorm geplanten Anpfiff abgesagt worden war.
Vor Düsseldorf-Spiel: Schultz hat Corona-Absage abgehakt
Ja, er habe gut schlafen können nach der Heimkehr, sagte der 43-Jährige. „Es dauert ohne Spiel zwar länger, bis der Adrenalinspiegel runtergeht“, gab er zu: „Aber mit dem Moment, als die Entscheidung gefallen war, musste man sich ja eh damit arrangieren. Es ist ja auch nicht so, dass es uns komplett kalt getroffen hat. Wir wussten seit dem Vormittag, dass das möglich ist.“
Natürlich hätte man grundsätzlich gerne gespielt, „wir hatten uns ja auch vorbereitet. Wir hatten schon die Mannschaftsbesprechung gemacht, den Gegner analysiert, jeder wusste Bescheid“. Der Ablauf sei gleichgeblieben: „Wir sind aus der Besprechung raus, in den Bus, zum Stadion.“ Nur anstatt zu spielen, habe man halt die Kabine ausgeräumt.
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„Es war ein Satz mit x“, sagte der trotz allem entspannte Schultz. „Hingefahren, wieder zurückgefahren, ohne ein Spiel gehabt zu haben. Vom Ablauf her hätte das alles ein bisschen glücklicher sein können, die Reise hin und zurück, „das Hochfahren bei mir, bei den Spielern – das ist natürlich etwas, das braucht man nicht unbedingt in der Form. Aber es gibt Schlimmeres, wir nehmen es so an, wie es ist“.
Zumal die Auswirkung auf den Rhythmus der Spieler überschaubar gewesen sei, eventuell in Bezug aufs finale Spiel des Jahres 2020 am Sonntag gar von Vorteil. „Von der reinen Belastungssteuerung ist mir der trainingsfreie Tag gar nicht mal so unrecht“, gab Schultz zu. „Jetzt habe ich noch drei Tage, um auf Düsseldorf zu trainieren.“