• Langes Warten auf nichts: St. Paulis Profis hingen in Würzburg zwischen Baum und Borke.
  • Foto: WITTERS

Die Farce von Würzburg: St. Pauli erfuhr zwei Stunden vor Anpfiff von der Absage!

Däumchen drehen statt Vorbereitung, tatenloses Herumsitzen statt Abstiegs-Krimi: Die für Mittwochabend angesetzte Partie des FC St. Pauli bei den Würzburger Kickers wurde Corona-bedingt abgesagt. Bereits am Morgen hatten die Gastgeber die Meldung publik gemacht. Bis tatsächlich klar war, dass nicht gespielt werden würde, wurde es allerdings früher Abend.

Die Nummer zog sich wie Kaugummi. Stundenlang hing der FC St. Pauli zwischen Baum und Borke, was die Austragung der Partie bei den Würzburger Kickers anging. Gegen 11 Uhr vormittags hatte der Aufsteiger bekanntgegeben, dass sowohl der Kick gegen den Kiezklub als auch das anschließende Auswärtsspiel bei Darmstadt 98 nicht stattfinden könnten.

Positiver Corona-Test im Würzburger Funktionsteam

Grund war ein positiver Corona-Test bei einem Mitglied des Funktionsteams, woraufhin das zuständige Gesundheitsamt 14 Spieler in Quarantäne geschickt habe. So weit, so nachvollziehbar.

Erst einmal. Doch es war zu kurz gedacht. Und das aus mehrerlei Hinsicht.

FC St. Pauli wurde von der Nachricht überrascht

Zum einen in Bezug auf den Gegner. Die Hamburger, natürlich bereits am Vortag angereist, zeigten sich vor Ort von der Absage bass erstaunt, schien die Nummer doch ein Alleingang der Kickers gewesen zu sein.

Dafür spricht das Verhalten der – und da wird’s dann spannend – wohl nicht ins Boot geholten DFL, die schlussendlich dafür zuständig ist, Spiele tatsächlich abzusagen.

DFL bekommt Antrag auf Absetzung sehr spät

Aber das tat der Verband in diesem Fall zunächst nicht. Und so warteten die St. Paulianer, die um 12.20 Uhr einen Tweet absetzten mit dem Inhalt: „Der FC St. Pauli befindet sich mit Blick auf das Auswärtsspiel bei den Würzburger Kickers im Austausch mit der DFL. Bislang gab es noch keine offizielle Spielabsetzung seitens der DFL.“

Würzburg gegen St. Pauli wie Juventus gegen Neapel?

Was wohl daran lag, dass bis zu diesem Zeitpunkt noch gar kein Antrag aus Würzburg in Frankfurt eingegangen war. Und ohne Antrag keine Absage. Gedanken wurden wach an einen Tiefpunkt im italienischen Fußball, als die lokalen Behörden den SSC Neapel nicht zum Auswärtsspiel bei Juventus Turin abreisen ließen, der Verband das aber nicht akzeptierte. Ende vom Lied: Die Spieler von Juve und der Schiedsrichter standen bei geplanter Anstoßzeit auf dem Platz und gingen dann unverrichteter Dinge nach Hause, die Partie wurde mit 3:0 für Juve gewertet.

Das könnte Sie auch interessieren:Neapel droht Serie A mit Klage

Wobei sich im St. Pauli-Fall die Frage stellte, welcher Würzburger wohl das Stadion aufschließen und das Flutlicht anknipsen würde, wenn die eigene Mannschaft dann mit null Punkten dastünde. Andersrum konnten die Hanseaten nicht abreisen, solange nichts offiziell war, weil sie sonst die Gelackmeierten hätten sein können: keine Absage, die Kickers im Stadion, St. Pauli nicht, Punkte weg.

Auch um 14.50 Uhr noch keine Nachricht der DFL

Und so warteten sie. Und warteten. Inzwischen nahte der Sonnenuntergang und schließlich ja auch der planmäßige Anpfiff. Um 14.50 Uhr erneut eine MOPO-Anfrage bei St. Pauli, aber der Verein hatte immer noch keine Ansage von der DFL bekommen, was Sache ist. Immerhin schien inzwischen der Antrag vorzuliegen, aber die Geschichte hatte sich längst zur Farce ausgewachsen und machte keine Anstalten, ein Ende zu finden.

Die Absage bekommt St. Pauli gegen 16.30 Uhr mitgeteilt

Es wurde schließlich kurz nach 16.30 Uhr, als St. Pauli gegenüber kommuniziert wurde, dass die Partie nicht stattfinden wird. Zeitgleich waren bei fussball.de und bundesliga.de Bestätigungen einsehbar geworden.

„Wir sind alles andere als begeistert, erst zwei Stunden vor Anpfiff die offizielle Absage erhalten zu haben“, schimpfte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann und legte nach: „Der ganze Prozess ist höchst fragwürdig und nicht professionell abgelaufen.“

Ein denkwürdiger Tag für den FC St. Pauli. Und ein verlorener im Klassenkampf.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp