Derby-Klatsche: Schalke-Fans wollten offenbar Stadion stürmen – Gerüchte um Tedesco
War es das schon mit Schalke 04? Borussia Dortmund hat seinen Erzrivalen noch näher an den Abgrund gestoßen, das 98. Bundesliga-Revierderby war höchstwahrscheinlich das vorerst letzte.
Der BVB setzte sich bei den Königsblauen dank seiner Jungstars Jadon Sancho und Erling Haaland klar mit 4:0 (2:0) durch und feierte erstmals seit fast 54 Jahren drei Ligasiege in Folge im Ruhrpottklassiker.
Nach herber Pleite: Schalke-Fans versammeln sich vor dem Stadion
Dortmund meldete sich damit nach nur einem Dreier aus den vorangegangenen sechs Punktspielen im Rennen um die Champions-League-Plätze zurück. Die Gelsenkirchener dagegen, die nur eine der letzten 38 (!) Bundesligapartien gewannen, liegen zwölf Runden vor Schluss weiter neun Punkte hinter dem Relegationsplatz zurück und müssen sich auf den vierten Abstieg nach 1981, 1983 und 1989 einstellen.
Mehrere Fans versammelten sich nach dem Spiel vor dem Haupteingang der Arena. Nach Sport1-Informationen sollen Fans um 20.58 Uhr versucht haben, das Tor West am Haupteingang der Veltins-Arena zu stürmen. Die aufgebrachte Gruppe habe an den Gittern gerüttelt. Der Versuch, die Arena zu stürmen, blieb letztlich aber erfolglos.
Die Polizei war offenbar auf eine mögliche Eskalation vorbereitet und soll mit einem massiven Aufgebot in einer Art Menschenkette die Heimspielstätte der Schalker gesichert haben, heißt es. Nach Informationen der Funke-Mediengruppe sollen auch Schlagstöcke zum Einsatz gekommen sein. Mehrere Anhänger hätten sich im Anschluss auf den Weg zu dem Hotel gemacht, vor dem die Schalker Profis ihre Autos parken. Sie wollen offenbar dort, die Profis zur Rede stellen.
Königsblau hatte allerdings auch Pech: Kurz vor dem Anpfiff verletzte sich Rio-Weltmeister Shkodran Mustafi, nach einer halben Stunde schied auch Torhüter Ralf Fährmann angeschlagen aus.
Bei Dortmunder Torfestival: Haaland trifft spektakulär
Sancho brachte den bis dahin weitgehend ideenlosen BVB nach einem kapitalen Fehler des Schalkers Benjamin Stambouli in Führung (42.), noch vor der Pause erhöhte Haaland spektakulär per Seitfallzieher nach Sancho-Vorarbeit auf 2:0 (45.). Nach der Pause trafen Raphael Guerreiro (60.) und erneut Haaland (79.) mit seinem 27. Pflichtspieltor der Saison.
„Wir wollten nach dem Sevilla-Spiel ein Zeichen setzen. Jeder weiß, was das Spiel für die Fans bedeutet. Das ist das wichtigste Spiel in der Saison. Wir hatten einen guten Plan und wenn jeder die Extraschritte macht, sind wir sehr stark“, erklärte ein zufriedener Emre Can und fühlte indes mit den am Boden liegenden Schalkern mit: „Ich wünsche denen alles Gute. Es wäre schade für den Ruhrpott, wenn es keine Derbys mehr geben sollte.“
Reus über deutlichen BVB-Sieg: „Nach dem 3:0 war es dann gegessen“
Auch BVB-Kapitän Reus nahm zum Schalker Dilemma Stellung: „Ich glaube schon, dass sie vor Selbstvertrauen nicht gestrotzt haben. Nach dem 3:0 war es dann gegessen. Ich bin einfach überglücklich, dass wir das Derby gewonnen haben. Für die Brisanz wäre es schon schade, wenn sie absteigen. Wenn ich wählen dürfte, würde ich sie drin lassen.“
Auch Fährmann fällt verletzt aus
Schalke hatte sich zu Beginn des Spiels weit zurückgezogen und überließ dem BVB weitgehend die Initiative. Wenn die Königsblauen mal durch Balleroberung und schnelles Umschalten in die Nähe des Dortmunder Strafraums kamen, misslang der entscheidende Pass in die Spitze. Der BVB kombinierte ganz ansehnlich, aber im letzten Drittel fehlte die Präzision gegen die vielbeinige Schalker Abwehr.
Nach 30 Minuten musste Gross auch noch Fährmann ersetzen. Der dienstälteste Schalker hatte sich bei einem Duell mit Haaland an der Bauchmuskulatur verletzt. Die Schalker Nummer drei im Tor, Michael Langer, kam zu ihrem zweiten Bundesliga-Einsatz, weil die Frankfurter Leihgabe Frederik Rönnow ohnehin verletzt fehlte. „Wir versuchen jede Woche alles rauszuholen. Es ist klar, dass wir traurig, enttäuscht und wütend sind. Es ist eine extrem beschissene Situation“, erklärte Langer später.
Matthäus spricht sich für Ex-Schalker Tedesco aus
„Wir sind heute hierher gekommen um den Derbysieg einzufahren. Die Art und Weise, wie wir die Tore rausgespielt haben, macht uns sehr zufrieden. Als Borusse freut man sich über den Sieg natürlich besonders“, erklärte BVB-Coach Erdin Terzic.
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„Das ist natürlich eine ganz bittere Sache gegen den Erzrivalen zu verlieren. Mit dem dritten Tor war das Spiel natürlich entschieden“, gab ein enttäuschter Christian Gross zu verstehen. Auch dessen Tage als Schalker Trainer sind gezählt. Spätestens nach der Saison ist Schluss. Sky-Experte Lothar Matthäus eröffnete bereits die Diskussion über die Nachfolge. Nach seinen Informationen werde auf Schalke bereits über Ex-Coach Domenico Tedesco diskutiert. Der 35-Jährige steht noch bis Saisonende bei Spartak Moskau unter Vertrag, will den russischen Spitzenklub aber spätestens Ende Mai verlassen. (nis/sid)