Nach Spielabbruch in Paris: Rassistisch? Skandal-Schiedsrichter meldet sich zu Wort
Nach dem abgebrochenen Champions-League-Spiel von Paris St. Germain gegen Basaksehir aus Istanbul zeigen sich viele Fußball-Profis im Internet solidarisch. Und selbst der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mischt mit.
„Diskriminierung hat keinen Platz. Nicht im Fußball, nicht auf der Welt“, schrieb der deutsche Nationalspieler Thilo Kehrer, der für PSG spielt, auf Instagram.
Champions League: Paris gegen Basaksehir nach Rassismus-Eklat abgebrochen
Sein Teamkollege Neymar veröffentlichte ein „BLACK LIVES MATTER“ und von Weltmeister Kylian Mbappé hieß es: „Say no to Racism. M. Webo we are with you“ (Wir sind bei dir).
Nachdem das Team von Trainer Thomas Tuchel wie die Gegner das Feld verlassen und ein deutliches Signal gegen Rassismus gesetzt hatten, bewiesen die Pariser auch danach Haltung.
4. Schiedsrichter Sebastian Coltescu sagt „negru“ zu Istanbuls Co-Trainer Pierre Webo
Warum das nötig war? Der Assistenztrainer der Gäste, der frühere kamerunische Nationalspieler Pierre Webo, hatte in der ersten Halbzeit die Rote Karte gesehen, dabei soll es zu einer rassistischen Beleidigung durch den Vierten Offiziellen gekommen sein.
Sebastian Coltescu wurde vorgeworfen, eine rassistische Formulierung für Schwarze benutzt zu haben, die im Deutschen inzwischen mit dem Begriff N-Wort umschrieben wird. Dieser Ausdruck war im leeren Prinzenpark-Stadion während der TV-Übertragung deutlich zu hören.
Paris gegen Basaksehir wird am Mittwoch wiederholt – neuer Schiri
Die Partie wurde schließlich beim Stand von 0:0 abgebrochen und soll an diesem Mittwoch (18.55 Uhr) fortgesetzt werden. Die UEFA teilte am späten Dienstagabend mit, dass das komplette Schiedsrichter-Team ausgetauscht werde. Der Dachverband kündigte eine gründliche Untersuchung an.
Der niederländische Schiedsrichter Danny Makkelie pfeift nun. Zur Seite stehen dem 37-Jährigen an den Linien sein Landsmann Mario Diks und der Pole Marcin Boniek. Als Vierter Offizieller wurde der Pole Bartosz Frankowski nominiert.
Durch das 3:2 von RB Leipzig gegen Manchester United ist Paris sicher im Achtelfinale, kann die Sachsen aber noch von Platz eins der Gruppe verdrängen.
Schiri-Eklat! Präsident Erdogan verurteilt „rassistische Aussage“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der Basaksehir unterstützt, verurteilte „die rassistische Aussage gegenüber Pierre Webo“ und teilte via Twitter mit: „Wir sind bedingungslos gegen Rassismus und Diskriminierung im Sport und in allen Lebensbereichen.“
Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu lobte das Verhalten der Profis beider Teams. „Heute Abend haben Sportler, Athleten eine historische Entscheidung getroffen gegenüber einer Einstellung, die sie als inakzeptabel beurteilt haben“, schrieb die Ministerin am späten Dienstagabend bei Twitter.
Sie warte die Ergebnisse der Untersuchung ab. „Aber ich kann die starke Symbolik ihrer Geste und ihrer Solidarität nur begrüßen.“
Ex-Hoffenheimer Demba Ba erteilt Schiedsrichter eine Rassismus-Lektion
Wie zudem zu hören war, soll das Schiedsrichter-Team aus Rumänien versucht haben, sich damit zu verteidigen, dass der Vierte Offizielle das rumänische Wort für Schwarzer (negru) benutzt habe und nicht das N-Wort.
Webo, der frühere Hoffenheimer Demba Ba und andere waren anschließend zu hören, wie sie lautstark darauf hinwiesen, dass die Schiedsrichter bei einem weißen Spieler auch nicht „der Weiße“ gesagt hätten, um diesen zu identifizieren.
Schiedsrichter Sebastian Coltescu: „Ich bin kein Rassist!“
Laut dem rumänischen Sportportal „Pro Sport“ soll Coltescu nach dem Spiel gegenüber seinen Verwandten seine Unschuld beteuert haben. „Ich versuche nur gut zu sein. Ich werde keine Nachrichten oder Zeitungen lesen in den nächsten Tagen. Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Rassist bin. Das hoffe ich zumindest“, wird er zitiert.
Dass er sich auch via Twitter geäußert hat, dementierte der rumänische Verband. Coltescu habe dort keinen Account.
Basaksehir twitterte sofort nach dem Vorfall das Logo der UEFA-Kampagne “No to Racism – Respect“. In den sozialen Netzwerken bekundeten Tausende ihre Solidarität, auch Vereine aus Deutschland wieder FC St. Pauli positionierten sich gegen Rassismus.
Champions League: RB Leipzig nach 3:2 gegen Manchester United im Achtelfinale
Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann bekam die Vorfälle im Parallelspiel zunächst nur am Rande mit. Er habe während der Partie gegen Manchester United (3:2) zunächst nur gehört, dass es „um Beleidigungen geht“, sagte er. „Das verurteile ich aufs Schärfste. Wir leben in einer bunten Gesellschaft, das ist auch gut so, so etwas sollte nicht passieren, nicht auf dem Fußballplatz und auch sonst nirgendwo.“
Leipzig steht nach dem Sieg im Achtelfinale. Angeliño (2.), Amadou Haidara (13.) und Justin Kluivert (69.) brachten die zeitweise Hochgeschwindigkeitsfußball spielenden Bullen früh auf Kurs. Bruno Fernandes (80./Foulelfmeter) und Paul Pogba (82.) sorgten noch einmal für Spannung.