Gold-Opas, Petrus und ein „Deutscher“: Das sind die Hauptrunden-Gegner des DHB
Deutschlands Handballer brauchen bei der WM in Ägypten ein riesengroßes Wunder. Nach der bitteren 28:32-Niederlage gegen Spanien im ersten Hauptrundenspiel kann das DHB-Team das angepeilte Viertelfinale quasi abhaken. Gegen Brasilien am Samstag und Polen am Montag sollen trotzdem zwei Siege her (jeweils Anwurf um 20.30 Uhr)
Die MOPO stellt alle Hauptrunden-Gegner der deutschen Mannschaft vor.
Handball-WM: Deutschland gegen Spanien
SPANIEN: Es gibt keine erfahrenere und abgezocktere Truppe bei dieser WM als die spanische Mannschaft von Trainer Jordi Ribera und das hat das Team beim Sieg gegen Deutschland auch bewiesen. Zahlreiche Stars sind seit einer gefühlten Ewigkeit dabei: Die Rückraumspieler Raul Entrerrios (39), Daniel Sarmiento (37), der frühere HSV-Spieler Joan Canellas (34), Jorge Maqueda (32) oder Abwehrchef Viran Morros (37). Linksaußen Angel Fernandez (32) spielt wie der deutsche Keeper Andreas Wolff beim polnischen Topklub Vive Kielce.
„Die Spanier haben ein Durchschnittsalter zehn Jahre älter als wir“, schätzt Bundestrainer Alfred Gislason, der nach der bitteren 28:29-Niederlage gegen Ungarn im letzten Vorrundenspiel den Blick schnell nach vorne richtete. „Sie sind extrem routiniert und haben alle Titel geholt.“ Die Handball-„Opas“ sind Oldies but Goldies.
Der Mitfavorit auf den WM-Titel ist schwer ins Turnier gekommen, gilt aber als typische Turniermannschaft, die sich von Spiel zu Spiel steigert. Zum Auftakt gab es ein 29:29 gegen Brasilien, auch im zweiten Spiel schrammten die Iberer knapp an einer Niederlage gegen Polen vorbei (27:26).
Im Vorrundenfinale gab es dann einen deutlichen 36:30-Sieg gegen Tunesien, aber zu viele Gegentore. Spanien hat kaum Schwächen, bietet auch im Tor mit Gonzalo Perez de Vargas (30) vom FC Barcelona und Raul Corrales (37/KC Veszprem) absolute Weltklasse auf. Die deutschen Spieler haben es beim 28:32 dann zu spüren bekommen.
Handball-WM: Deutschland gegen Brasilien
BRASILIEN: Die Südamerikaner sind ein unangenehmer Gegner, der an einem richtig guten Tag auch mit den weltbesten Mannschaften mithalten kann. Das Auftakt-Remis gegen Spanien ist der Beweis. Im letzten Vorrundenspiel setzte es allerdings eine in der Deutlichkeit überraschende 23:33-Niederlage gegen Polen.
Das letzte Duell zwischen Deutschland und Brasilien gab es bei der Heim-WM 2019. Das DHB-Team siegte in der Vorrunde souverän mit 31:24.
Star der emotional und in der Defensive sehr aggressiv spielenden Brasilianer ist Rückraumspieler Thiagus Petrus vom FC Barcelona, der als Abwehrspezialist einer der weltweit besten seines Fachs ist. Auch Haniel Langaro (ebenfalls Barcelona), Jose Toledo (Vardar Skopje) und Kreisläufer Rogerio Marqes (KC Veszprem) stehen bei europäischen Topklubs unter Vertrag, was ihre Klasse dokumentiert.
Brasilien hat sogar einen „Deutschen“ im Team – zumindest vom Namen her: Rudolph Hackbarth. Der Linksaußen hat deutsche Vorfahren, ist in der brasilianischen Stadt Blumenau geboren, die 1850 von deutschen Einwanderern gegründet worden ist.
Kurz vor der WM sorgte die brasilianische Delegation mit sieben positiven Corona-Tests für Wirbel, darunter waren auch Nationaltrainer Tata Oliveira und Topstar Petrus.
Handball-WM: Deutschland gegen Polen
POLEN: Der Glanz früherer Tage ist schon lange verblasst. Große Namen sucht man vergeblich im Kader der Polen. Die Nationalmannschaft des deutschen Nachbarlandes hat harte Jahre des Umbruchs hinter sich. Bei der WM 2019 war Polen gar nicht erst dabei und bei der EM 2020 schied das Team punktlos schon in der Vorrunde aus. Die Mannschaft setzt sich vor allem aus Akteuren, die in der heimischen Liga spielen, zusammen und soll perspektivisch für die Heim-WM 2023 (mit Co-Ausrichter Schweden) aufgebaut werden.
Mit Rechtsaußen Arkadiusz Moryto, einem der Toptorschützen dieser WM (22 Tore/10 Siebenmeter) und letztjährigem Torschützenkönig der polnischen Liga sowie den Rückraumspielern Szymon Sicko, Michal Olejniczak, Tomasz Gebala und Torhüter Mateusz Kornecki stehen drei Spieler des Spitzenklubs Vive Kielce im Kader. DHB-Keeper Andreas Wolff kennt sie bestens, denn sie sind seine Vereinskollegen.
Der 23-jährige Rückraum-Linke Sicko ist einer der Hoffnungsträger des polnischen Handballs, war in der vergangenen Saison noch an den vom früheren Bundesliga-Star Marcin Lijewski (Flensburg, Hamburg) trainierten Klub Gornik Zabrze ausgeliehen und avancierte dort zum „Spieler der Saison“ der Liga und wurde auch zum besten Nachwuchsspieler gekürt.
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Aus der Bundesliga kennen die DHB-Spieler und eingefleischte Handball-Fans den 2,03 Meter großen Rückraum-Riesen Piotr Chrapkowski (SC Magdeburg), Kreisläufer Maciej Gebala (DHfK Leipzig/ Bruder des erwähnten Tomasz Gebala) sowie Maciej Majdzinski (Bergischer HC), der einst eine Halbserie für den HSV Handball spielte, bevor dieser im Januar 2016 Insolvenz anmeldete und sich vom Spielbetrieb abmeldete.