• Aus und vorbei: Bernd Hoffmann (l.) wurde als Vorstandschef des HSV entlassen, Aufsichtsratsboss Max-Arnold Köttgen trat daraufhin zurück.
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Hoffmanns letzter Tag beim HSV: Ein Aufsichtsrat hatte Tränen in den Augen

Wochenlang schwelte der Zoff der HSV-Bosse, am Sonnabend endete er mit einem lauten Knall: Der Verein trennte sich von Vorstandschef Bernd Hoffmann, der im Zwist mit seinen Kollegen Jonas Boldt und Frank Wettstein den Kürzeren zog. Die unmittelbaren Folgen: Mit Max-Arnold Köttgen und Thomas Schulz traten zwei Hoffmann-Vertraute aus dem Aufsichtsrat zurück, der nun von Ex-Nationalspieler Marcell Jansen geleitet wird. Ein Bosse-Beben, das den HSV aufs Neue erheblich verändern wird.

Als die ersten Aufsichtsräte den Volkspark um 15.17 Uhr verließen, lagen vier Stunden erbitterter Diskussionen und eines entscheidenden Votums hinter ihnen. Nach und nach stiegen sie in ihre Autos und entschwanden, nur Köttgen, zu Beginn der Sitzung noch Chef der Kontrolleure, hatte noch zu tun. Es galt einiges vorzubereiten. Pressemitteilungen und auch einen Filmbeitrag, in dem der 62-Jährige die Entscheidungen des Tages verkündete. Um 16.10 Uhr machte der HSV dann öffentlich, was hinter verschlossenen Türen fixiert worden war: Hoffmanns Ende, Köttgens und Schulz’ Aufgabe, dazu Jansens Beförderung. Ein vierfacher Paukenschlag, der die wochenlangen Unruhen im Verein beenden soll.

HSV-Vorstände Boldt und Wettstein gewannen den Machtkampf gegen Hoffmann

Boldt und Jansen

Sportvorstand Jonas Boldt (Mitte) und der neue Aufsichtsratschef Marcell Jansen (r.) werden nun noch enger zusammenarbeiten.

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WITTERS

Hoffmann ist raus, Sportvorstand Boldt und Finanzvorstand Wettstein hingegen gehen als Sieger aus der Auseinandersetzung hervor. Seit Monaten gab es Missstimmungen im Vorstand. Der immer wieder gehörte Vorwurf: Hoffmann würde sich zu sehr in die Bereiche der beiden Kollegen einmischen, im eigenen Interesse handeln und Alleingänge starten. Boldt und Wettstein wollten sich das nicht mehr bieten lassen und erklärten am vergangenen Mittwoch einem Dreigestirn der Räte (Köttgen, Jansen, Andreas Peters), dass eine Zusammenarbeit mit Hoffmann aus ihrer Sicht nicht mehr vorstellbar sei.

Die Räte zogen daraus am Sonnabend ihre Schlüsse, votierten dem Vernehmen nach mit 5:2-Stimmen für Hoffmanns Aus. Extrem bitter für den 57-Jährigen, der sich seiner Sache bis zuletzt recht sicher war. Vier Stimmen hätten Hoffmann gereicht. Neben Köttgen und Schulz wurden auch Peters und Felix Goedhart dem Lager seiner Unterstützer zugeordnet, während Jansen, Michael Krall und Markus Frömming als klare Hoffmann-Gegner galten. Am Ende aber ging die Rechnung des scheidenden Vorstandschefs nicht auf.

Rund vier Stunden lang tagte der HSV-Aufsichtsrat

Es ist ein weiteres Stück Vereinsgeschichte, das sich am Fuße des Stadions abspielte, in dem der HSV zahlreiche Triumphe und Tragödien erlebte. Ab 11 Uhr waren die sieben Kontrolleure im zweiten Stock des Campus, dem Nachwuchsleistungszentrum des Vereins, zusammengekommen. Draußen patrouillierten Ordner, drinnen wurde heiß diskutiert – und letztlich Hoffmanns Aus besiegelt.

Ein Entscheid, aus dem neben Schulz auch Köttgen sofort seine Konsequenzen zog – und sein Unverständnis äußerte. Der HSV stehe aufgrund der Corona-Krise „vor den größten Herausforderungen seiner Geschichte“, so der 62-Jährige, der sich einen Selbstreinigungsprozess innerhalb des Vorstandes gewünscht hätte und an Hoffmann festhalten wollte. Nun stellte Köttgen fest: „Die mehrheitlich gegen mein Votum getroffene Entscheidung des Aufsichtsrates, sich vom Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann zu trennen, bedeutet für mich, dass ich der HSV Fußball AG weder als Aufsichtsratsvorsitzender noch als normales Mitglied des Kontrollgremiums weiter zur Verfügung stehe. Diese Entscheidung treffe ich schweren Herzens, halte sie aber für notwendig.“ Am Ende seines Statements war Köttgen den Tränen nahe.

Marcell Jansen begründet Hoffmanns HSV-Rauswurf

Beerbt wird er von Jansen, der am Sonnabend zum Chef des zunächst einmal auf fünf Räte geschrumpften Gremiums gewählt wurde. „Wir können uns in dieser schwersten Krisenzeit des gesamten Profifußballs keine Energieverluste und belasteten Vertrauensverhältnisse leisten. Der volle Fokus muss auf die HSV-Interessen gerichtet sein“, stellte der 34-Jährige klar.

Und nun? Vor allem aus dem Lager der Hoffmann zugewandten Personen wurden zuletzt vermehrt Stimmen laut, Jansen wolle selbst neuer Vorstandsboss werden. Das aber bestritt der Ex-Profi stets vehement – obwohl auch HSV-Investor Klaus-Michael Kühne zuletzt zu verstehen gab, sich Jansen im Vorstand zu wünschen. Das Gremium wird nun aber zunächst allein von Boldt und Wettstein weitergeführt.

Klaus-Michael Kühne freut sich über Hoffmanns Entlassung

Kühne dürfte Hoffmanns letzten Tag beim HSV aus seiner Wahlheimat Schweiz allerdings so oder so mit Freude verfolgt haben. Ob der Investor nun wieder im größeren Stil beim HSV tätig wird, ist offen. Die Chancen dazu aber sind zumindest gegeben – denn mit Jansen und Frömming sitzen zwei erklärte Kühne-Freunde im Aufsichtsrat. Hoffmann, der dem Milliardär kritisch gegenüberstand, ist hingegen weg.

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