Aufsichtsrat entscheidet: Der große HSV-Zoff: Zitterpartie für Bernd Hoffmann!
Es dürfte ein langer Tag im Volkspark werden. Wenn die Aufsichtsräte des HSV am Sonnabendvormittag zusammenkommen, werden Entscheidungen erwartet. Bernd Hoffmann (57), Jonas Boldt (38) oder Frank Wettstein (46) – alles deutet darauf hin, dass zumindest einer der drei Vorstände am Wochenende seinen Job verlieren wird. Insbesondere für Vorstands-Boss Hoffmann deutet sich eine Zitterpartie an.
Ist ja nicht so, dass er gerade über Langeweile klagen würde. Max-Arnold Köttgen (61) ist in Zeiten der Corona-Krise noch gefragter als ohnehin schon. Der Vorstandschef des Recycling-Unternehmens Remondis trägt Verantwortung für mehr als 30.000 Arbeitnehmer, die sich momentan an das Prinzip Hoffnung klammern. Der Mann ist es gewohnt Verantwortung zu übernehmen. Am Sonnabend wird er diese als Aufsichtsratschef des HSV wahrnehmen müssen: Köttgen und seine Kollegen stehen vor der bislang wichtigsten Entscheidung dieser Saison. Von welchem Vorstandsmitglied trennen sie sich? Werden am Ende zwei Führungskräfte rasiert? Oder bleibt alles beim Alten?
Ein „weiter so“ ist im HSV-Vorstand nicht mehr vorstellbar
Letztgenannter Punkt, den sich einige Räte noch immer wünschen, müsste spätestens nach den Gesprächen des Donnerstags eigentlich vom Tisch sein. Die Eindrücke, die Köttgen und seine Rats-Kollegen Andreas Peters und Marcell Jansen aus den drei Einzelrunden mit den Vorständen zogen, dürften ein „weiter so“ kaum noch möglich erscheinen lassen. Zu tief sind die Gräben nicht nur zwischen Hoffmann und Wettstein sondern auch zwischen Hoffmann und Boldt.
Genau dieser Punkt ist es, der es für Hoffmann richtig eng werden lässt. Denn während Wettstein bereits in der Vorwoche, im Rahmen der turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung, aufzeigte, dass er sich eine Zusammenarbeit mit dem Vorstandschef nicht mehr vorstellen könne, legte nun auch Boldt nach. Der Sportvorstand soll schonungslos alle Beispiele aufgezählt haben, in denen Hoffmann in seinen Bereich hineinfunkte. Insbesondere Peters soll von der Wucht der Vorwürfe überrascht bis entsetzt gewesen sein.
HSV-Sportvorstand Boldt kritisiert Hoffmann vor dem Aufsichtsrat
Eine Rolle spielte in Boldts Ausführungen abermals der Transfer von Douglas Santos zu Zenit St. Petersburg, den Hoffmann im vergangenen Sommer an seinem Sportvorstand vorbei einfädeln wollte – für eine Summe von neun Millionen Euro plus mögliche Zuschläge von einer Million. Boldt verhinderte das, handelte letztlich zwölf Millionen als Fix-Ablöse plus drei weitere Bonus-Millionen aus. Nach MOPO-Informationen soll Boldt den Räten klar und deutlich erklärt haben, dass der HSV aus seiner Sicht mit Hoffmann im Vorstand keine erfolgreiche Perspektive haben könne. Eine Meinung, die sich mit der Wettsteins deckt. Hoffmann hingegen soll erneut verdeutlicht haben, dass er sich vorstellen könne, in dieser Konstellation weiterzuarbeiten.
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Wie reagiert nun der Rat? Die Karten liegen auf dem Tisch, am Sonnabend wird Köttgen seine Eindrücke vor dem dann kompletten Siebener-Gremium vorstellen und eine Empfehlung aussprechen. Sollte es danach zu Kampfabstimmungen für oder gegen einzelne Vorstände kommen, reicht eine einfache Mehrheit.
Stimmverhältnisse: Darum wird es eng für Hoffmann beim HSV
Eine komplizierte Situation für Hoffmann. Denn mit Jansen, Michael Krall und Markus Frömming werden drei Aufsichtsräte als deutlich Hoffmann-kritisch angesehen, ihre Stimmvergabe dürfte klar sein. Der Vorstandsboss bräuchte also alle vier übrigen Stimmen. Sicher hat er dem Vernehmen nach nur die von Thomas Schulz. Auch Köttgen würde sich nur ungern von Hoffmann trennen. Peters und Felix Goedhart aber gelten als unsichere Kantonisten. Votiert nur einer gegen Hoffmann, wäre der raus.
Nicht unerheblich dürfte aus Sicht der Räte der Blick nach Alternativen sein. Eine hochbrisante Gemengelage. Mit Jansen hätte der Verein einen potenziellen Hoffmann-Nachfolger in den eigenen Reihen. Allerdings bestritt der Ex-Nationalspieler diesbezügliche Ambitionen zuletzt vehement. Auch für Boldt gebe es in Person von Sportdirektor Michael Mutzel, mit dem er eng zusammenarbeitet, Ersatz im eigenen Stall. Mutzel gilt als hochgradig loyaler Geist, der sein Schicksal aber nicht an den Rauswurf einzelner Personen knüpfen würde. Zu Finanz-Vorstand Wettstein gibt es intern keine Alternative.
Die Räte sind am Zug. Hoffmann, Boldt oder Wettstein – am Sonnabend dürfte zumindest einer von ihnen einen Anruf der unangenehmen Art erhalten.