HSV-Aufstieg? Carlo von Tiedemann: „Wir waren noch nie so nah“
Carlo von Tiedemann (77) ist nicht nur seit fünf Jahrzehnten ein echter Entertainer in Radio und TV, er machte sich unter HSV-Fans auch als langjähriger Stadionsprecher im Volksparkstadion beliebt. In der zweiten Folge unseres MOPO-Podcasts „Herz.Schlag.Verein“ (unter anderem kostenlos hier bei Spotify oder hier bei Apple Podcasts) erzählt er viele spannende Geschichten aus seiner HSV-Zeit – und mit dem Namen Hasan Salihamidzic hat er noch immer Probleme.
„Jetzt habe ich noch Schwierigkeiten mit dem Nachnamen“, lacht von Tiedemann im MOPO-Podcast und versucht mehrfach, den Namen Salihamidzic korrekt auszusprechen. Genau wie in seiner Zeit als Stadionsprecher des HSV (1991-1998), in der er „Brazzo“ drei Jahre lang bei den Heimspielen ansagen musste. „Bei Hasan Salihamidzic wusste ich immer: Scheiße, das kriege ich nicht hin!“, erinnert sich von Tiedemann. „Also habe ich mich immer rausgemogelt und gesagt: ‚Freunde nennen ihn…‘ oder so. Das war schon großes Kino.“
HSV: Carlo von Tiedemann hatte Probleme mit dem Namen Salihamidzic
Es war nicht seine einzige Herausforderung im Volksparkstadion, gesteht der heute 77-Jährige: „Ich war berüchtigt dafür, dass sich alle Journalistenkollegen vor mir zu mir umdrehten, wenn ein Tor fiel, ich schob die Scheibe der Sprecherkabine herunter und fragte: ‚Wer hat geschossen?‘ Daraufhin meinten sie, ich sei doch der Stadionsprecher, aber ich sagte immer nur: ‚Ich bin Brillenträger, bitte helft mir!‘“
Hören Sie hier die Podcast-Folge mit Carlo von Tiedemann:
Bis zum Jahr 1998, als er gemeinsam mit Salihamidzic den HSV verließ, hatte von Tiedemann immer großen Spaß am Mikrofon. „Ich habe es sehr genossen, weil ich das Stadionsprechen entertaint habe“, erzählt der NDR-Moderator und ergänzt lachend: „Bis der DFB dem HSV einen Brief geschrieben hat, dass ein bisschen mehr Seriosität am Mikrofon doch angebracht wäre. Ich habe die Fans während des Spiels aufgefordert, mehr mitzugehen. Das ist laut Statuten des DFB nicht gestattet, also haben die Fans und ich uns darauf geeinigt: Wenn ich huste, wussten sie, dass sie wieder ein bisschen mehr Power geben mussten.“
HSV: Carlo von Tiedemann glaubt an den Bundesliga-Aufstieg
Noch heute verfolgt von Tiedemann den HSV begeistert und sitzt bei jedem Spiel vor dem Fernseher. „Ich drücke dem HSV die Daumen“, sagt er, ohne zu früh über den Bundesliga-Aufstieg sprechen zu wollen: „Dieses Wort Aufstieg ist ein schwieriges Wort und ein ganz heißes Thema, da kann man sich die Lippen verbrennen. Die Hoffnung ist da – und ich glaube, sie ist zum ersten Mal real. Wir waren noch nie so nah. Aber ich glaube erst dann, wenn das erste Spiel in der Bundesliga gegen den HSV geht, dass wir wirklich aufgestiegen sind.“
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Der Entertainer spricht bei „Herz.Schlag.Verein“ aber auch sehr offen über die schwierigste Zeit in seinem Leben, als er wegen Alkohol- und Drogen-Exzessen in die Schlagzeilen geraten war. „Sex, Drugs and Rock’n’Roll habe ich leider über eine ziemlich lange Zeit buchstäblich ausgelebt“, sagt von Tiedemann. „Das ist die Zeit, die ich gerne missen möchte. Ich habe es alles verinnerlicht, aber die Narben sind geblieben. Dafür war ich zu weit weggedriftet.“
Carlo von Tiedemann im Podcast: „Ich zeige mich so, wie ich bin“
Verstellt hat sich der Moderator dabei nie. „Ich zeige mich so, wie ich bin, und habe das große Glück, dass der Großteil der Hörer und Zuschauer mich auch so nimmt, wie ich bin“, freut sich von Tiedemann, der am kommenden Freitag sein 50-jähriges Jubiläum beim NDR feiern wird. „Ich habe mir gleich zu Anfang gesagt: Ich muss gar nichts, keiner kann mich zu etwas zwingen. Ich habe meinen eigenen Stil immer beibehalten.“
Dschungelcamp: Carlo von Tiedemann erteilt RTL eine Absage
Deshalb hat von Tiedemann sogar eine hochdotierte Anfrage für die RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ abgelehnt. „Ich habe direkt gedacht, das muss ich nicht haben, und dann haben sie mit Kohle gelockt“, verrät er erstmals im MOPO-Podcast und erzählt: „Ich hätte sehr viel Geld verdienen können. Wenn du plötzlich die sechsstellige Quote überschritten hast, kann man drüber nachdenken. Nur dann ist man abgestempelt als Ex-Dschungelcamper und das ist für das Image nicht so besonders prickelnd. Deswegen habe ich abgesagt – und dabei Tränen gelacht.“
Hören Sie hier die Podcast-Folge mit Carlo von Tiedemann:
In der gesamten Folge des Podcasts „Herz.Schlag.Verein“ hören Sie außerdem, warum sich Carlo von Tiedemann heute nicht mehr ans Mikrofon im Volksparkstadion setzen würde und wie innig sein Verhältnis zu HSV-Idol Uwe Seeler ist. Er spricht auf unterhaltsame Weise über eine unangenehme Begegnung mit Ministerpräsident Daniel Günther, seinen Traum von einem Fallschirmsprung und ein mögliches Ende seiner langen Karriere.