• Louis Schaub.
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HSV-Profi Louis Schaub im Interview: „Von Aaron Hunt kann ich noch viel lernen“

Spätestens seit Mittwoch ist es um ihn geschehen. Da nutzte Louis Schaub Hamburgs wenige Sonnenstrahlen dieser Woche zu einem Elbstrand-Bummel mit Freundin Verena und Söhnchen Nino (zwei Jahre alt). „Hier kann man sich wohlfühlen“, sagt der 25 Jahre alte Winterzugang des HSV, der auf Leihbasis vom 1. FC Köln kam. „Hamburg und ich, das passt.“ Vor der Partie gegen den KSC bat die MOPO den Österreicher zum Gespräch. 

MOPO: Herr Schaub, als Sie im Sommer 2018 aus Wien zum 1. FC Köln wechselten und auf die bevorstehenden Spiele blickten, sagten Sie: „In Hamburg zu spielen, wird sicher ein Highlight“. Wie fühlt es sich mittlerweile an?

Louis Schaub: Es war damals schon cool. Wir spielten hier mit Köln an einem Montagabend, da waren fast 60.000 Fans, eine super Kulisse und tolle Atmosphäre. Das hatte nichts von 2. Liga, das war eher ein Champions-League-Feeling. Und auch jetzt bei meinem HSV-Heimdebüt hier gegen Nürnberg war es super. Ich genieße das.

Sie sind ja Experte auf dem Gebiet: Wie steigt man denn in die Bundesliga auf?

Indem man nicht glaubt, dass es von allein kommt, sondern einen sehr schwierigen Weg konsequent zu Ende geht.

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Im Vorjahr glückte Ihnen das mit dem 1.FC Köln.

Die Lage beim HSV ist jetzt sicher vergleichbar. Auch in dieser Saison ist die Liga wieder sehr ausgeglichen. Du hast viel Ballbesitz, der Gegner steht tief, dir wird nichts geschenkt. So wie beim Spiel in Bochum.

Nach dem 3:1 vom Montag hieß es: Wer solche komplizierten Spiele gewinnt, ist nicht zu stoppen.

Bochum hat das sehr gut gemacht. Zum Glück haben wir nach dem 0:1 schnell ausgeglichen und ab der 70. Minute kamen dann die Räume, die wir uns erhofften und die wir dank unserer Qualitäten genutzt haben. Diese Qualität ist sicher unser größtes Plus. Wir haben sehr viele richtig gute Spieler, auch auf der Bank, sogar auf der Tribüne. Wir können immer nachlegen, egal, wie ein Spiel läuft.

Hand aufs Herz: Haben Sie den Wechsel zum HSV nie als Rückschritt eingestuft? Schließlich sind Sie ja mit Köln aufgestiegen, um in der Bundesliga spielen zu können.

Aber für mich war in diesem Fall der Verein entscheidend. Ob der HSV nun in der 1. oder 2. Liga spielt, war nicht primär ausschlaggebend. Das klingt jetzt arg romantisch, aber für mich sind auch die Wucht eines Vereins, eines Stadions und der Fans wichtig. Das hilft mir, gut zu spielen. Dass ich nun beim HSV spielen darf, davon träumen doch viele.

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Sie werden als Straßenfußballer bezeichnet. Gehen Sie da mit?

Das kann man so formulieren. Ich habe als Kind viel auf der Straße gespielt.

Inwiefern hilft Ihnen das jetzt?

Man sagt ja, Straßenfußballer sterben aus, es geht immer viel zu viel um Taktik. Als Kind kickst du, weil es dir Spaß bringt, du gehst einfach auf den Bolzplatz. Sich da gegen Ältere durchzusetzen, hat mich sicher weitergebracht und mir auch später geholfen.

Ihr Vater Fred (schoss Eintracht Frankfurt 1981 zum UEFA-Cup-Sieg, die Red.) starb bei einem Autounfall als Sie acht Jahre alt waren. Konnte er Ihnen noch Tipps geben?

Das war schwierig. Ich war noch zu jung. Mit acht Jahren weißt du ja noch gar nicht, in welche Richtung du mal gehst.

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Zumindest Sind Sie wie er Offensivspieler.

Es gab nie etwas anderes für mich. Kein einziger Trainer hätte mich jemals nach hinten gestellt. Ich hatte auch nie die Ambitionen, sondern komme lieber selbst zum Abschluss. Wahrscheinlich war ich vorn zu gut, um hinten ausprobiert zu werden (lacht).

Der HSV hat Sie auch verpflichtet, um ein Pendant zu Aaron Hunt zu haben, der im Vorjahr sehr häufig verletzt fehlte. Er ist beim HSV Ihr Kapitän aber auch Konkurrent. Wie beäugen Sie sich?

Man sieht in jedem Training, was Aaron draufhat. Wenn er fit ist, kann er uns extrem weiterhelfen. Ihn an seiner Seite zu haben, kann jedem nur helfen. Aaron hat über 300 Bundesligaspiele gemacht. Von ihm kann ich noch viel lernen.

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Am Sonnabend kommt der KSC, der in der Liga kriselt und im Pokal an Viertligist Saarbrücken scheiterte. Alles andere als ein Sieg des HSV wäre eine große Überraschung.

Dass man in Saarbrücken verlieren kann, habe ich mit Köln ja auch erfahren. Der KSC musste 120 Minuten spielen, hat dann verloren. Das tut sehr weh. Aber sie kommen her und haben nichts zu verlieren – genau das macht sie brandgefährlich! Sollten wir unsere Qualitäten konzentriert ausspielen, stehen die Chancen aber gut, dass wir gewinnen.

Bislang läuft es in diesem Jahr für Sie sehr gut. Ihre Zukunft ist allerdings noch unklar, Sie wurden von Köln nur verliehen. Wenn Sie irgendwann mal auf das Jahr 2020 zurückblicken – was müsste passieren, damit Sie es als gutes Jahr bezeichnen.

Drei Dinge: Der HSV steigt auf, zieht dann die Kaufoption für mich und anschließend fahre ich mit Österreich zur EM. Dann passt’s (lacht). 

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