Boldt über die Finanzen: Was würde das erneute Scheitern für den HSV bedeuten?
Mit der Ausbeute von nur 16 Punkten aus bislang 14 Rückrundenspielen ist der HSV auf dem besten Weg zum dritten Mal in Folge die Rückkehr in die Bundesliga zu verspielen. Was würde das erneute Scheitern finanziell für den HSV bedeuten? Große Sorgen vor dem totalen Kollaps muss man sich laut HSV-Sportvorstand Jonas Boldt im Volkspark nicht machen. Ganz im Gegenteil. Der HSV würde auch ein weiteres Jahr in Liga zwei überleben. Notfalls mit Hilfe neuer Investoren.
„Wir haben uns im vergangenen Sommer bewusst für einen Weg entschieden, der in der Vergangenheit vielleicht nicht so praktiziert wurde. Wir sind wirtschaftlich nicht all in gegangen, sondern haben nachhaltig geplant. Auch Transferüberschüsse haben wir in den letzten Jahren erwirtschaftet“, sagt Boldt, der den HSV trotz Corona-Krise im Vergleich zu einigen anderen Verein weiterhin gut aufgestellt sieht. „Ich glaube, wir sind nicht so bedroht, wie es andere Mannschaften vielleicht sind. Deswegen werden wir diesen Weg weitergehen.“
Spieler-Etat soll von 23 auf 20 Millionen Euro reduziert werden
Heißt im Klartext: Es wird weiter gespart und auf Entwicklung gesetzt. Bei einem weiteren Jahr in der Zweiten Liga soll der Etat für die Profimannschaft von zurzeit 23 Millionen Euro auf 20 Millionen Euro reduziert werden. Statt teurer Einkäufe würde es in der Mannschaft wohl eher Spieler-Verkäufe geben, sofern das Angebot denn stimmt.
Finanziell spürbar und auch schmerzhaft ist bei einem weiteren Nicht-Aufstieg vor allem der Blick auf das Fernsehgeld. In der Ersten Liga würde der HSV rund 35 Millionen Euro bekommen, in Liga zwei sind es nicht mal 20 Millionen Euro. Ändern würde sich auf der anderen Seite bei einem Aufstieg allerdings auch die Ausgaben. Die Mannschaft würde zwangsläufig teurer werden.
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„Wenn du aufgestiegen bist, ist der Verein auch nicht auf einmal auf Rosen gebettet“, sagt Boldt. Ein Problem sind unabhängig von der Ligazugehörigkeit weiterhin die fehlenden Zuschauereinnahmen durch die Geisterspiele. Jedes Heimspiel vor leeren Rängen bedeutet für den HSV ein Umsatzverlust von 1,5 Millionen Euro.
Welche Möglichkeit gibt es, auch ohne Aufstieg und trotz Corona an frisches Geld zu kommen? „Es gibt die Situation, dass der Verein theoretisch die Möglichkeit hätte, durch Investoren später vielleicht noch mal einen anderen Weg zu gehen. Das ist nicht die Frage, die sich heute beantwortet. Aber es ist ein Pfund, das wir noch in der Hinterhand haben“, sagt Boldt.
Über neue HSV-Investoren müssen die Mitglieder entscheiden
Für die Umsetzung bräuchte der HSV erst mal eine neue Rechtsform oder zumindest Satzungsänderung. Denn aktuell sind bereits 24,33 Prozent der Anteile an der Fußball AG verkauft. Mehr als 24,9 Prozent dürfen zurzeit laut Satzung nicht verkauft werden. Der Spielraum ist also überschaubar. Für eine Satzungsänderung ist der HSV auf die Zustimmung der Mitglieder angewiesen. Eine Zweidrittelmehrheit wäre dafür auf einer Mitgliederversammlung nötig.